Arnsberg. . Die Unternehmen im Sauerland und an der Soester Börde bekommen zunehmend die Folgen der Rezession in Südeuropa zu spüren. Sie erwarten aber nur eine vorübergehende Durststrecke und planen keine großen Abstriche bei Personal und Investitionen.

Die Rezession in großen Teilen Europas bremst die exportorientierte Wirtschaft Südwestfalens zunehmend aus und trübt die Geschäftserwartungen der Betriebe. Das lässt sich aus der aktuellen Konjunkturumfrage des Unternehmensverbandes Westfalen-Mitte ablesen, an der sich 119 Firmen mit rund 25.000 Beschäftigten beteiligten. „Die Euro-Krise schlägt durch“, bilanziert Verbandschef Egbert Neuhaus bei der Vorstellung der Ergebnisse in Arnsberg.

Mehr als die Hälfte (55 Prozent) der befragten Betriebe zwischen Hochsauerland und südlichem Münsterland rechnet danach für die erste Jahreshälfte mit schlechteren oder „gleich schlechten“ Geschäften. Vor einem Jahr lag die Zahl der Pessimisten nur bei einem Drittel. Lichtblicke sind indes die ungebrochene Investitions- und Ausbildungsbereitschaft; auch ein radikaler Stellenabbau ist nicht in Sicht.

Auftragsperspektiven

Die Ursache der gedrückten Stimmung zum Jahresbeginn ist die deutlich verschlechterte Auftragslage. Kritisch, so Neuhaus, werde vor allem das Auslandsgeschäft gesehen. Fast 60 Prozent der Befragten (Vorjahr: 40%) fürchten hier einen unverändert schlechten Ordereingang (18%) oder gar eine (weitere) Verschlechterung (41%). Die Krise in Südeuropa hat die Nachfrage aus dieser Region weitgehend zum Erliegen gebracht. Neuhaus: „Da immer noch ein Großteil der Exporte unserer Mitgliedsfirmen nach Europa geht, ist das für viele schon ein ­essenzielles Problem.“

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Deutlich skeptischer beurteilen die Betriebe aber auch ihre Geschäftsperspektiven im Inland. Fast die Hälfte (49%) erwarten hier mittlerweile eine anhaltend schlechte oder schlechtere Auftragslage - vor Jahresfrist war es auf hohem Niveau nur gut jeder Dritte (35%).

Ertragslage

Dass es den Betrieben im Sauerland und an der Soester Börde trotzdem mehrheitlich alles andere als schlecht geht, wird beim Blick auf die Ertragslage deutlich. Drei Viertel der Befragten bewerten diese noch als gut (24%) oder zumindest befriedigend (51%). Allerdings fürchten inzwischen 35 Prozent (Vorjahr 25%) absehbar schrumpfende Erträge.

Beschäftigungspläne

Trotz der Auftragsflaute wollen die Unternehmen überwiegend (71%) an ihrer Stammbelegschaft festhalten. Neuhaus führt dies auf die Erfahrungen aus der letzten Krise 2009 zurück - die Lehre nämlich, mit Entlassungen zurückhaltend zu sein. „Wir haben daraus gelernt und auch die passenden Instrumente in der Schublade.“ Zwar hat sich der Anteil der Betriebe, die Arbeitsplätze streichen wollen, binnen Jahresfrist auf 18 Prozent verdoppelt. Aber gut jede zweite Firma plant stattdessen beschäftigungssichernde Maßnahmen. Viele nutzen die Flexibilität von Arbeitszeitkonten (43%) oder bauen Leiharbeiter-Stellen ab (32%), was sich bereits in steigenden Arbeitslosenzahlen bemerkbar macht. Den durchschnittlichen Anteil von Zeitarbeitsplätzen bei den Betrieben im Verbandsgebiet bezifferte Hauptgeschäftsführer Dr. Volker Verch mit fünf Prozent, „bei einigen etwas mehr, bei anderen etwas weniger“.

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Und immerhin jeder vierte der Befragten prüft die Einführung von Kurzarbeit. Hochgerechnet auf die rund 360 Mitgliedsunternehmen schätzt der Unternehmensverband den tatsächlichen Anteil aber geringer ein, so Verch: „10 bis 15 Prozent werden kurzarbeiten lassen.“ Ein Absturz sei nicht in Sicht, betont Neuhaus: „Dass Kurzarbeit wie 2009 flächendeckend eingeführt wird, ist nicht zu befürchten.“ Dagegen spricht auch, dass immerhin 13 Prozent der Firmen sogar Neueinstellungen planen.

Lehrstellen-Angebot

Der absehbare Mangel an Nachwuchs-Fachkräften sorgt zudem für eine stabile Ausbildungsbereitschaft. Gut drei Viertel der Betriebe planen ein unverändertes Lehrstellenangebot, und die Zahl derer, die es ausbauen (13%) oder einschränken (12%) wollen, hält sich etwa die Waage.

Investitionsplanung

Auch bei den Investitionen machen die Betriebe keine Abstriche. 42 Prozent planen mit gleich hohen Budgets, weitere 18 Prozent wollen sie sogar aufstocken. „Die Unternehmen sind vorsichtig, aber durchaus bereit, Geld in die Hand zu nehmen“, bilanziert Neuhaus. Diese unverändert hohe Investitionsbereitschaft sieht er als Indiz, dass die Betriebe keine tiefgreifende Krise befürchten. Fazit: „Wir haben eine ausgeprägte Konjunkturdelle, die aber hoffentlich im Laufe des Jahres wieder verschwinden wird.“