Arnsberg/Sundern. Deutsche Spiele bei Fußball-EM platzen mitten in die Schützenfeste in Arnsberg und Sundern. So wollen Bruderschaften damit umgehen.

Während sich Bundestrainer Julian Nagelsmann Gedanken über seinen perfekten Kader für die Fußball-Europameisterschaft macht, machen sich heimische Schützenbruderschaften einen Kopf darüber, wie sie den Konflikt deutscher Spiele bei der EM mitten während ihres Festes auflösen. „Den Bruderschaften bleibt nichts anderes übrig als das irgendwie zu zeigen“, sagt Rendant Frederic Kemper von den Schützen St. Agatha Westenfeld.

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Die Westenfelder gehören zu den ersten betroffenen Festen. Wenn Deutschland am 14. Juni an einem Freitag zum Euro-Auftakt bittet, findet in Stemel, Uentrop und Westenfeld gleichzeitig der Festauftakt statt. Die anderen deutschen Vorrundenspiele überschneiden sich mit keinem Schützenfest in Arnsberg und Sundern. Diese drei Bruderschaften können aber wenigstens fest planen, wie und ob sie auf „König Fußball“ reagieren. Die Westenfelder wollen sich nun intensiv damit beschäftigen, wie „Kosten und Regularien bei der Übertragung“ sind, um das Spiel irgendwie zeigen zu können. „Dannach kann ja dann die Party steigen“, sagt Frederic Kemper, „zeigen wir aber nichts, ist das Risiko zu hoch, dass die Leute zu Hause bleiben“.

Fußballübertragungen können auch Stimmung in die Schützenfesthalle bringen.
Fußballübertragungen können auch Stimmung in die Schützenfesthalle bringen. © WAZ FotoPool | Erwin Pottgiesser

Zeigen will auch der Schützenverein Uentrop das Spiel. „Für uns ist das kein Riesendrama“, sagt Hauptmann Dr. Wolfgang Ernst. Hintergrund ist, dass die Uentroper ihren Festauftakt am Freitag mit einem „lockeren Dorfabend“ und ohne großes Protokoll feiern. „Da kommen ein Beamer und eine Leinwand in die Halle und wir lassen den Fußball nebenher laufen“, so Dr. Wolfgang Ernst, „das ist doch ein goldener Mittelweg“. Von den deutschen Gruppenspielen gegen Ungarn (in der Woche) und gegen die Schweiz (23. Juni) sind keine heimischen Feste in Arnsberg und Sundern betroffen.

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Schwieriger wird die Planung ab der k.o.-Runde, weil da eben erst spät feststeht, wann Deutschland genau spielt. Sollte Deutschland Gruppensieger werden, ginge es am Samstag, 29. Juni, im Achtelfinale und am Freitag, 5. Juli, im Viertelfinale weiter. Das Halbfinale wäre in der Woche am 9. Juli, das Finale am 14. Juli. Als Gruppenzweiter würde Deutschland am Samstag, 29. Juli, im Achtelfinale und dann im Viertelfinale am Samstag, 6. Juli, am Ball sein.

Bruderschaften bleibt nichts anderes übrig, als die deutschen Spiele beim Fest zu zeigen. Das Risiko ist zu groß, dass die Leute sonst zu Hause bleiben“
Frederic Kemper - Rendant St. Agatha Westenfeld.

Die Wochenenden 29./30. Juni (Samstag/Sonntag) und 5./6. Juli (Freitag/Samstag) sind also für die Planung eines Schützenfestes kritisch. Das Achtelfinale „konkurriert“ mit den Schützenfesten in Hövel, Rumbeck und Hellefeld. „Wir sind uns noch nicht ganz einig, was wir machen“, sagt Hauptmann Stephan Boening von der Schützenbruderschaft St. Martinus Hellefeld. Das Problem ist die Kurzfristigkeit. Aber auch ihm ist klar: „Ein Abendspiel der deutschen Mannschaft müssten wir zeigen“, sagt er. Sollte das Spiel nachmittags stattfinden, müsste man gegebenenfalls überlegen, ob spontan am Festprogramm geschraubt werden kann.

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Die ganz großen Feste der Bürgerschützen in Arnsberg, in Oeventrop und Sundern wären nur betroffen, wenn Deutschland nicht Gruppensieger wird und am 6. Juli noch im Viertelfinale stehen würde. Alle drei Feste - mit die größten im Schützenkreis überhaupt - beginnen erst am 6. Juli. Ein mögliches EM-Finale am 14. Juli mit deutscher Planung kommt in Konflikt mit den Schützenfest-Sonntagen in Müschede, Niedereimer, Endorf und Holzen.

Gar keine Sorgen machen sich da die St. Hubertus-Schützen aus Sundern. In der kleinen Halle, dem Theatersaal, zeigen sie auch schon vor dem Schützenfest alle deutschen Spiele beim Public Viewing. „Und die Technik lassen wir auch alles da drin, wenn Deutschland während unseres Festes spielen sollte“, erklärt Oberst Marc Puppe, „da profitieren wir halt von unseren Möglichkeiten“. Niemand müsse den Festplatz verlassen, um Deutschland kicken zu sehen und auch wie beim Public Viewing zu hören. Wer sich nicht für Fußball interessiert, kann in der großen Halle nebenan oder draußen auf dem Platz normal Schützenfest feiern. „Und beim Protokoll sind wir flexibel“, so Puppe.

Bei den Schützen der St. Sebastianus-Bruderschaft in Oeventrop, die ebenfalls vom 6. bis 8. Juli feiert, hat man sich konkret noch keine Gedanken gemacht, wie mit dem Fußball umzugehen ist. „Wir planen erst einmal so als wäre kein Fußball“, sagt Oberst Rainer Mühlnickel. Nach dem letzten deutschen Gruppenspiel steht ja fest, ob ein Viertelfinale mit Deutschland am 5. oder am kritischen 6. Juli stattfinden würde. Und dann wäre noch Zeit umzuplanen. „Wir werden natürlich einen Plan B und auch einen Plan C in der Tasche haben“, so Rainer Mühlnickel, „wir würden versuchen, ein deutsches Spiel zu zeigen, denn sonst wären die Leute an diesem Tag weg“.