Sundern. Gesundheitsamt bestätigt zwei Fälle und testet weitere 22 Kinder, nun liegen die ersten Ergebnisse aus der Kita in Sundern vor.

+++Update 29.2.+++ Das Gesundheitsamt des Hochsauerlandkreises bestätigt, dass die notwendigen Maßnahmen eingeleitet worden sind. Nach einer Infoveranstaltung im Familienzentrum in Sundern, wurden 22 Kinder getestet bzw. untersucht. Laut Kreissprecher Reuther sind die ersten Testergebnisse insgesamt negativ (also unauffällig). Die zweite Testung nach acht Wochen müsse abgewartet werden.

+++ Update 28.2. +++ Nach der Aufregung um die vom Gesundheitsamt bestätigten Tuberkulose-Fälle bei einem Sunderner Kind und seiner Mutter, kommt langsam Ruhe in die Angelegenheit. „Es besteht und bestand zu keiner Zeit Grund zur Hysterie“, erklärt Kreissprecher Martin Reuther. Mediziner des Gesundheitsamtes hätten schnell reagiert und Anfang dieser Woche in der betreffenden Kindertagesstätte die Eltern informiert und mit ihnen nötige Verhaltensmaßnahmen besprochen.

22 Kinder mussten getestet werden. „Es sind klinische Untersuchungen notwendig und bei unter 5-Jährigen muss die Lunge geröntgt werden“, so der Kreissprecher. Das Gesundheitsamt im HSK testet bei Erwachsenen, in Abhängigkeit vom Alter, per Hauttest oder Blutentnahme. Weiterhin werden die bestätigten Infektionsfälle nun nach möglichen Ansteckungsketten untersucht und es wird versucht, die Kontaktpersonen zu ermitteln.

Der Neheimer Lungenfacharzt Dr. Phillip Ritscher erklärt zudem, dass zunächst Angehörige, die im gleichen Haushalt leben, getestet werden. Denn die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung sei am höchsten, wenn man sich rund acht Stunden mit der infizierten Person in einem Raum befunden habe. „Da das Gesundheitsamt sofort reagierte, ist davon auszugehen, dass der Tuberkulose-Ausbruch in Sundern schnell beherrschbar ist“, sagt er und warnt vor unnötiger Panikmache.

Zwei Mitarbeitende der betroffenen Einrichtung seien bereits bei ihm zur Untersuchung gewesen. „Und Erkrankte, die nicht stationär behandelt werden müssen, kommen oftmals zu mir in die Praxis oder auch im Nachgang zur Kontrolle. Dabei besteht keine Gefahr für andere Patienten im Wartezimmer oder für meine Mitarbeitenden.“ Er sieht den lokalen Ausbruch in Sundern äußerst sachlich und unaufgeregt. „Es ist im Hochsauerlandkreis keine erhöhte Tuberkulose-Tendenz zu beobachten.“ Dieses Jahr seien vom Gesundheitsamt noch keine zehn Fälle bestätigt worden.

Wie lange die Sunderner Mutter und ihr Kind nun krank sein werden, ist allerdings für das hiesige Gesundheitsamt noch nicht abzusehen. „Das Ausmaß der Infektiosität einer Lungentuberkulose hängt insbesondere von der Erregerlast ab. Unter einer wirksamen Tuberkulose-Therapie nimmt die Vermehrungsfähigkeit der Bakterien rasch ab, so dass Erkrankte in der Regel innerhalb von zwei bis drei Wochen nicht mehr ansteckend sind“, sagt ein Mediziner des Gesundheitsamtes.

Bei ausgeprägten klinischen und radiologischen Befunden mit hoher Erregerlast oder bei Vorliegen einer resistenten Tuberkulose könnte eine Infektiosität allerdings auch länger bestehen. „Gerade bei resistenter Tuberkulose ist es nicht ausreichend, allein die Konversion der Sputummikroskopie von einem positiven auf einen negativen Befund für die Beurteilung der Ansteckungsfähigkeit im Therapieverlauf heranzuziehen. Die Einschätzung des individuellen Falls und die Entscheidung über die Aufhebung von Isolierungsmaßnahmen bedarf einer individuellen ärztlichen Beurteilung“, so der Experte - soll heißen: Falls sich die Tuberkulose-Bakterien ungehemmt vermehren, kann die Krankheit auch schon mal länger dauern. Das gleiche gilt für den Fall, wenn die Erreger gegen Medikamente unempfindlich geworden sind. Dann dürfte auch nicht nach mikroskopischer Untersuchung des abgehusteten Sekrets die Quarantäne bereits nach zwei oder drei Wochen aufgehoben werden.

Die Sunderner Einrichtung wird übrigens nicht geschlossen, da das betroffene Kind zuhause ist und dort gesund gepflegt wird. „Hier läuft der Betrieb ganz normal weiter. Alles geht seinen gewohnten Gang“, erklärt Petra Allmang, Leiterin der Kindertagesstätte. Das Sunderner Familienzentrum beherbert derzeit 74 Kinder im Alter von einem Jahr bis zu sechs Jahren in vier Gruppen.

+++ Update 27.2.+++ Inzwischen hat die Infoveranstaltung in dem Kindergarten stattgefunden. Das erste Ergebnis: 22 Kinder müssen getestet werden. Das teilt das Gesundheitsamt des Kreises mit. Und weiter: Es sind klinische Untersuchungen notwendig und bei unter 5-Jährigen ein Röntgen der Lunge.

Die Einrichtung muss nicht geschlossen werden, da das betroffene Kind sich nicht mehr in der Einrichtung befindet und die anderen Kinder sind lediglich Kontaktpersonen. Weitere Informationen sollen folgen.

Vorige Woche wurde in einer Sunderner Kindertagesstätte ein Tuberkulose-Fall gemeldet. „Diese seltene, aber dennoch gefährliche Infektionskrankheit ist von den Eltern des betroffenen Kindes dem Gesundheitsamt gemeldet worden“, bestätigt Martin Reuther, Sprecher des Hochsauerlandkreises, auf Anfrage unserer Redaktion. Auch die Mutter des betroffenen Kindes sei erkrankt. Die Behörden suchen jetzt nach Kontaktpersonen.

„Am Dienstag, 27. Februar, nehmen Mitarbeitende des Gesundheitsamtes das Gespräch mit Erzieherinnen und Erziehern der betroffenen Einrichtung auf, um zu erfragen, mit welchen Mädchen und Jungen das erkrankte Kind gespielt hat“, so Reuther. Das sei das übliche Prozedere, um eine Ausbreitung der Krankheit möglichst zu vermeiden, so der Kreissprecher. Außerdem findet eine Informationsveranstaltung vor Ort statt. Anschließend erfolgen die Testungen der Kinder, die als Kontaktpersonen in Frage kommen könnten.

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Die Tuberkulose-Gefahr hat sich bei einigen Sunderner Eltern bereits herumgesprochen. Die Nachricht geht wie „stille Post“ von Mund zu Mund, wobei die Fakten dabei ebenso gefährlich verändert werden. Denn von mittlerweile 15 Fällen ist inzwischen die Rede. Eine Mutter, die in großer Sorge ist, wandte sich an unsere Redaktion: „Ich wollte mal nachfragen, warum in der Zeitung noch nichts zu den 15 vom Gesundheitsamt bestätigten Tuberkulose-Fällen steht?“

„So viele Fälle sind eben nicht bestätigt“, sagt Martin Reuther vom HSK. Lediglich ein Kind und seine Mutter seien betroffen. Trotzdem wollen die Eltern natürlich wissen, wo der Ausbruch erfolgt ist. „Damit wir wissen, ob wir mit unseren Kindern beispielsweise zum Schwimmen gehen können oder uns lieber fernhalten“, so die Mutter eines Kita-Kindes aus Sundern. Bürgermeister Klaus-Rainer Willeke reagierte auf Anfrage unsere Zeitung umgehend: „Der Tuberkulose-Fall betrifft keine städtische Einrichtung.“

Das Gesundheitsamt ist involviert und kümmert sich um alles weitere.
Petra Allmang - Leiterin Ev. Lukas Familienzentrum

Der Ausbruch ereignete sich im evangelischen Lukas Familienzentrum in der Eichendorffstraße in Sundern. „Das Gesundheitsamt ist involviert und kümmert sich um alles weitere“, bestätigt Einrichtungsleiterin Petra Allmang. Auf die Frage, welche Örtlichkeiten besorgte Eltern mit ihren Kindern nun meiden sollten, antwortet die Kreisbehörde: „Keine, da sich die Indexperson nicht mehr in der Einrichtung befindet.“ Soll heißen: Das erkrankte Kind wird zu Hause gesund gepflegt und daher sei es für die Allgemeinheit ungefährlich, beispielsweise Spielplätze, Schwimmbäder oder Sportstätten weiterhin aufzusuchen.

Tuberkulose: Symtome und Krankheitsverlauf

Husten mit oder ohne Auswurf, ist ein typisches Leitsymtom für Tuberkulose. Es kommt vor, dass der Auswurf im Verlauf der Krankheit auch blutig wird. Gelegentlich kann es auch zu Schmerzen in der Brust bis hin zur Atemnot kommen. Ungewollte Gewichtsabnahme, Müdigkeit, leichtes Fieber oder Nachtschweiß können weitere Sympome sein. Breiten sich die Bakterien über die Lymph- oder die Blutbahn aus, können auch andere Organe befallen werden. Zum Beispiel Lymphknoten, Rippenfell, Nieren oder Harnwege.

Der Verlauf wird in drei Stadien unterteilt: Primärinfektion, primäre Tuberkulose, postprimäre Tuberkulose. Wird die Krankheit mit Antibiotika behandelt, dauert die übliche Behandlung mindestens sechs Monate.

Trotzdem weist das Gesundheitsamt des HSK darauf hin, dass es von der Bakterien-Anzahl abhängt, ob nach acht bis 40 Stunden Kontakt zu Menschen noch eine Ansteckungsgefahr bestehen kann. „Bei Infektion kann die Erkrankung latent (das heißt nicht erkrankt) verlaufen und sich im Prinzip lebenslang aktivieren. Nach einem positiven Testergebnis kann eine präventive Therapie erfolgen.“