Hochsauerlandkreis. Fahndungserfolge: Wer mehr ermittelt, deckt mehr Taten auf - welche Strategie Kripo-Ermittler im Hochsauerlandkreis verfolgen.
Eigentlich ein „No-Go“! Mehr Kinderpornografie im Hochsauerland - was soll daran gut sein? Doch den rasanten Anstieg der Fallzahlen in 2023 - um fast 38 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (siehe auch Grafik) erklärt die heimische Kripo unter anderem mit einem pragmatischen Ansatz: „Die Bekämpfung des sexuellen Missbrauchs und der Kinderpornografie ist ein Schwerpunkt der Polizei NRW“, sagt Thomas Vogt. Die polizeilichen Aktivitäten seien demnach auch im HSK stark erhöht worden, so der Chef der Kripo im Hochsauerland weiter - was wiederum den Anstieg der Taten erkläre. Auf den Punkt gebracht: „Wer mehr ermittelt, deckt auch mehr Taten auf.“
Besonders im Bereich der Kinderpornografie mache es sich bemerkbar, dass diese Straftat zu den sogenannten Kontrolldelikten zählt, heißt es in der Kriminalstatistik 2023 für den HSK. Auch auf diesem Feld greift also die kriminalistische „Formel“: Erhöhung polizeilicher Maßnahmen = Aufdeckung von mehr Taten. Und (potenzielle) Täter sollten gewarnt sein: „Big Brother is watching you!“ Nicht der große Unbekannte aus dem Roman „1984“ von George Orwell ist gemeint - Unterstützung erhält die örtliche Polizei u.a. von der US-amerikanischen Organisation NCMEC.
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Diese fünf Buchstaben stehen für „National Center for Missing and Exploited Children“. Das „Nationale Zentrum für vermisste und ausgebeutete Kinder“ ist eine private, gemeinnützige Organisation, 1984 vom Kongress der Vereinigten Staaten gegründet. Ihr Know-how schlägt bis in das Sauerland durch: Experten des NCMEC durchforsten das Internet akribisch nach sogenannten „inkriminierten Daten“, also auch nach Kinderpornografie. Diese Daten werden dann aus den Staaten an das Bundeskriminalamt (BKA) gemeldet, dort ausgewertet - und anschließend über die jeweiligen Landeskriminalämter (LKA) an die örtlich zuständigen Polizeibehörden weitergeleitet.
Riesiges Dunkelfeld
Ein enormer Boost in Sachen Aufklärungsarbeit - aber: „Dennoch muss sich immer vor Augen geführt werden, dass die Anzahl der tatsächlichen Taten noch viel höher sein wird als die Anzahl der bekannt gewordenen Taten“, meint Thomas Vogt mit Blick auf das sogenannte Dunkelfeld. Dieses ist umso größer, weil der Bereich Sexualdelikte alle Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung umfasst, u.a. Vergewaltigung, sexueller Missbrauch, sexuelle Belästigung, sexuelle Nötigung sowie Verbreitung / Erwerb / Besitz und Herstellung von kinderpornografischen Schriften.
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Insgesamt registrierte die Kreispolizeibehörde im vergangenen Jahr 410 Sexualdelikte im Hochsauerland; ermittelt wurde in 42 Fällen von Vergewaltigung/sexueller Nötigung, sexueller Missbrauch von Kindern war 70 Mal Teil der Ermittlungsarbeit. Hinzu kamen sexuelle Belästigung (58 Fälle), Verbreitung von Kinderpornografie (158 Fälle) sowie 82 „sonstige“ Sexualstraftaten.