Menden. Herber Schlag für die Mendener Innenstadt: Glücksgriff schließt. Inhaberin sieht keine Zukunft mehr für das Geschäft und will sich neu aufstellen.
Es ist ein herber Verlust für die Innenstadt: Das Modegeschäft „Glücksgriff“ in der Kirchstraße schließt zum Ende des Jahres. Inhaberin Susanne Leser sieht keine andere Möglichkeit – und bedankt sich für 14 tolle Jahre in Menden, bei allen Kunden und ihren Mitarbeiterinnen.
Der Name ist vielversprechend und war lange Zeit lang auch Programm für Susanne Leser: Glücksgriff. Die Unternehmerin, die bis vor Kurzem auch im Vorstand der Mendener Werbegemeinschaft aktiv war, baute sich mit viel Herzblut ihr Geschäft auf. Zeitweise lief es sogar so gut, dass sie gleich zwei Boutiquen in der Innenstadt betrieb.
Erst die Baustelle in der Innenstadt, dann kam Corona
Doch seit einiger Zeit gibt es immer wieder Hürden, die Susanne Leser mit ihrem Modegeschäft begegnen. Bereits vor vier Jahren, als Susanne Leser das zehnjährige Bestehen ihres Geschäfts feierte, hatte sie eine gewisse Ahnung. „Durchgehalten“ war das Wort, das Susanne Leser benutzte, um die Sorgen zu beschreiben, die die Unternehmerin in der Mendener Innenstadt zu diesem Zeitpunkt hatte. Seit Jahren sinke die Zahl der Kunden, vor allem die Umgestaltung der Fußgängerzone habe zu Umsatzeinbußen geführt, erklärte sie damals. Nur, wenn die Menschen wieder mehr in den Geschäften vor Ort einkaufen würden, so sagte Susanne Leser, könne es auch in Zukunft noch eine belebte Innenstadt geben.
Doch es kam anders. „Erst gab es die große Baustelle in der Innenstadt, dann kam Corona“, sagt die selbstständige Unternehmerin heute. Eine weitere, extreme Herausforderung. Lange Schließzeiten, viele Ideen und Versuche, verhaltende Kunden auch Wochen und Monate nach der Corona-Pause. „Es wurde zwar erst einmal etwas besser“, sagt Susanne Leser, doch richtig erholt, hätten sich die Zahlen nicht. Auch die Abgänge von Douglas, DM und Rossmann aus der Innenstadt hätten zum Abflachen der Besucherfrequenz beigetragen. „Die Menschen sehen Menden nicht mehr als Einkaufsstadt.“
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Susanne Leser habe ihr Bestes gegeben und viele treue Stammkunden, doch die würden zum Überleben schlicht nicht reichen. „Die Frequenz in der Stadt fehlt. Ich habe immer neue, aktuelle Ware und da braucht es einfach eine gewisse Frequenz. Ich lebe von der Beratung und dem Service.“ Das Internet sei eine große Konkurrenz. Die Innenstädte würden sich im Wandel befinden, Menden sei damit nicht allein. „Natürlich macht mich das traurig“, sagt Susanne Leser.
Doch sie glaube nicht, dass es in den kommenden Jahren besser werde. Eher das Gegenteil sei ihrer Meinung nach der Fall. „Man muss den Strukturwandel akzeptieren“, erklärt sie ihre Motive. Auch wenn ihr der Handel und das Geschäft sehr am Herzen liegen würden, ginge es letztendlich um ihre Existenz. „Mir geht es gut. Es waren tolle Jahre.“
Promi Claudia Effenberg reagiert auf Instagram-Posting
Auf Instagram schreibt die Unternehmerin ihren Followern und teilt ihre Entscheidung mit: „Es war eine aufregende Reise, aber nun ist es an der Zeit, neue Abenteuer zu suchen. Wir werden Ende des Jahres die Türen für immer schließen und laden euch herzlich zu unserer großen Abschiedstour ein.“ Und wer kommentiert als eine der Ersten? Ex-Mendenerin und Promi Claudia Effenberg. „Ich habe euch ja erst spät kennengelernt, aber du bist und warst eine Bereicherung für Menden“, schreibt Effenberg. Susanne Leser freut sich darüber. Persönlich konnte sie die Ex-Dschungelkandidatin erst vor wenigen Wochen im Glücksgriff kennenlernen, als Effenberg dort einen Workshop abhielt. Ein Glücksgriff, dass das noch kurz vorm endgültigen Aus geklappt habe.
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Doch nun sei es an der Zeit, die Bremse zu ziehen. Wenn die Arbeit keinen Spaß mehr mache, müsse man etwas ändern. Susanne Leser will sich umorientieren und nicht mehr selbstständig sein. Vorher lädt sie aber alle Mendenerinnen und Mendener ein, bis zum endgültigen Aus weiter zu shoppen: „Wir bekommen weiterhin Ware. Es lohnt sich.“ Sie bietet Rabatte an und will verschiedene Aktionen starten. Es soll kein Abschied mit Tränen werden, sondern ein persönlicher Neustart.