Arnsberg/Sundern. Patienten in Arnsberg und Sundern wissen bei Notfällen oft nicht wo hin: Ambulanz oder Notfallpraxis? Lange Wartezeiten in ZNA beklagt.

Wartezeiten in großen Stoßzeiten in der Zentralen Notaufnahme des Klinikums Hochsauerland in Hüsten, Angst vor den Folgen der Schließung der Notfallpraxis der Kassenärztlichen Vereinigung in Sundern und verunsicherte Patienten, die nicht wissen, wann sie mit welchen akut aufgetretenen Beschwerden welche Anlaufstelle aufsuchen müssen. In ersten Reaktionen auf diesen Bericht meldeten sich Lesende, die von stundenlangen Wartezeiten berichten. Unsere Redaktion erklärt, wann eine Zentrale Notaufnahme des Krankenhauses und wann die Notfallpraxis aufgesucht werden muss.

Die Definition ist eigentlich eindeutig. Die Zentrale Notaufnahme, wie sie seit Sommer in Hüsten in Betrieb ist, ist eine Einrichtung des Krankenhauses, die rund um die Uhr geöffnet ist und dazu dient, Patienten mit akuten medizinischen Problemen oder Notfällen aufzunehmen und zu versorgen. In der ZNA werden Patienten nach dem Schweregrad ihrer Erkrankung und Verletzung behandelt. Die ZNA gilt als Anlaufstelle für dringende medizinische Versorgung.

Die Notfallpraxis der Kassenärztlichen Vereinigung ist eine medizinische Einrichtung, die außerhalb der regulären Sprechzeiten von Arztpraxen tätig ist und auf die Behandlung von akuten gesundheitlichen Problemen spezialisiert ist - zu den Zeiten, in denen die Arztpraxen geschlossen sind. Noch bis Ende des Monats hat die Notfallpraxis in Sundern geöffnet, deren angekündigte Schließung für viel Unmut und Protest gesorgt hat. Ab dann gibt es im Raum Arnsberg/Sundern nur noch die KVWL-Notpraxis in unmittelbarer Nachbarschaft zum Klinikum Hochsauerland, einen Steinwurf von der ZNA entfernt.

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Immer wieder kommt es gerade in den Zeiten, an denen Arztpraxen geschlossen haben, zu größerem Andrang in der Zentralen Notaufnahme, weil Patienten nicht die richtige Anlaufstelle wählen oder finden. Nach ersten Beschwerden darüber war die Beschilderung bereits optimiert worden. „Die Notfallpraxis ist für Betroffene gedacht, die nicht lebensbedrohlich erkrankt sind, aber mit ihren Beschwerden auch nicht bis zur nächsten Sprechstunde warten können“, betont das Klinikum. Für alle Erkrankungen, mit denen die Patienten zu ihrem Haus- oder Facharzt gehen würden, stünde ihnen der kassenärztliche Bereitschaftsdienst außerhalb der Praxiszeiten zur Verfügung. Und doch „verlaufen“ sich Patienten in Hüsten. Das Klinikum betont, dass Patienten, die aufgrund der beschriebenen Beschwerden auch in der KV-Notdienstpraxis oder vom niedergelassenen Haus- oder Facharzt behandelt werden können, nach dem Arztgespräch „sofern möglich, an die Notfallpraxis weitergeleitet werden“.

Das entlastet dann auch die ZNA. In dieser kommen verschiedene Arten von Patienten zusammen. Die, die mit dem Rettungswagen kommen. Die, die von Angehörigen gebracht werden. Und auch die, die noch selbstständig den Weg zum Krankenhaus in Hüsten gefunden haben. Allen ist gleich, dass sie der sogenannten Manchester-Triage unterzogen werden. Der Ablauf: Patientinnen und Patienten, die sich an die ZNA des Klinikums Hochsauerland wenden, müssen nach der Aufnahme innerhalb von zehn Minuten von einer speziell geschulten Fachkraft gesichtet werden. „Ein Vorgehen, das zwingend in allen deutschen Notaufnahmen stattfindet, die an der sogenenanten strukturierten Notfallversorgung teilnehmen“, erklärt das Klinikum. Dabei werde anhand der geschilderten Symptome eine Ersteinschätzung der Erkrankungs- oder Verletzungsschwere nach einem standardisierten und IT-gestützten Triagesystem vorgenommen.

75 Minuten Wartezeit

„Lebensbedrohlich und sehr schwer erkrankte oder verletzte Patienten müssen sofort behandelt werden“, so Richard Bornkessel vom Klinikum Hochsauerland. Bei hoher Dringlichkeit würden die Patienten sofort in einen Untersuchungs- und Behandlungsraum gebracht, bei niedrigeren Dringlichkeitsstufen, in denen dennoch eine Versorgung in der ZNA angezeigt ist, werden die Patienten auch gebeten, noch im Warteraum Platz zu nehmen. Die hier entstehenden Wartezeiten sorgen bei den Patienten und deren Angehörigen immer wieder für Unmut und lösen auch Kritik an der ZNA auf. Das Klinikum aber macht klar: „Die Reihenfolge der Behandlung in der ZNA richtet sich nicht nach der Reihenfolge der Anmeldung, sondern nach der Dringlichkeit der Behandlung“, so Bornkessel, „die Dringlichkeit der Versorgung wird für jeden einzelnen Patienten individuell festgestellt. Dringend behandlungsbedürftige Menschen werden in der ZNA immer zuerst versorgt.“

Wartezeiten könnten sich neben dem allgemeinen Andrang zudem ergeben, weil einige Labor-, CT, MRT oder Röntgenuntersuchungen zeitaufwändig sind, sich aus Ergebnissen der Voruntersuchungen weitere Maßnahmen ergeben oder sich die Notwendigkeit der Konsultation mehrerer Fachrichtungen ergibt. Das Klinikum führt eine eigene Statistik und sagt: „Die Wartezeit bis zum ersten Arztkontakt beträgt in der ZNA durchschnittlich zirka 75 Minuten“, so der Klinikum-Sprecher.

Wo muss ich hin?
Wo muss ich hin? © WP Arnsberg | Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW