Arnsberg. .

Für den 47-jährigen Angeklagten, einen gebürtigen Arnsberger, geht’s um ‘ne ganze Menge. Und vielleicht ist es ja die massive Angst vor einer sehr langen Freiheitsstrafe, dass er trotz erdrückender Beweise die Beteiligung am bewaffneten Überfall am 18. Mai diesen Jahres auf die Filiale der Spardaka Oeventrop in Rumbeck vehement leugnet. Zu Beginn des gestern eröffneten Prozesses vor der 2. Großen Strafkammer des Arnsberger Landgerichts unter Vorsitz von Willy Erdmann sagte der heute in Paderborn-Delbrück lebende Mann: „Auch wenn vieles gegen mich spricht, ich habe wirklich mit dieser Sache absolut nichts zu tun.“

Und als die noch heute unter starken Ängsten leidende Bankangestellte als Zeugin ausführt, wie sie durch den maskierten Täter mit einem ca 30 cm langen Messer bedroht und gezwungen wurde, ihm die Barbestände von 26 600 Euro auszuhändigen, da beugt er sich nach vorn zur Zeugin mit den Worten: „Ich kann Ihnen wirklich in die Augen gucken, ich war es wirklich nicht“.

Dass die Beweise mit jeder weiteren Zeugenaussage aber so erdrückend werden, dass wohl nichts mehr gegen seine Täterschaft spricht, scheint ihn wenig in seiner Argumentation zu beeinflussen. Und als zum Abschluss des ersten Prozesstages ein DNA-Gutachten verlesen wurde, indem klar festgestellt worden war, dass die Spuren auf der bei der Flucht verlorenen Tatmaske fast zu 100 Prozent mit der DNA des Angeklagten übereinstimmen, gibt es nur noch ein ungläubiges Kopfschütteln auf der Anklagebank.

Zu Beginn des Verfahrens hatte der 47-Jährige gelernte Forstwirt der Kammer berichtet, dass er sich am Tattag zwar in der Nähe des Tatorts aufgehalten habe, aber nicht, um eine Bank zu überfallen, sondern um etwas gegen seine überflüssigen Pfunde zu tun. Er sei in seiner alten Heimat joggen gewesen. Vom Kloster bis zum Lattenberg. Und da habe er sogar eine Spaziergängerin mit Hund nach der Uhrzeit gefragt. Punkt 13.58 Uhr. Also konnte er wohl nicht gleichzeitig um 13.55 Uhr die Spardaka-Filiale überfallen haben. Für ihn logisch. Und als er dann in Rumbeck wieder ankam, hätte ihm ein älteres Paar von einem Banküberfall erzählt, der wenige Stunden zuvor stattgefunden habe. Zufälle gibt’s. Den Richtern sagte der 47-Jährige wörtlich: „Ich erzähl hier keinen Müll, so unglaublich das auch klingt“.

Dagegen wusste er wenig zu erwidern, als eine Anliegerin in den Zeugenstand trat, ihn sofort identifizierte, als jenen Mann, der mehrere Wochen vor der Tat über zehn Mal in der Nähe der Volksbank von verschiedenen Personen gesichtete wurde. Aber immer sei er mit Baseballkappe und in schwarzer Kleidung herumgelaufen und sehr schnell wieder verschwunden, wenn er sich beobachtet gefühlt habe.

Während des Überfalls habe der Täter zwar bedrohlich mit einem Messer gefuchtelt, sei aber höflich gewesen und habe sogar zur Bankangestellten gesagt: „Bitte drehen Sie sich mal um“. Ein Bankräuber, der bitte sagt, sei wohl eher ungewöhnlich, vermutete die Frau.

Kurios auch, dass der Täter bei seiner Flucht durch den Ort von einem Zeugen beobachtet und verfolgt wurde. In der Nähe des Klosters verloren sich dann die Spuren. Er konnte entkommen, verlor aber die Maske mit den oben erwähnten DNA-Spuren. So wurde er wenig später im Kreis Gütersloh dingfest gemacht, just zu einem Zeitpunkt, als er gerade mit einer neuen Maske und Baseballkappe eine weitere Bank überfallen wollte.

Der Prozess wird am 12. Dezember fortgesetzt. Ob sich der Angeklagte bis dahin zu einem Geständnis durchringen wird, war zumindest gestern Nachmittag noch nicht zu erkennen.