Sundern. Der Kindergarten Brandhagen in Sundern geht neue Wege und baut mit Unterstützung eines lokalen Surpermarktes Gemüse und Salat selbst an
Wo kommen eigentlich Möhren und Kohlrabi her? Und wie sehen Radieschen aus? Immer mehr Kinder kennen Gemüsesorten bestenfalls vom Einkauf im Supermarkt. Dass das Gemüse aber in der Erde wächst und dafür Sonne und Wasser sowie gesunden Boden benötigt, wissen immer weniger Kinder.
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Um diese Entwicklung umzukehren, gibt es eine regionale Aktion der Supermarktkette Edeka, die Kindergärten dabei unterstützt, Gemüse und Salat selbst anzupflanzen, später zu ernten und den Kindergartenkindern Wissen rund um den Gemüseanbau zu vermitteln. Seit 2021 beteiligt sich der Bewegungskindergarten Brandhagen an dem Projekt. Jedes Jahr im April oder Mai kommen von Edeka beauftragte „Einpflanzer“ in die Bildungseinrichtung, um die sogenannten Maxikinder bei der Pflege des Hochbeets zu unterstützen.
„Die Maxikinder sind bei uns diejenigen, die bald in die Schule kommen. Das sind in der Regel die Sechsjährigen oder Kinder, die in Kürze dieses Alter erreichen. Nach dem gemeinsamen Einpflanzen besteht ihre Aufgabe darin, in den nächsten Wochen und Monaten das eingepflanzte Saatgut zu gießen und zu schauen, dass alles gut wächst“, erklärt Kinderpflegerin Patricia Schulte-Rosier.
Die Patenschaft für das Sunderner Projekt hat der Marktkauf übernommen, da dieser Supermarkt zum Edeka-Konzern gehört. Der kommissarische Geschäftsleiter Dennis Kressemann betont: „Die Ernährungsbildung ist uns sehr wichtig. Denn auch wir stellen immer wieder fest, dass sich immer weniger junge Menschen gesund und ausgewogen ernähren. Wir begleiten das Projekt jetzt seit drei Jahren und wollen das auch in Zukunft fortsetzen.“
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Das Unternehmen stellt neben dem Hochbeet und dem benötigten Saatgut auch noch Schürzen und Gießkannen für die Kinder sowie Informationsmaterial zur Verfügung. Außerdem erhält jedes Kind als „Gemüseprofi“ eine Urkunde für seine Beteiligung. Das kommt bei den Sechsjährigen gut an, wie Enya aus Sundern erklärt: „Bei uns zu Hause gibt es regelmäßig Salat. Meine Mama macht den mit grünen Blättern und Möhnen, aber auch mal mit Kartoffeln und Ei. Ich finde das auch toll, dass wir hier auch herumgetanzt haben.“
Das Tanzen, welches Enya erwähnt, gehört zum pädagogischen Teil der beiden Einpflanzer Anas Kasmi und Achraf Azoum, die extra nach Brandhagen gekommen sind. „Zu Beginn machen wir ein Warm-Up. Die Kinder sollen spielerisch das Einpflanzen für sich entdecken. Deswegen fragen wir, welche Gemüsesorten sie schon kennen, wie diese aussehen und was sie mögen. Danach gibt es verschiedene Tanzformen für einzelne Gemüsesorten, die wir einpflanzen. Bei den Möhren hebt man beispielsweise die Hände in die Höhe und springt hoch“, sagt Anas Kasmi.
Sieben Wochen lang bereisen Kasmi und Azoum Kindergärten im Ruhrgebiet und dem Sauerland. Bis zu zwölf in einer Woche. „Man merkt schon einen Unterschied, während im Ruhrgebiet viele Kinder tatsächlich manche Gemüsesorten gar nicht kennen, sieht das im ländlichen Raum wie hier in Sundern anders aus. Da haben die Kids doch noch mehr Kontakt zum Gemüseanbau“, so Anas Kasmi.
Nach dem Aufwärmen und dem kleinen Tanz geht es dann auch ans Einpflanzen. Jedes Kind trägt eine Schürze und hat eine eigene Gießkanne. Gemeinsam versammelt man sich rund um das Hochbeet. Anas und Achraf erklären welche Sorten eingepflanzt werden. „Grabt mal kleine Löcher wie ein Bagger“, fordert Anas die Kinder auf. Schon buddeln sie mit ihren Fingern in der Erde. Danach soll jedes Kind die Hand aufhalten und in der Handinnenfläche die Saatkörner für Möhren und Radieschen in Empfang nehmen. Achraf verteilt das Saatgut. Dann wird alles von den Kindern vergraben. Mit „Gute Nacht“ wird der Vorgang beendet. Zum Schluss kommt noch der Salat in die Erde und dann wird gegossen.
„Nun müssen wir ein paar Wochen warten und dann können wir das Gemüse ernten“, erklärt Patrica Schulte-Rosier. Zusammen mit den Kindern werden dann Gemüsesnacks zubereitet. Denn schließlich soll das Gemüse nicht nur zur schönen Ansicht gepflanzt werden. „Wir wollen den Kindern natürlich auch zeigen, dass und wie man damit Speisen zubereiten kann.
Auf Kartoffeln und Tomaten muss im Hochbeet verzichtet werden. Das hat praktische Gründe, wie Anas Kasmi erklärt. „Wenn die Tomaten noch grün sind, gepflückt und dann verzehrt werden, ist das gefährlich. Weil die dann giftig sind.“ Kartoffeln wiederum hätten zu lange Wurzeln, die das Anpflanzen anderer Gemüsesorten im Hochbeet schwierig mache. Deshalb beschränke man sich in der Regel auf Möhren, Kohlrabi, Radieschen und Salat.