Neheim. Der Verein für Briefmarkenkunde Neheim-Hüsten zeigt spannende Exponate. Was uns das Briefporto von damals heute noch erzählen kann.

Die Buchhaltung der einstigen Neheimer Motor- und Fahrradwerke „Bleha“ musste tief in die Tasche greifen, um diesen Brief an einen Kunden in Nürnberg auf die Reise zu schicken. Bei der Post waren mal eben 320 Milliarden abzudrücken. Immerhin war es ein Einschreiben.

Der Brief in den Händen von Ulrich Düllberg erzählt Neheimer Geschichte. Abgeschickt am 28. November 1923, das Porto zu bezahlen in Reichsmark. Die Briefmarken selbst zeigen nur einen Wert von 80 Milliarden an. Da die Reichspost in den letzten Zügen der Hyperinflation vor der Einführung der „neuen“ Reichsmark, die Deutschland vor etwas über 100 Jahren heimgesucht hatte, aber mal eben an der Kasse den vierfachen Betrag für das Frankieren nahm, wurde das Einschreiben nominell ein teurer Spaß.

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Geschichten wie diese erzählt die 14. Briefmarkenschau des Vereins für Briefmarkenkunde Neheim-Hüsten am 9. und 10. März im evangelischen Gemeindehaus der Christuskirche in der Burgstraße 27 in Neheim. Die 23 Mitglieder des kleinen Vereins zeigen auf ihren Marken Heimatgeschichtliches ebenso wie Themensammlungen aus verschiedenen Ländern oder Motivsammlungen zu Automobilien oder Blaskapellen. „Viele von uns sammeln und zeigen das, was sie neben den Briefmarken sonst noch hobbymäßig machen“, erzählt Ulrich Düllberg. Ein anderes Mitglied ist mit seinen Marken bei der Ausstellung autobiografisch unterwegs. „Er erzählt seine Lebensgeschichte, flankiert durch Briefmarken aus dieser Zeit“, stellt Düllberg dieses besondere Sammelprojekt vor.

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Er selbst hat ein Faible für die Historie. Düllberg ist auch Mitglied im Heimatbund Neheim-Hüsten. Die Inflationszeit beschäftigt ihn. „Anhand der Briefmarkenwerte kann man den Verlauf der Inflationskurve feststellen“, erzählt er. Der 56-jährige Sammler hat zu Hause ein kleines Zimmer für sein Hobby und einen Schrank voller Alben. Sein erstes bekam er als kleiner Junge geschenkt. Und seitdem ist seine Sammlerleidenschaft geweckt. Der Sparkassen-Mitarbeiter geht auf Tauschbörsen, in Auktionshäuser und durchsucht das Netz nach Ergänzungen für seine Sammlungen. Das Wissen über die Marken gewinnt er in der Fachliteratur.

Jugendliche und Kinder erleben heute Briefmarken nicht mehr im Alltag.
Ulrich Düllberg - Geschäftsführer des Vereins für Briefmarkenkunde

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Der Wert der Briefmarken hängt immer vom Kontext ab. Und da spielen dann auch der gesamte Brief und der Stempel eine bedeutende Rolle - gerade bei historischen Sammlerstücken. „Ist die Marke mit einem Stempel aus kleineren Städten wie damals Neheim gestempelt, ist das Gesamtpaket wertiger“, erklärt Düllberg. Und das, weil in den kleinen ländlichen Städten vor 100 Jahren weniger Briefe als in den großen Ballungszentren geschrieben und frankiert wurden. Sein schönstes Stück ist ein echtes historisches Schätzchen. Zeigen kann Ulrich Düllberg einen Brief aus Neheim, der vor rund 170 Jahren auf den Postweg gebracht worden ist. Die Frankierwert hing damals von der Streckenlänge der Zustellung ab. „Wenn man so etwas hat, fängt man auch an zu forschen“, so Düllberg. Briefmarkensammeln ist mehr, als nur die Alben zu füllen.

Zukunft des Briefmarkensammelns

Die Zukunft aber steht in den Sternen. Kinder sammeln heute keine Briefmarken mehr, sie kennen eine Briefmarke in Zeiten der digitalen Kommunikation ja kaum noch. „Sie erleben sie ja nicht mehr im Alltag“, sagt Düllberg, „die Anzahl der Jüngeren bei uns im Verein ist daher überschaubar.“ Das Briefmarkensammeln als Hobby ist rückläufig. Ulrich Düllberg gehört mit seinen 56 Jahren zu den Jüngsten im Club, der Älteste ist 94.

Entsprechend groß ist die Hoffnung, dass vielleicht der eine oder andere bei der Briefmarkenausstellung vorbeischaut und sich dann auch für den Verein interessiert. Regelmäßige Treffen finden jeweils am zweiten und vierten Donnerstag im Monat statt, ab 19 Uhr im Lokal „Zur alten Post“ (Kreuzstraße 1) in Herdringen. Die nächsten Termine sind am 28 März sowie am 11. und 25. April.