Neheim. Pflegekurse können mit neuen Zertifikaten abgeschlossen werden. Aber: In welchen Einrichtungen können Assistenten arbeiten?

„Ich habe mich anfangs nicht getraut, diese Weiterbildung zu machen“, sagt Anna. Die 51-Jährige betreute zwar schon ehrenamtlich ältere Menschen, hatte jedoch hohen Respekt vor medizinischen Fachbegriffen. „Ich habe vorher als Reinigungskraft gearbeitet - und auch jahrelang im Service einer Wäscherei.“ Ihr Sohn sei es gewesen, der sie ermuntert habe, einen Neustart zu wagen.

Sie hat es geschafft, denn gemeinsam mit ihren Kolleginnen durfte Anna nun ihr Zertifikat zur Betreuungsassistentin in Empfang nehmen. Sie alle sind Quereinsteiger - kommen aus anderen Berufen. Einige haben ihr Herz für diesen Beruf entdeckt, weil sie selbst Familienangehörige hatten, die auf eine Pflege und Betreuung angewiesen waren.

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Es ist ein kleiner Weiterbildungskurs, den Elisabeth Lange, Dozentin und Coach der Moveo gGmbH, aktuell betreute. Ausschließlich Frauen, die bereits ein erfülltes Berufsleben nachweisen können - und nun aus den verschiedensten Gründen an der Weiterbildung zur Betreuungsassistenz, teils auch zur Pflegeassistenz, teilgenommen haben.

Der Beruf ist gut fürs Herz

„Es ist ein schöner Beruf. Macht Spaß und ist gut fürs Herz“, sagt eine der Teilnehmerinnen, „die Bewohnerinnen und Bewohner sind so dankbar dafür.“ Denn sie seien es, die von der Betreuungsassistenz profitierten.

Weiterbildung in der Pflege und Betreuung

Interessenten und Interessentinnen werden bei Moveo in Neheim nach §§ 53b und 43b SGB XI sowie nach §§ 132 und 132a Abs. 2 SGB V weitergebildet.

Das heißt:

- Betreuungsassistenz §§ 53b und 43b SGB XI

- Pflegehelfer mit dem Schwerpunkt Grundpflege

- Pflegehelfer mit dem Schwerpunkt Behandlungspflege (LG 1/2)

Die Unterschiede liegen in dem, dass in der Betreuungsassistenz keine regelmäßigen oder planmäßige körperbezogene Pflegemaßnahmen oder hauswirtschaftliche Tätigkeiten eingebunden werden. Eine Behandlungspflege darf nur dann durchgeführt werden, wenn die Weiterbildung des Pflegehelfers LG1/2 absolviert wurde.

Die Weiterbildung eignet sich besonders gut für Quereinsteiger, die eine neue berufliche Herausforderung suchen.

In der Pflege und Betreuung bestehe ein hoher Personalbedarf, erklärt Gabi Lingenauber, stellvertretene Kursleitung der Weiterbildung. Dabei gehe es in den Stellensuchen nicht nur um examiniertes Personal, das eine dreijährige Ausbildung absolviert habe. Viele Tätigkeiten würden von Assistenten durchgeführt. Eben diese, für die im stressigen Berufsalltag der examierten Pflegekräfte oft keine Zeit bleibe.

Mehr als nur ein Kartenspiel

Mit der Weiterbildung qualifizierten sich die Teilnehmenden für die individuelle Betreuung und Pflege von Senioren und anderen hilfsbedürftigen Menschen, die z.B. in Seniorenheimen oder betreuten Wohngruppen leben. Es gehört zu den Aufgaben, Menschen mit Demenz zu betreuen und zu aktivieren, um damit ihr Wohlbefinden und ihre Stimmung positiv zu beeinflussen. Durch die unterschiedlichsten Aktivitäten, wie gemeinsames Malen, Basteln, Brettspielen oder auch Spazierengehen.

„Es geht um die Alltagsbewältigung“, sagt eine weitere Teilnehmerin, „beispielsweise auch um Gedächtnisschulungen.“ Betreuungsassistenten hätten einen pädagogischen Auftrag. Das sei nicht zu unterschätzen. Und dennoch: Das Zertifikat werde oft nicht ernstgenommen, stellt sie fest. Dabei gehe es darum, die Menschen bei ihren täglichen Aufgaben zu unterstützen und, und genau das sei noch viel wichtiger, durch Beschäftigung und Aktivierung ihre Lebensqualität zu erhöhen.

Wie sieht denn nun die Akzeptanz bei potenziellen Arbeitgebern aus?

„Die Weiterbildung zur Pflege/Betreuungsassistenz ist für uns in der Tat interessant“, so Christian Stockmann, sozialfachlicher Vorstand der Caritas Arnsberg-Sundern, „Die Absolventen weisen durch ihr Zertifikat vermitteltes Wissen nach.“ Dennoch räumt er auch ein, dass das Zertifikat nicht allein ausreiche, um selbstständig bestimmte Pflegeleistungen zu übernehmen. Da gibt es gesetzliche Einschränkungen, etwa bei Behandlungspflegen oder Wundversorgungen.

Betreuungsassistenz inkl. Pflegehelfer in der Behandlungspflege

Basiskurs Betreuungsassistenz bei Moveo

Grundkurs Kommunikation & Interaktion; Grundkurs Demenz; Alterskrankheiten; Grundlagen der Hygiene; Erste Hilfe.

Aufbaukurs Betreuungsassistenz

Kommunikation & Interaktion; Rechtskunde; Ernährung; Beschäftigungsmöglichkeiten; Freizeitgestaltung.

Basiskurs Pflege

Pflegedokumentation; Grundlagen der Hygiene; pflegerische Grundtätigkeiten; Krankheitsbilder; Rechtskunde.

Aufbaukurs Pflege

Versorgung; Prophylaxen; Vertiefung pflegerischer Grundtätigkeiten; Grundlagen der Ersten Hilfe.

Des Weiteren bietet Moveo eine Weiterbildung „Behandlungspflege der Leistungsgruppe 1 und 2 (nach §§ 132 und 132 a Abs. 2 SGB V) an.

„Was wir aber erfreulicherweise erleben und auch begleiten, ist die Tatsache, dass Absolventen dieser Kurse sich auf Basis der gemachten Erfahrungen für eine Ausbildung zur Pflegefachassistenz entscheiden. Diese Ausbildung dauert ‚nur‘ ein Jahr, endet mit staatlicher Prüfung und befähigt die Absolventen, weitergehende Tätigkeiten zu übernehmen – und dies eigenverantwortlich“, so Christian Stockmann weiter. Der Caritasverband biete diese Ausbildung in seinen Einrichtungen und in Kooperation mit der Bildungsakademie Hochsauerland an. Sie sei eine willkommene Ergänzung zur allgemeinen Pflegefachkraft, die eine dreijährige Ausbildung absolviere.

Zertifikat in Krankenhäusern nicht ausreichend

Insgesamt lasse sich sagen, dass immer Pflegekräfte benötigt würden – examiniert, qualifiziert und auch auf Basis von Zertifikaten. „Wir als Caritasverband begrüßen die Entwicklung sehr, dass es vielfältige Qualifizierungsmöglichkeiten gibt, damit mehr Interessenten ein Zugangsangebot gemacht werden kann.“

In Krankenhauspflegen ist es offenbar nicht möglich, mit einem Zertifikat als Quereinsteiger tätig zu werden. „Nach aktuellen gesetzlichen Regelungen ist der Einsatz von Pflege- bzw. Betreuungskräften mit viermonatiger Schulung in der regulären pflegerischen stationären Patientenversorgung in Krankenhäusern nicht möglich“, so Richard Bornkeßel, Klinikum Hochsauerland, auf Nachfrage.