Arnsberg. Die Augen tränen, die Nase juckt: Es ist Pollenflugzeit. Mehr Kinder und Jugendliche leiden unter Heuschnupfen. Arnsberger Arzt mit Tipps.
Schätzungsweise 30 bis 40 Prozent der Menschen in den Industrieländern sind mittlerweile von einer oder mehreren Allergien geplagt. Luftverschmutzung, Klimawandel und veränderte Lebensbedingungen spielen dabei eine große Rolle.
Durch den Anstieg der jährlichen Durchschnittstemperatur dauert die Pollenflugzeit auch immer länger, und die erhöhte Konzentration an Kohlenstoffdioxid in unserer Atmosphäre sorgt dafür, dass die Allergenität und Produktion von Pflanzenpollen ansteigen. Dr. med. Bernd Lackner erklärt, was Allergien auslösen und/oder verschlimmern kann, und was insbesondere Eltern tun können, um Allergien bei ihren Kindern vorzubeugen.
Wie sehen typische Symptome einer Pollenallergie aus?
Niesen, laufende und/oder verstopfte Nase, juckende oder tränende Augen, Husten, Atembeschwerden (Engegefühl Brust, Husten, Asthma). Weitere Symptome können eine Müdigkeit und Abgeschlagenheit sowie Kopfschmerzen sein. Chronisch rezidivierende Erkrankungen der Nasennebenhöhlen sowie der Lunge können im Weiteren eine Folge von Allergien sein. Es ist wichtig, diese Symptome ernst zu nehmen und gegebenenfalls einen Arzt aufzusuchen, um die Allergie zu diagnostizieren und entsprechend zu behandeln.
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Und wie lange müssen Betroffene mit den Symptomen rechnen?
Die Dauer der Symptome kann variieren, abhängig von der Intensität der Allergie und dem Ausmaß der Entfaltung. In der Regel können die Symptome bei saisonalen Allergien wie Heuschnupfen mehrere Wochen oder Monate anhalten, solange das Allergen in der Luft vorhanden ist. Als Kreuzallergien können Pollenallergiker auf u.a. Obst und Nüsse reagieren. Es ist wichtig, dass Allergiker ihre Auslöser identifizieren und geeignete Maßnahmen ergreifen, um ihre Symptome zu kontrollieren und zu minimieren.
Inzwischen gibt es sogar Apps, die einem sagen, welche Blütenpollen aktuell „aktiv“ sind. Was halten Sie von solchen Apps?
Solche Apps, die Informationen über aktuelle Blütenpollenaktivitäten (z.B. Pollenflugkalender NRW) liefern, können für Allergiker sogar sehr nützlich sein. Denn sie ermöglichen es den Betroffenen, ihre Aktivitäten entsprechend anzupassen und Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen, um ihre Symptome zu minimieren. Solche Apps können auch dabei helfen, individuelle Auslöser zu identifizieren und mögliche Zusammenhänge zwischen Symptomen und Pollenbelastung zu erkennen. Dies kann dazu beitragen besser zu verstehen, wie die Allergie funktioniert und welche Maßnahmen am effektivsten sind.
Welche Maßnahmen können Betroffene akut ergreifen, um die Symptome der Allergie zu lindern?
Es können kühle Kompressen auf geschwollene oder juckende Hautpartien sowie auf die Augen zur Reduktion des Juckreizes und der Schwellung aufgetragen werden. Antihistaminika können verwendet werden. Diese Medikamente blockieren die Wirkung des Histamins, das bei einer allergischen Reaktion freigesetzt wird und somit die Symptome wie Juckreiz, Niesen und Hautausschlag lindern kann. Ein abschwellendes Nasenspray kann helfen, verstopfte Nasenwege zu öffnen und die Atmung zu erleichtern. Für eine verzögerte und länger anhaltende Wirkung kommen Kortison als Nasensprays, Tabletten oder Depot-Spritzen zum Einsatz. Des Weiteren können Brillen mit seitlicher Abdeckung sowie Luftreiniger angewendet werden. Ein Luftreiniger kann helfen, Allergene wie Pollen aus der Luft zu filtern und somit die Symptome zu lindern. Viele Pollen befinden sich auf der Haut, den Haaren und der Kleidung. Die Auslagerung der Kleidung aus dem Schlafzimmer sowie das Duschen vor dem zu Bett gehen können hierbei Linderung verschaffen.
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Gibt es bestimmte Dinge, die eine Allergie auslösen bzw. verschlimmern können?
Luftverschmutzung, Zigarettenrauch und Chemikalien, Infektionen der Atemwege, Stress und psychische Belastungen, ungeeignete Ernährung sowie Mangel an Bewegung und körperlicher Aktivität. Eine gesunde Lebensweise mit einer ausgewogenen Ernährung, ausreichend Bewegung und Stressmanagement können das Immunsystem stärken und die Symptome einer Allergie mildern. Veränderte Lebensgewohnheiten z.B. durch den zunehmenden Einsatz von Desinfektionsmitteln, eine übermäßige Hygiene und ein vermehrter Einsatz von Antibiotika können das Immunsystem zudem schwächen und die Entwicklung von Allergien begünstigen.
Sehen Sie eine vermehrt auftretende Pollenallergie bei Kindern und Jugendlichen?
Laut Studien entwickeln etwa 11 – 13 Prozent der Kinder und Jugendlichen im Laufe ihres Lebens eine Pollenallergie (Quelle: RKI). Es gibt Hinweise darauf, dass eine Kindheit im Freien und der Kontakt mit der Natur das Risiko für die Entwicklung von Allergien verringert. Dies wird oft als „Hygiene-Hypothese“ bezeichnet, die besagt, dass ein zu sauberes und hygienisches Umfeld das Immunsystem nicht ausreichend stimuliert und dazu führen kann, dass es überempfindlich auf harmlose Substanzen wie Pollen reagiert. Kinder, die viel Zeit im Freien verbringen, haben möglicherweise ein stärkeres und widerstandsfähigeres Immunsystem, da sie einer Vielzahl von Mikroorganismen und Umweltreizen ausgesetzt sind. Auf der anderen Seite können Kinder, die viel Zeit drinnen verbringen und vor dem Tablet oder anderen Bildschirmen sitzen, weniger Gelegenheiten haben, sich im Freien zu bewegen und mit der Natur in Kontakt zu kommen. Dies könnte das Risiko für die Entwicklung von Allergien erhöhen.
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Was würden Sie Eltern zur Vorbeugung raten?
Ermutigen Sie Ihre Kinder, regelmäßig Zeit im Freien zu verbringen. Hygiene ist wichtig, darf aber nicht zu einer übertriebenen Sauberkeit führen. Achten Sie auf eine gesunde Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten. Infekte sollten frühzeitig behandelt werden, um darüber die Integrität von Schleimhautbarrieren zu erhalten.