Arnsberg/Hochsauerlandkreis. In Hüsten stationiertes Verkehrsunfall-Team der Kreispolizei muss immer dann aktiv werden, wenn es einen schweren Unfall gegeben hat.

Wenn das Telefon in der Polizeiwache in Arnsberg klingelt, müssen Oberkommissarin Christina Bogiatzis und Oberkommissar Dirk Thomas in den Einsatz. Der Anlass ist oft tragisch und dramatisch. Denn das Verkehrsunfall-Team (VU-Team) der Kreispolizeibehörde des Hochsauerlandkreises, rund um die 32-jährige Polizeibeamtin und dem 51-jährigen Polizeibeamten, werden immer dann gerufen, wenn es zu einem tödlichen Unfall oder zu einem Unglück mit Schwerverletzten kommt.

Oberkommissarin Christina Bogiatzis hat für ihren Job sogar extra einen Drohnenführerschein gemacht. 
Oberkommissarin Christina Bogiatzis hat für ihren Job sogar extra einen Drohnenführerschein gemacht.  © WP | Benedikt Schülter

Crashs mit schlimmen Ausgang

Insgesamt 17 Teams der Kreispolizeibehörden in Nordrhein-Westfalen stehen bei solchen Einsätzen landesweit bereit. Die jeweils zuständigen Leitstellen entscheiden dann, je nach Bereitschaft, welches Team man wohin schickt.

Christina Bogiatzis blickt sich in ihrem Büro in Hüsten um. An den Wänden hängen viele Ausdrucke aktuelle Fälle, die sie hier bearbeiten: Auswertungen und Karten von Kollisionen und Crashs mit teils tödlichem Ausgang. Wie war der Bremsweg? Was hat den Crash ausgelöst? Mittlerweile stehen den Experten Hightech-Unterstützungen wie Scanner und Drohnen zu Verfügung, die das tatsächliche Unfallgeschehen immer präziser aufschlüsseln können.

Über ein Display verschafft sich die Beamtin einen Überblick über den Unfallort. 
Über ein Display verschafft sich die Beamtin einen Überblick über den Unfallort.  © WP | Benedikt Schülter

Oberkommissarin Bogiatzis hat dafür einen Drohnenführerschein gemacht. „Wenn wir gerufen werden, behandeln wir den Unfallort so, als wäre er ein Tatort“, sagt sie und Kollege Thomas nickt zustimmend. Bislang wurden sie bei etwa 50 Verkehrsunfällen im Land eingesetzt. Durch Drohnenaufnahmen und den Ergebnissen des Scanners könne man viel besser als früher die möglichen Ursachen eines Unfalls ermitteln. „Mit den neuen Möglichkeiten können wir die eigentliche Unfallstelle erweitern. Das ist wichtig, denn meistens ist die Ursache des Unfalls deutlich früher an einer anderen Stelle zu finden“, sagt POK Tomas.

Zudem sichern die Experten Spuren am Fahrzeug, am Menschen und an Gebäuden. Außerdem vermessen und lesen sie digitalen Spuren innerhalb des Fahrzeugs aus. Man treffe am Ende der Untersuchung zwar keine Aussage über die Schuldfrage, aber man liefere objektive Daten und Hinweise auf mögliche Unfallursachen und rechtssichere Details für die juristische Beurteilung durch Sachverständige, erklärt Bogiatzis.

Frust entlädt sich bei der Polizei

Doch die minutiöse und detaillierte Arbeit des VU-Teams hat natürlich auch ihren Preis. Teilweise müssen Autobahnabschnitte bis zu acht Stunden gesperrt werden. Dabei würden manche Autofahrer ihren Frust entweder direkt vor Ort oder später in den sozialen Netzwerken an den Beamten auslassen. Verständnis haben Tomas und Bogiatzis dafür nur wenig. Man solle auch mal an die Unfallopfer, die auf Versicherungsleistungen angewiesen seien, weil sie im Koma liegen oder dauerhaft auf Unterstützung angewiesen seien oder an Kinder, die als Hinterbliebene finanziell versorgt werden müssten, denken. Genau deshalb nehme man sich angemessen Zeit, um alle objektiven Beweise zusammenzutragen und zu analysieren.

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Insgesamt sind es sieben Polizeibeamte und drei Regierungsangestellte, die sich um die Fälle kümmern. Darunter sind auch Kfz-Meister, die ihre Expertise in dem Prozess weitergeben. Es gebe einen großen Zusammenhalt innerhalb des Teams, bekräftigen Tomas und Bogiatzis. Das sei auch notwendig. Schließlich könne die Arbeit den einzelnen auch emotional belasten. „Jeder geht mit der Belastung unterschiedlich um. In jedem Fall reden wir auch viel untereinander. Keiner wird alleine gelassen“, sagt Tomas.