Arnsberg. Ruf nach Bauland ist von der Politik oft zu hören. Verwaltung sieht in Arnsberg Flächenpotenziale und sagt, wo noch gebaut werden kann.
Die Stadt Arnsberg sieht ein hohes Potenzial für Wohnbauland im Stadtgebiet in bisher nicht umgesetzen Bebauungsplänen und bebaubaren Flächen von Baulücken im Innenbereich. Nachdem in den vergangenen zehn Jahren zwischen 2014 und 2023 rund 650 Bauanträge für eine Bebauung von rund 50 Hektar gezählt worden waren, wird nach aktuellen Rechnungen der künftige Bedarf auf rund 46 Hektar abgeschätzt.
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Die Stadt zählt derzeit, so teilte sie dem Planungs- und Bauausschuss in dieser Woche mit, rund 26 Hektar Wohnbauflächen, die trotz vorliegendem Planungsrecht nicht bebaut seien. Hinzu kämen gut vier Hektar im Innenbereich und eine Vielzahl an Baulücken in meist privatem Besitz. Von rund 31 Hektar Bauland im Außenbereich wurden im Zuge der 30. Flächennutzungsplanänderung fast 15 Hektar zurückgenommen worden.
Kurzfristige Planungen
Tatsächlich aber gibt es konkrete Planungen und auch Umsetzungen für kurzfristige Entwicklungen von Wohnbauflächen. In Bruchhausen (Klosfuhrstraße) sind elf Baugrundstücke für Einfamilien- und Doppelhäuser vorgesehen. Zusätzlich können an der Klosfuhrstraße zwei Mehrfamilienhäuser entstehen. Die Baugrundstücke befinden sich nicht im städtischen Eigentum und sind mittlerweile - bis auf ein Ein-/Zweifamilienhausgrundstück - vermarktet.
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In Wennigloh hat die Stadt im vergangenen Jahr auf Grundlage der Bebauungspläne „Ortsmitte“ und „Kirche/Kreuzkamp“ die Erschließung hergestellt und insgesamt acht Baugrundstücke in die Vermarktung gebracht. Zudem wird hier ein größeres Grundstück von der Stadt vorgehalten, um Wohnformen wie gemeinschaftliches Wohnen zu realisieren. Drei Grundstücke wurden bereits verkauft, und eins ist reserviert. Für die ersten Grundstücke sei mittlerweile auch ein Bauantrag eingereicht worden.
In Rumbeck soll der Bebauungsplan „Am Dorfplatz“ (Am Alten Kloster/Triftstraße) umgesetzt werden. Geplant seien - je nach Parzellierung - zirka 20 Wohnbaugrundstücke, vorrangig Einfamilienhäuser. Die Grundstücke gehören nicht der Stadt. „Die Erschließung und Vermarktung soll durch einen Investor erfolgen, der in Verhandlungen mit den Eigentümern steht“, teilt die Stadtverwealtung mit.
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In Voßwinkel werde zurzeit auf Grundlage eines städtebaulichen Entwurfs das Planverfahren zur Aufstellung des Bebauungsplans „Heiligenhausstraße“ durchgeführt. Hier muss aber zunächst ein städtebaulicher Vertrag zwischen der Stadt und dem Eigentümer der Fläche abgeschlossen werden. Die Grundstücke sollen in Erbpacht vergeben werden. Vorgesehen sind 28 Baugrundstücke mit Ein- und Zweifamilien- sowie Reihenhäusern.
In Neheim auf dem „Camp-Loquet“ handelt sich um ein städtisches Grundstück an der Ernst-König-Straße. Die Stadt hatte das Grundstück für die Schaffung von Wohnraum erworben und die ehemalige Schrottimmobilie abgerissen. Ein Teil der Fläche beherbergt bereits die Stepke-Kita. „Für die andere Teilfläche ist eine Investorenausschreibung angedacht“, so heißt es im Sachstandsbericht.. Grundsätzlich könnten hier acht Wohneinheiten in Doppel-, Reihen- oder Mehrfamilienhausbebauung ermöglicht werden.
Perspektivische Möglichkeiten für Wohnbauflächen
Mittelfristige Planungen gibt es für „Neues Wohnen auf Bergheim“, wozu aber aufgrund einer Neuausweisung als Wohnbaufläche zunächst ein Verfahren zur Rücknahme von Wohnbauflächen an anderer Stelle abzuwarten sei. Auf Neheimer Dollberg drei Grundstücke „Am Rebstock“ zum Verkauf, weitere Grundstücke könnten vermarktet werden. Auf Grundlage des städtebaulichen Konzepts spricht die Stadt von rund 20 Grundstücken. Auf der „Herdringer Heide“ könnten theoretisch 35 Wohnbaugrundstücke mit Ein-, Doppel-, Mehrfamilien- und Reihenhäusern sowie Baugruppen auf gemeinschaftlich entwicklelten städtischen und privaten Flächen entstehen. Ehe hier das Verfahren weitergeführt wird, seien aber Artenschutzbelange zu prüfen. Der Bericht wird nach dem Ende der Vegetationsperiode im Frühjahr 2024 erwartet. Auch die verkehrliche Anbindung sei noch zu klären.
Im Arnsberger Stadtbruch sieht die Stadt noch Raum für zirka 87 Baugrundstücke für Ein- und Zweifamilienhäuser sowie zuzüglich einer Mehrfamilienhausbebauung. Langfristige Reserven für 70 Grundstücke am „Wicheler Weg“ in Hüsten gesehen, sofern ein Bebauungsplan aufgestellt werden würde.
Potenziale in Oeventrop
Komplizierter scheint es in Oeventrop rund um das ehemalige Kloster. Aufgrund des Überhangs an Wohnbauflächen und der damit verbundenen 30. Änderung des Flächennutzungsplanes (Rücknahme von Wohnbauflächen) wurde das Verfahren zur Aufstellung eines Bebauungsplanes zunächst nicht weitergeführt. „Laut der Bezirksregierung ist die Neuausweisung erst möglich, wenn Wohnbauflächen zurückgenommen werden“, heißt es im Sachstandbericht. Im Januar 2024 erfolgte aber eine erneute Offenlegung, so dass das Bebauungsplanverfahrern nun fortgesetzt werden kann. Hierzu bedürfe es Abstimmung mit dem Investor. Nach einer bereits erfolgten frühzeitigen Beteiligung im Sommer 2022 war ein Entwurf entstanden, der 35 Baugrundstücke mit Ein-, Doppel- und Reihenhäuser vorsah. Zwischenzeitlich, als das Verfahren stockte, stand auch kurz zur Diskussion, ob das Gelände des alten Klosters nicht in einer Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE) für Flüchtlinge werden sollte. Der Investor zog nach Widerstand im Dorf sein Angebot aber zurück und drückte schon da seine Hoffnung aus, dass andere Pläne von ihm dann nun unterstützt würden.
Im Wohnbaulandkataster der Stadt sind die meist privaten Baulücken erfasst. Die Eigentümer von 617 derartiger Grundstücke wurden angeschrieben und deren Verkaufsbereitschaft abzufragen. Bei einer Rückmeldung von 70 Prozent wurde lediglich für 32 Grundstücke eine Bereitschaft geäußert. Für vier Grundstücke liege ein Bauantrag vor.
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Das Interesse am Bauen scheint nach der privaten Bauzurückhaltung im Vorjahr wieder zuzunehmen. „Die Nachfrage nach Wohnungsbaukrediten ist im Vergleich zum vergangenen Jahr angestiegen, liegt aber noch nicht auf dem Niveau von 2022“, sagt Matthias Brägas von der Sparkasse Arnsberg/Sundern. Die Zinsen für Baukredite würden sich derzeit „eher seitwärts mit leichten Schwankungen“ bewegen. Die Sparkasse vermarktet aktuell keine Baugebiete. Ähnliches kann Jörg Werdite für die Volksbank Sauerland berichten. „Die Nachfrage nach Wohnbaukrediten ist etwas besser als noch in 2023, aber logischerweise nicht so hoch wie noch 2022“, sagt er. Auch die Volksbank vermarktet aktuell hier vor Ort keine Baugebiete.