Arnsberg-Holzen. Von wegen „Sie haben gewonnen“: Erhard Schäfer lässt sich am Telefon nicht einseifen und erstattet Anzeige. Die Polizei gibt Tipps.

Es war am frühen Vormittag, kurz vor 10 Uhr, als Erhard Schäfer aus Holzen einen Anruf erhielt. Eine Frauenstimme mit fremdem Akzent versicherte ihm einen Gewinn von 39.000 Euro, die sie dem 86-jährigen persönlich übergeben wolle. „Als sie mir diesen Gewinn zusprechen wollte, sind bei mir alle Alarmglocken angegangen“, erzählt der Rentner über sein Erlebnis. Weiter meint er noch: „Das ist ja eher unüblich, dass einem so ein hoher Geldbetrag übergeben wird. Aber diese Art, jemanden zu betrügen, kannte ich noch nicht.“ Eine andere Betrugsmasche, der Enkeltrick, war ihm jedoch schon bekannt. Dabei versuchen sich die Betrüger als Enkel des Opfers auszugeben und täuschen vor, sich in einer Notlage zu befinden, um Geld zu erlangen.

Die Masche mit dem Geldbetrug ist der Polizei nicht neu. Laura Burmann, die Polizeisprecherin für den Hochsauerlandkreis, gibt an: „Solche Betrugsmaschen wie diese kommen öfter in der Woche vor, dabei kann die Zahl jedoch auch höher sein, da das natürlich nur diejenigen sind, die auch bei uns anrufen.“

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Burmann erklärt die Betrugsmasche mit angeblichem Geldgewinn, die dem Holzener beinahe zum Verhängnis wurde, so, dass die Betrüger das Opfer anrufen und ihm einen Gewinn versprechen. „Später sagen sie dann, dass sie noch eine Bearbeitungsgebühr in Höhe von beispielsweise 3000 Euro benötigen, die das Opfer ihnen geben soll“, erklärt sie weiter. Wenn dies zum Erfolg führt, brechen sie den Kontakt ab. Es komme aber auch zu dem Fall, dass die Betrüger noch weitere Bearbeitungsgebühren fordern. „Den eigentlich versprochenen Gewinn, sehen die Opfer natürlich nie“, fügt die Polizeisprecherin hinzu.

Nachdem die Betrüger den Holzener Erhard Schäfer noch gefragt haben ob er alleine sei und ob sie in einer halben Stunde bei ihm vorbeischauen könnten, erkannte er, dass es sich um einen Betrug handelte und legte schließlich auf. „Nach dem Anruf habe ich direkt mit der Polizei telefoniert und Anzeige erstattet.“ Verwundert war Schäfer darüber, wie die Betrüger ihn ausfindig machen konnten und seinen Wohnort kannten: „Die wussten ohne zu fragen, dass sie in 30 Minuten bei mir sein konnten“, meint er schockiert. Weiter vermutet er noch: „Vielleicht hätten sie auch später gefragt wo ich wohne, aber da hatte ich schon aufgelegt.“ Nach einer Nachfrage bei der Polizei konnte ihm diese erklären, dass die Betrüger durch die örtlichen Telefonbücher schauen und nach älteren Namen Ausschau halten. Da Schäfer auch seine Adresse im Telefonbuch hinterlegt hat, konnten die Betrüger so auch seinen Wohnort ausfindig machen. „Das fand ich dann schon ein wenig gefährlich“, erläutert der Holzener und teilt mit, dass er seine Adresse wahrscheinlich in Zukunft aus dem Telefonbuch streichen lassen wird.

KI spielt bereits eine Rolle

Wie sich ältere Menschen vor Betrugssmaschen schützen können? Laura Burmann gibt den Tipp, immer skeptisch zu sein. „Es ist nicht unhöflich, bei solchen Anrufen einfach aufzulegen und ist immer eine gute Idee“, sagt sie. Zudem sollte man nie private Daten angeben und im Zweifelsfall immer mit einem Familienangehörigen sprechen.

In diesem Fall ist nochmal alles gut gegangen, jedoch sind diese Anrufe nicht zu unterschätzen und werden in Zukunft mit künstlicher Intelligenz immer gefährlicher. So berichtete der WDR schom im Sommer letzten Jahres, dass in Gütersloh bereits ein Fall gemeldet wurde, bei dem eine Mutter angerufen worden ist und die Stimme ihres Sohnes zu ihr gesprochen hat. Dieser hätte angeblich eine Mutter mit Kind angefahren und sie müsse nun ihrem Sohn helfen, indem sie einen Geldbetrag überweist.

Die imitierte Stimme wird laut dem Portal „nordbayern.de“ meist so kreiert, dass die Betrüger nur kurze Tonabschnitte aus den Sozialen Medien verwenden, in denen die gewünschte Person spricht. Diese Stimme ist selbst mit wenig Tonmaterial so gut, dass die Opfer unter Druck geraten, weil die Betrüger die Stimme nutzen, um Hilferufe oder Ähnliches zu simulieren.

Deshalb ist es wichtig seine Familienangehörigen zu warnen und zu aktuellen Maschen informieren.