Hüsten. Spielmannszug „In Treue fest“ besteht seit 100 Jahren: Der Männerclub mag Uniformen und auch Schlager - und steht auf Geselligkeit.
„Wir sind drei Tage gewöhnt“: Rudolf Köfler aus Hüsten weiß, wie gefeiert wird. Der 78-Jährige ist seit 54 Jahren Mitglied beim Spielmannszug „In Treue fest“ Hüsten und begleitete musikalisch unzählige Schützenfeste. Mehr als die Hälfte der nun zu feiernden 100 Jahre, die die Musikgruppe auf dem Buckel hat, hat er aktiv erlebt. Jetzt feiert der Spielmannszug selber groß sein Jubiläum - mit einem Festprogramm am 19. und 20. April in der Schützenhalle Hüsten und tags darauf noch einmal intern.
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Auch Werner Lichte (78) ist schon 54 Jahre dabei. „Die Gemeinschaft ist spitze“, sagt er und lässt gleich wissen, dass er noch gar nicht daran denkt, seine Flöte an den Nagel zu hängen. „Solange ich noch Luft habe, spiele ich weiter“, sagt er. Und so ist er einer von 39 musizierenden Mitgliedern des Spielmannszuges, der sich mit Flöten, Marschtrommeln und Pauken, Becken und Lyra der militärischen Marschmusik verschrieben hat. „Wir sind im klassischen Sinne unterwegs“, erklärt Thomas Vollmer, 2. Vorfsitzender des Vereins, „so wie früher beim Militär. Das sind ja die Ursprünge.“
Ausbildung beim Volksmusikerbund
Klassisch unterwegs heißt, dass nicht mehr als zwei Flötenstimmen gespielt werden. Alle Instrumente gehören ebenso wie die grünen Uniformen dem Verein und werden den Mitgliedern gestellt. Die musikalische Leitung und auch die Probenarbeit wird vom 1. Tambourmajor Lukas Hoffmann (25) oder seinem Stellvertreter Dirk Wendel übernommen. Ausgebildet werden die Musiker im Verein.
„Ich kann bis heute nicht eine Note“, sagt Erich Keweloh, der auch schon seit 52 Jahren zum Spielmannszug gehört, „ich habe mir einfach abgeguckt, wie die anderen spielen.“ Tatächlich kommen auch heute viele Anfänger in den Verein - ohne jede musikalische Vorbildung. Damit diese was lernern, machen erfahrene Mitglieder des Spielmannszuges aber auch immer wieder Ausbilder-Lehrgänge beim Volksmusikerbund.
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Vor mehreren hundert Jahren zogen Soldaten nach den Flötentönen und dem Takt der Marschtrommeln in die Schlacht. Heute aber geht es ums Feiern und die Geselligkeit. Die Spielmannszüge ziehen voran, wenn es im Festzug in die Schützenhallen geht. Schon seit rund 70 Jahren ist der Spielmannszug regelmäßig beim Hachener Schützenfest zu Gast. Gespielt wird natürlich auch in Hüsten sowie in Bruchhausen, beim Schützenfest in Neheim und beim Freundschaftsclub Sonnenburg. „Wenn‘s dann später wird und es bei den Festen hoch hergeht, dann spielen wir auch Schlager“, verrät Erich Keweloh.
100 Jahre sind ein stattliches Alter, das nicht jeder Verein erreicht. Die Zahl der Aktiven ist bei „In Treue fest“ aktuell noch recht stabil. Junge Leute stoßen hinzu und übernehmen auch Verantwortung im Vorstand - so wie Vorsitzender Manuel Wichert. Einen Jugendspielmannszug hat der Verein nicht, ab 12 Jahren aber werden Jungen oder Männer aufgenommen. Geprobt wird im mit dem Sportfischerverein Röhrtal Hüsten geteilten Vereinsheim an der Riggenweide.
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Frauen können keine Mitglieder werden
„In Treue fest“ hält der Spielmannszug aktuell auch noch an einer vielerorts aus der Zeit gefallenen Tradition. Mitglied können nur männliche Personen werden. „Da sind wir aber dran“, sagt Thomas Vollmer. Eine ähnliche Diskussion wird aktuell auch in nahezu allen Schützenvereinen und -bruderschaften geführt. Ein erster Satzungsänderungsversuch war in der Mitgliederversammlung gescheitert. Wo andere Spielmannszüge in Frauen längst ihre Leistungsträgerinnen haben, kommen die Hüstener noch mit ihren Männern klar. „Wir sind noch immer genug“, sagt Thomas Vollmer. Er weiß aber auch, dass das nicht ewig so bleiben muss. Mindestens 20 Musiker braucht der Verein, um mit seinen Instrumenten spielfähig zu sein.
Und das müssen sie häufig sein, denn der Spielmannszug ist fest verankert im Hüstener Vereinsleben. Er spielt auf beim Aufstellen des Maibaumes, beim Osterfeuer oder auch beim Volkstrauertag. Höhepunkte des Vereinslebens sind die Vereinsfahrten mit Frauen. Musikalischer Meilenstein in der Geschichte war das Spielen des Großen Zapfenstreiches für den damaligen Bundespräsidienten Heinrich Lübke aus Enkhausen am Arnsberger Parkhotel im Jahr 1966. Bis heute soll es der einzige Zapfenstreich eines zivilen Spielmannszuges für einen Bundespräsidenten gewesen sein.
Der Spielmannszug hat gute Gründe zum Feiern und wird das auch tun. Am Freitag, 19. April, werden nach der Messe um 19 Uhr die Vereine zum Festakt in der Schützenhalle empfangen. Am Samstag ab 14 Uhr wird es musikalisch, wenn 19 befreundete Spielmannszüge aus der Region mit 450 Musizierenden antreten und abwechselnd auf der Bühne stehen. Der Abend klingt mit einer 80er- und 90er-Jahre-Party mit DJ Mad Rick aus.