Hochsauerlandkreis. Kreispolizei legt Verkehrsbericht 2023 für den HSK vor. Deutlich mehr Senioren in Unfälle verstrickt. Weniger Schwerverletzte als 2022.
Die Zahlen haben sich verschlechtert: Mehr Unfälle und auch einen Anstieg bei den Verkehrstoten - um vier auf elf Unfallopfer - dokumentiert der jetzt vorliegende „Verkehrsbericht 2023“ für den Hochsauerlandkreis. Erfreulich: Es gab vergangenes Jahr weniger Schwerverletzte bei Unfällen auf Straßen im HSK (minus 9 Prozent). Sorge bereitet den Verantwortlichen die anstehende Legalisierung des Cannabis-Konsums. Das werde zu großen Problemen im Straßenverkehr führen, mahnte Landrat Karl Schneider anlässlich der Präsentation der Unfallstatistik am Dienstagnachmittag im Mescheder Kreishaus.
Zunächst ein Blick auf die Kernzahlen: Im Jahr 2023 waren insgesamt 8957 Verkehrsunfälle zu verzeichnen. Deren Gesamtzahl stieg somit - im Vergleich zum Vorjahr - um 3,7 Prozent. Dieser Anstieg resultiert überwiegend aus gestiegenen Unfallzahlen der „Kategorie 5“, in der Verkehrsunfälle mit Sachschaden, sogenannte Bagatellunfälle, erfasst werden (Anstieg: + 201) sowie aus Verkehrsunfällen mit Sachschaden und Flucht (+ 147).
Vielleicht überraschend: Insgesamt waren auch im Jahr 2023 noch vereinzelt Auswirkungen der Corona-Pandemie vorhanden (z. B. verstärkte Homeoffice-Nutzung). Die Unfallzahlen stiegen in fast allen Bereichen, erreichten aber nicht das Vor-Corona-Niveau. Die Entwicklung auf Landesebene zeigt deutliche Parallelen zum HSK - es gab leider mehr „üble Crashs“.
Die Anzahl meldepflichtiger Verkehrsunfälle (schwerwiegender Sachschaden oder Personenschaden) stieg kreisweit um 116 auf 27.812 (Vorjahr: 2665). Unfälle mit Personenschaden („VUP“) gab es 849 (839 - ein Plus von 1,2 Prozent). Die Zahl der Verunglückten (insgesamt) stieg um 3,8 Prozent auf 1105 (1064). Weitere Kennzahlen in unseren beiden Grafiken.
Mehr tödliche Unfälle
Traurige Entwicklung - und ein Rückschritt im Kampf gegen mehr Verkehrstote: 2023 erfasste die Polizei im HSK elf Verkehrsunfälle mit tödlichem Ausgang - dabei verstarben elf Menschen. Ein Anstieg um vier Opfer im Vergleich zum Vorjahr (2022 hatte mit 7 den niedrigsten Wert seit 1975). Bei den im vergangenen Jahr Verstorbenen handelt es sich um einen jungen Erwachsenen (Vorjahr: 0); vier Erwachsene (6) sowie sechs Senioren (1). Die Opfer nahmen wie folgt am Straßenverkehr teil: zwei Motorradfahrende (1); zwei Radfahrende (3); zwei Fußgänger (0) sowie fünf Pkw-Fahrende/-Insassen (2). Mit drei tödlichen Unfällen im Stadtgebiet war Sundern im Jahr 2023 „Hotspot“.
Seit 1975 verloren insgesamt 1477 Menschen ihr Leben auf Straßen im HSK.
Neue Strategie: Zahl der Verkehrstoten bis 2030 um 40 Prozent reduzieren
Jeder Tote zeige, wie wichtig die Verkehrsunfallbekämpfung der Polizei ist, lautet das Fazit dazu. Deshalb ist die neue Fachstrategie Verkehr in NRW auch an dem übergeordneten Leitziel der Vision Zero ausgerichtet. Ziel ist es, die Zahl der Verkehrstoten bis 2030 um 40 Prozent zu reduzieren. Es bedarf daher weitergehender Anstrengungen, um die Anzahl der Getöteten und Schwerverletzten im Straßenverkehr nachhaltig und wirkungsvoll zu reduzieren. Hierfür steht der #Leben in der neuen Fachstrategie Verkehr.
Motorradfahrer bleiben „Problemgruppe“
Der Hochsauerlandkreis ist bekannt für eine Vielzahl von abwechslungsreichen und anspruchsvollen Motorradstrecken - Nachteil: Seit Jahren verunglücken insbesondere auswärtige Biker häufig. „Überschätzung der eigenen Fähigkeiten auf schwierigen Strecken und die Missachtung von Verkehrsregeln, speziell das Fahren mit überhöhter Geschwindigkeit, sind häufige Unfallursachen“, stellt die Kreispolizeibehörde klar. Die Bilanz im Vorjahr:
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Bei insgesamt 125 Unfällen im HSK, bei denen ein oder mehrere Motorradfahrer beteiligt waren, kamen zwei Biker im Alter von 66 und 67 Jahren ums Leben, 119 weitere wurden verletzt. Auffallend: Während Motorradfahrende lediglich zu 4,5 Prozent an den meldepflichtigen Unfällen beteiligt waren, stellt diese Personengruppe einen Anteil von 21 Prozent der Schwerverletzten; trat bei zwei Dritteln der Verkehrsunfälle mit Personenschäden als Verursacher auf - und bei 51,1 Prozent dieser Unfälle war überhöhte Geschwindigkeit die Ursache.
Weniger Kinder bei Unfällen im HSK verletzt
Im Jahr 2023 wurde - wie im Vorjahr - kein Kind bei einem Verkehrsunfall im Kreisgebiet getötet. Das Risiko, bei einem Verkehrsunfall verletzt oder getötet zu werden, liegt für Kinder im Kreis deutlich unter dem Wert des Landesdurchschnitts. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Zahl verletzter Kinder auf 61 (82); die der schwer verletzten Kinder sank auf 12 (23), die der leicht verletzten auf 49 (59).
Alkohol und Drogen
Pandemie-bedingte Beschränkungen bei Veranstaltungen, Volksfesten, Diskotheken- und Gaststättenbesuchen waren im Jahr 2023 nicht mehr vorhanden. Wohl auch deshalb stieg die Anzahl der Verkehrsunfälle mit Ursache Alkohol auf 130 (Vorjahr 120). Die Anzahl der Unfälle, bei denen der Konsum von Drogen oder anderen berauschenden Mitteln festgestellt wurde, stieg auf 30 (26).
„Junge Erwachsene“
Im Jahr 2023 wurden 218 „Junge Erwachsene“ (18 bis 24 Jahre alt) bei Verkehrsunfällen verletzt und/oder getötet. Dies entspricht einer Zunahme um 7,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Erfreulich dabei: Die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle mit Verletzten, die durch „Junge Erwachsene“ im HSK verursacht wurden, ging auf 164 (169 im Jahr 2022) zurück.