Arnsberg. Die REA Wohnen GmbH scheint auch das Wasser nicht bezahlt zu haben. Die Stadt Arnsberg jedoch versichert den Mietern: Kein Abstellen.
Die Frage, ob die Immobilienfirma Rea Wohnen GmbH neben dem Strom auch weitere Verbindlichkeiten in der Vergangenheit nicht bediente, scheint geklärt zu sein. Denn auch die „Wasserrechnung“ steht offen. Dies teilte die Stadt Arnsberg auf Nachfrage dieser Redaktion mit. „Wir konnten uns aber dahingehend einigen, dass die Zufuhr nicht gekappt wird und das Wasser trotzdem weiterläuft“, so Michael John, Stadt Arnsberg.
John hat sich dem Thema innerhalb der Stadtverwaltung angenommen und prüft nun die weitere Vorgehensweise. „Wir kommen Schritt für Schritt voran“, sagt er, „Bis Ende nächster Woche erwarten wir weitere Ergebnisse, so dass wir in der übernächsten Woche erneut mit den Mieterinnnen und Mietern sprechen werden.“
Indes teilten weitere Mieter der betroffenen Häuser mit, dass der Strom noch nicht in allen Häusern wieder angestellt worden sei. „Bei uns geht der Strom noch nicht wieder - welche Häuser in der Breslauer Straße noch ohne Strom sind, ist mir nicht bekannt“, so die Melderin, „Da ich mich mit einem Rollator bewege, wäre das Licht im Treppenhaus und auf der Kellertreppe für mich extrem wichtig.“
Teilerfolg in Gierskämpen: Seit dem 31. Mai läuft teils der Strom wieder
„Seit heute Morgen ist der Allgemeinstrom wieder da“, sagt Danny Kalkwarf. „Scheinbar hat der öffentliche Druck gewirkt.“ Es sei eine Dame im Auftrag von Westnetz vor Ort gewesen, die den Strom wieder eingeschaltet habe - jedoch nichts zu den Gründen sagen wollte.
„Wir haben im Sinne der betroffenen Mieterinnen und Mieter eine Wiederherstellung der Versorgung mit Allgemeinstrom angestoßen“, teilt der eon-Sprecher Dirk Strittmatter auf Nachfrage dieser Redaktion mit. „Mit der Wohnungsgesellschaft stehen wir in Kontakt und sind zuversichtlich, dass sich die noch offenen Fragen nun zeitnah klären lassen.“
Damit ist den Anwohnenden der Breslauer Straße und Rosenberger Straße in Arnsberg-Gierskämpen zumindest ein Teilerfolg gelungen.
Rea Wohnen GmbH offenbar untergetaucht: Mieter fordern Antworten
„Wir schaffen Lebensraum“, hieß es letztes Jahr noch auf der Webseite der Rea Wohnen GmbH in Pullach i. Isartal, die nun im Internet nicht mehr erreichbar ist. Und weiter: „Dabei steht der Mieter im Mittelpunkt.“ Eine Backpfeife für die Mieterinnen und Mieter auf der Breslauer Straße und Rosenberger Straße in Arnsberg. Denn sie sind Opfer genau dieser Firma, die nun untergetaucht zu sein scheint.
Rea Wohnen GmbH zahlt keinen Strom: E.on stellt ab
Seit gut einem Monat stehen die Mieterinnen und Mieter mehrerer Immobilien in Gierskämpen ohne „Allgemeinstrom“ da, weil der Eigentümer den Strom nicht bezahlte (wir berichteten). Schon damals ist es weder den Anwohnenden noch der Redaktion gelungen, die Rea Immobilien GmbH zu erreichen.
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Auch der Stromanbieter E.on hörte von der Immobilienfirma nichts. Bis heute hat sich an diesem Zustand nichts geändert. „Die Situation in den Häusern in der von Ihnen genannten Straße in Arnsberg ist unverändert“, so Sprecherin Kathrin Hansen. „Auch weiterhin gilt: Sobald der Umstand, der zu der Sperrung führte, behoben wurde, stellen wir die Versorgung wieder her.“ Kurzum: Sobald die Rea Wohnen GmbH bezahlt, gibt es wieder Strom - aber genau das bleibt aus.
Die Folge: Nicht nur, dass das Licht im Haus- und Kellerflur sowie die Klingeln nicht funktionieren, auch die an den Strom angekoppelten Heizungsanlagen stehen still. Das i-Tüpfelchen: Alle Mieterinnen und Mieter, die über Vodafone Telefon/Kabelfernsehen und Internet beziehen, stehen ohne „Verbindung zur Außenwelt“ da, wie es V. Schrick sagt. Sie ist sauer.
Ebenso wie rund 40 weitere Anwohnende der betroffenen Immobilien. Sie alle sind der Einladung der Stadt Arnsberg am Dienstagabend in den Jugendtreff Gierskämpfen gefolgt, um sich einerseits schlau zu machen, inwieweit die städtische Verwaltung sie unterstützen kann, andererseits aber auch, um sich endlich einmal Luft zu machen. Auf diese und weitere Missstände der Gebäude hinzuweisen.
Stadt Arnsberg mietet 30 Wohnungen der Rea Wohnen GmbH
Denn auch die Stadt Arnsberg ist Mieterin bei der Rea Wohnen GmbH. „Wir haben 30 Wohnungen der insgesamt 100 Wohneinheiten angemietet, die Rea Wohnen gehören“, so Michael John, zuständig für Jugend, Familie, Soziales und Integration in Arnsberg. „Auch wir erreichen die Vermieterin nicht.“ Gemeinsam mit Bürgermeister Ralf Paul Bittner stellt er sich den Sorgen, Nöten und Fragen der geprellten Anwohnenden.
„Wir wollen uns als Stadt ganz klar mit Ihnen und euch solidarisieren“, führt Bürgermeister Ralf Paul Bittner in Gespräch ein. „Wir haben das als Stadt erkannt - auch wenn wir nicht direkt zuständig sind und nicht direkt handeln können. Aber wir können versuchen, Sie zu unterstützen und uns Ihre Sorgen anhören.“
Schimmel in den Wohnungen; keine Heizung
Und diese werden direkt geäußert: Es gebe viel Feuchtigkeit in den Wohnungen, schon ausgeprägter Schimmel. „Aufgrund des Schimmels in unserer Wohnung ist diese eigentlich nicht mehr bewohnbar - das wurde festgestellt“, sagt ein Anwohner der Rosenberger Straße. „Das geht auf die Gesundheit - ich bin Vater von zwei Kindern.“ Man bekäme diesen Schimmel auch nicht in den Griff, da die Feuchtigkeit immer wieder von außen in die Wohnungen eindringe. Und die Rea Wohnen GmbH? Reagiert nicht; ist nicht erreichbar.
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Kein Allgemeinstrom, keine Heizung. „Wir haben jetzt schon seit über einem Jahr, seit dem 5. Mai 2023, keine Heizung mehr“, sagt eine weitere Anwohnerin der Rosenberger Straße, „da haben wir ein dickes Schloss vorgekriegt und keiner wusste wieso!“ Erst sei gesagt worden, dass die Heizung kaputt sei und repariert würde - später jedoch hätte sie gemerkt, dass ein dickes Schloss am Gaszugang angebracht worden sei. Seitdem heize sie mit einer Elektroheizung.
Dies bestätigen auch weitere Anwohnerinnen und Anwohner der betroffenen Straßen in Gierskämpen. Ebenso, dass auch die Außenanlagen (Rasen, Dachrinne etc.) nicht mehr instandgesetzt würden. Aber all diese Dinge würden mit den Mieten und Nebenkostenüberweisungen bezahlt - auch die Kosten für den Gemeinschaftsstrom.
Wird auch das Wasser bald abgestellt?
Viele Mieterinnen und Mieter hätten sich mittlerweile an Rechtsanwälte gewandt, so einer Betroffener, aber auch diese kämen nur bedingt weiter. Einer soll sogar geraten haben, die Miete einfach nicht mehr zu bezahlen - die Vermieterin würde dann schon flott. Doch die meisten Anwohnenden möchten sich rechtlich absichern, endlich Antworten - vor allem aber endlich jemanden erreichen, der zuständig ist.
„Seit 2021 habe ich Probleme mit den Abrechnungen. Ich habe fünf verschiedene Adressen, wo ich hingeschrieben habe. Das war nach München, in die Niederlande, nach Paderborn, nach Griechenland und nach Essen“, sagt eine Bewohnerin. Auch telefonisch sei sie zunächst nicht durchgekommen, dann habe man die Zuständigkeit verleugnet. „Wer ist zuständig?“, fragt sie.
Und wo laufen überhaupt die aktuellen Mietzahlungen ein? Wer bezahlt nun den Allgemeinstrom? Und wie sieht es mit Wasser und Nebenkosten (Müllgebühren etc.) aus? Müssen die Anwohnenden damit rechnen, dass auch noch das Wasser abgestellt wird?
Stadt lädt erneut ein in drei Wochen
„Wir werden uns zunächst einmal dafür einsetzen, dass das Wasser weiter fließt“, sagt Michael John, der sichtlich geschockt von den Zuständen der betroffenen Häuser in Gierskämpen ist. „Wir werden uns auch mit den anderen betroffenen Städten vernetzen und uns erkundigen. In etwa drei Wochen werden wir Sie dann erneut einladen und über die Ergebnisse informieren.“
Insgesamt empfehlen Michael John und Ralf Paul Bittner den Mieterinnen und Mietern der Breslauer Straße und Rosenbergerstraße, sich ggf. gemeinschaftlich einen Anwalt zu suchen, um entsprechend an ihr Recht zu kommen.
Die Stadt Arnsberg werde nun auch prüfen lassen, inwieweit ein strafbares Handeln der Rea Wohnen GmbH vorliege und was in Vergleichsfällen unternommen worden sei.
Erneute Versuche dieser Redaktion, die Verantwortlichen der Rea Wohnen GmbH zu erreichen, blieben bislang erfolglos. Wir berichten weiter.