Oeventrop. Nach fast 27 Jahren feiert Pastor Ernst Thomas einen bewegenden Abschied von seiner Oeventroper Kirchengemeinde. Ein ganzes Dorf sagt Danke.

Ernst Thomas wäre nicht er selbst, wenn er nicht auch in hoch emotionalen Momenten seinen Humor behalten würde. Als die Oeventroper Kirche am Wochenende aus den Nähten platzte, weil die Gemeinde und mit ihr fast das ganze Dorf ihren Pastor nach 27 Jahren verabschieden wollte, sorgte der Geistliche in seiner gewohnt spitzzüngigen Art mal eben für Ordnung. „Ihr Schützen dürft jetzt ausnahmsweise auf die Orgelbühne“, sagte Ernst Thomas, „da habe ich euch gut im Blick und hier unten ist Platz für die Kinder.“

Präses Ernst Thomas moderierte mehr als zehn Jahre das Vogelschießen.
Präses Ernst Thomas moderierte mehr als zehn Jahre das Vogelschießen. © WP | Thomas Nitsche

So ist er - der Ernst Thomas. So war er. So sprach er in seiner Rolle als Pastor, Präses der Schützenbruderschaft St. Sebastianus oder auch bis vor zwei Jahren viele Jahre lang als begeisternder und wortgewandter Moderator des Vogelschießens der Bruderschaft. Immer ganz nah am Menschen, trotzdem eine Respektsperson und Autorität und ein Begleiter von mehr oder weniger gläubigen Dorfbewohnern durch das Leben in Oeventrop. Anders ist auch nicht zu erklären, dass gefühlt ganz Oeventrop ihm die Aufwartung machte und ihm in der Kirche und anschließend in der Schützenhalle „seiner“ St. Sebastianus-Bruderschaft ein großes Zeichen des Dankeschöns überbrachten.

Der Kreis schließt sich: 1997 begann Ernst Thomas hier seine Arbeit in Oeventrop. Nun feierte er Abschied.
Der Kreis schließt sich: 1997 begann Ernst Thomas hier seine Arbeit in Oeventrop. Nun feierte er Abschied. © WP | Konrad Buchheister

Schützen, Familien, Kinder und Wegbegleiter waren gekommen. Rund 700 Menschen waren in der Kirche und später auch in der Schützenhalle, die sich damit schon in Stimmung für die Feierlichkeiten zum Kompanie-Jubiläum und auch das Schützenfest vom 6. bis 8. Juli brachte. Oeventrop schätzte seinen Pastor. Nicht weil man das routinemäßig so macht, sondern weil es Ernst Thomas immer geschafft hat, die Herzen der Menschen zu erreichen. Jetzt erreichte dieses ehrliche Gefühl der Wertschätzung das Herz des Pastors: „Das ist hier heute ein Gefühl, als wenn Christmette, Osternacht und Schützenfesthochamt zusammenfallen.“

Das ist hier heute ein Gefühl, als wenn Christmette, Osternacht und Schützenfesthochamt zusammenfallen.
Pastor Ernst Thomas

Der Geistliche war gerührt und sah sich aus emotionalen Gründen schon nicht mehr in der Lage, alle seine vorbereiteten Worte zu verlesen. Er bat aber zugleich örtliche Medien darum, diese für ihn zu veröffentlichen. Und da weiß er zu berichten von dem „herzlichen Empfang“, den Oeventrop ihm im August 1997 in der Pfarrkirche Heilige Familie bereitete. Damals hatte er die Gemeinde gebeten, ihn teilhaben zu lassen an den Geschichten, Erfahrungen, freudigen und traurigen Dingen des Lebens, die am Ende das Lebensbuch eines jeden einzelnen schreiben würde.

Abschiedsgottesdienst von Ernst Thomas
Abschiedsgottesdienst von Ernst Thomas © WP | Konrad Buchheister

Sein persönliches Lebensbuch, so Thomas, gehe nun mit der bevorstehenden Pensionierung in ein neues Kapitel. Ernst Thomas bedankt sich innig: „Sie haben mich teilhaben lassen an ihren persönlichen Geschichten mit dem liebenden Gott und an ihrem Glauben“. Der Pastor dankte aber auch allen, die ihn bei seiner Arbeit in Gremien der Kirche, in Vereinen und Gruppen und auch beim ihm immer so wichtigen Seelsorgeunterricht an den Schulen unterstützt haben. „Wir haben neben den traurigen Zeiten des Lebens auch viele frohe Stunden und Begegnungen erlebt in unseren Orten, in der Familie, im Freundeskreis und in der Kirche“, so Thomas. Das habe allen gut getan und habe die Welt ein bißchen besser gemacht. Er erinnert daran, wie ihn Freunde aus dem Ort auch in Zeiten schwerer Krankheit getragen hätten.

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Trost spendete auch Ernst Thomas. „Er war stets hilfsbereit und hatte immer ein offenes Ohr für die Sorgen der Menschen“, lobt Oeventrops Kompanieführer Marc Vollmer aus Glösingen, „ein klasse Mensch mit dem Herz immer am rechten Fleck“. Marc Vollmer lobt ihn auch als „phantastische Persönlichkeit, die ausgeglichenen und außergewöhnlich beliebt war“. Mehr als einmal war Ernst Thomas als Moderator beim Vogelschießen Zeuge, wie Marc Vollmer nur knapp an der Königswürde vorbeischoss. Und auch dafür fand der Pastor immer die richtigen Worte.

Zwischen diesem Geistlichen, der so nah an dem Weltliche wirkte, und den Menschen des Dorfes entstand eine ganz besondere Beziehung, die auch diesen Tag des Abschieds prägten. Und schöner wie Ernst Thomas in seiner vorbereiteten Rede kann es ein Pastor wohl kaum formulieren. „Meine Tätigkeit in Oeventrop und Rumbeck war für mich ein Geschenk des Himmels“.

Volles Haus in der Schützenhalle beim Abschied von Ernst Thomas.
Volles Haus in der Schützenhalle beim Abschied von Ernst Thomas. © WP | Konrad Buchheister