Wennigloh. Die beliebte Gaststätte steht seit über einem Jahr leer. Nun sind die Räume vermietet - mit diesen Ideen soll der Neustart gelingen.
Das „Haus Koch“ gehört zu Wennigloh. Punkt. Es prägte das Dorf über Jahrzehnte. Hier kamen Menschen zusammen. Um zu speisen, ein Bierchen zu trinken oder einfach nur zu schmökern. Ein gesellschaftlicher Treffpunkt eben. Mittelpunkt des Dorfes. Letztlich mussten die knapp tausend Wennigloherinnen und Wennigloher aber schmerzlich erfahren, wie zerbrechlich dieser sein kann.
Seit vielen Monaten steht die einst beliebte Gaststätte wieder einmal leer. Das soll sich nun dauerhaft ändern und der Spieß umgedreht werden - nicht mehr „Haus Koch“ soll Wennigloh prägen, sondern umgekehrt. Denn die neue Mieterin wünscht sich dort einen „Ort der Begegnung“.
Verein „Der Weg ins Neue“ eröffnet Ort der Begegnung
„Wir haben uns sehr gefreut, dass wir als Verein die Chance bekommen haben, diese Räumlichkeiten anzumieten“, sagt Olga Dyck vom Verein Der Weg ins Neue, „so können wir unsere sozialen Ziele bündeln und ausbauen.“ Erst kürzlich verlor der Verein, der sich auch um die Belange geflüchteter Menschen kümmert und diesen Möglichkeiten bietet, sein sogenanntes Navigationszentrum - denn der mit der Stadt Arnsberg abgeschlossene Mietvertrag über die Räumlichkeiten des Bürgerbüros in Hüsten lief aus.
Das Navigationszentrum musste daher schließen. Ein solches wird es auch im Haus Koch in Wennigloh nicht geben. Denn dieses bräuchte, so erklärt Olga Dyck, eine zentralere Anlaufstelle, die von überall aus gut zu erreichen wäre. Das Haus Koch in Wennigloh soll zukünftig einerseits als Vereinsheim dienen, anderers aber auch als „Ort der Begegnung“ verschiedener Menschen, Jung und Alt, egal welcher Herkunft und Religion. „Ich wünsche mir, dass die Menschen hier zusammenkommen und miteinander Zeit verbringen“, sagt Olga Dyck.
Ukrainerinnen und Ukrainer packen mit an
Sie und viele weitere Mitglieder des Vereins packen tatkräftig mit an - auch wenn das Haus Koch grundsätzlich ja erst vor einiger Zeit komplett umgebaut und renoviert wurde, fallen doch die einen oder anderen Streicharbeiten und vor allem Putzarbeiten an.
„Wir sind unserem Vermieter sehr dankbar für das, was er uns hier ermöglicht“, so Dyck, „denn wir können das gesamte Inventar nutzen - das Mobiliar, die Küche, einfach alles.“ Die Kegelbahn sei jedoch zunächst kein Bestandteil des Mietvertrages, da hier noch geklärt werden müsse, inwieweit sie unter Einhaltung der aktuellen Brandschutzbestimmungen genutzt werden dürfe.
Workshops, Angebote und Aktionen auf zwischenmenschlicher Basis
Schon in der kommenden Woche, so wünschen es sich Olga Dyck und die Vereinsmitglieder, soll das erste Angebot für Menschen von nah und fern mit einem interkulturellen Frühstück starten. „Wir würden uns sehr freuen, wenn auch Menschen aus Wennigloh hinzukämen, um uns kennenzulernen und mit uns ins Gespräch zu kommen“, sagt sie.
Interkulturelles Frühstück und Sprachcafé
Der Weg ins Neue e.V. eröffnet einen „Ort der Begegnung“ im ehemaligen Haus Koch. Die ersten Angebote ab nächster Woche:
Gemeinsames interkulturelles Frühstück: dienstags bis freitags in der Zeit von 9 bis 12 Uhr.
Sprachcafé: jeden Mittwoch ab 16 Uhr (zu Beginn etwa eine Stunde)
Ebenso steht bereits fest, dass es mittwochs ab 16 Uhr ein Sprachcafé geben wird. „Wer Deutsch lernen möchte, muss es sprechen“, sagt Olga Dyck, „das kenne ich ja von mir selbst.“ Denn auch Olga Dyck kam als junge Frau nach Deutschland und musste zunächst einmal mit der Sprache kämpfen. Daher ist es ihr ein besonderes Anliegen, dass all die Mitglieder (ob aus der Ukraine oder auch nicht) die Gelegenheit bekommen, mit deutschsprachigen Menschen in Austausch zu kommen. „Dafür bietet sich das Sprachcafé geradezu an.“
Wennigloher Ideen sollen einbezogen werden
Zudem seien auch Workshops für Kinder und Jugendliche geplant. Bastelnachmittage oder auch ein Visagistenkurs (Profi: ehemalige Kiewer Fernsehvisagistin). Auch stehe noch die Idee auf der Agenda, einen Programmier- und Kommunizier-Kurs für Jugendliche anzubieten. „Hier natürlich für geflüchtete Jugendliche ebenso wie für interessierte Wennigloher Jugendliche.“ „Und wenn jemand einen Treffpunkt benötigt, um eine Vereinssitzung abzuhalten, oder Jugendliche sich gerne irgendwo treffen möchten, um zu kommunieren oder auch zu spielen“, so die Vereinsvorsitzende weiter, „dann ist auch er oder sie herzlich willkommen.“ Denn letztlich sind es 270 Quadratmeter verteilt auf unterschiedliche Räumlichkeiten, auf denen sich das Vereinsheim befinden wird.
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Peter Krämer, Pressesprecher des Wennigloher Forums und der Schützen, findet diese Ideen grundsätzlich gut. „Viele Menschen in Wennigloh vermissen die Gaststätte“, sagt er, „und sind natürlich auch interessiert daran, was nun dort passiert.“ Er hält diesen „frischen Wind“ für Wennigloh nicht für verkehrt. „Ein solches soziales Projekt kann sicherlich auch gemeinschaftsstiftend sein“, meint er. Er kennt die Voraussetzungen eines jeden Vereins - und insbesondere natürlich die der Wennigloher Vereinswelt. „Die jüngeren Generationen möchten sich lieber projektorientiert engagieren und nicht auf einen vereinsinternen Posten festgenagelt werden.“ Daher könne er sich vorstellen, dass das neue „Haus Koch“ auch Unterstützung aus dem Dorf finde.
Es gehört zu den festgeschriebenen Vereinszielen im sozialen Segment, dass sich Olga Dyck und ihr Team um Menschen kümmern, die Schwierigkeiten haben, sich an die neue Umgebung anzupassen und/oder soziale Unterstützung suchen. Unter anderem gehört auch dazu, Menschen miteinander in Verbindung zu bringen - sei es um die Sprache besser/schneller lernen zu können, einen ersten Kontakt zur Berufswelt zu knüpfen oder aber auch, Freunde zu finden.
Eine Aufgabe für die Seele
Eine Aufgabe, die diese Menschen fühlen lasse, dass sie ein Teil der Gesellschaft seien, gebraucht würden - und einfach etwas zu tun hätten - sei ihnen mit dem Vereinsheim bereits gegeben. Denn sie bringen sich selbst ein - als Visagisten-Kursleiterin, als Köchin und, und, und. „Viele unserer Mitglieder möchten nicht mehr herumsitzen, denn dann denken sie zu viel nach“, sagt Olga Dyck, „Sie möchten etwas tun, eine Aufgabe erfüllen.“ Und sie möchten Kontakte - Gespräche mit anderen Menschen. Deutsch lernen.
Daher soll das „neue“ Haus Koch als Win-win-Situation für Wennigloh und den Verein gesehen werden - eben ein Ort der Begegnung, in dem sich interessierte Wennigloherinnen und Wennigloher einbringen können. Aber auch ein Ort, den die Vereinsmitglieder nutzen können, um sich in der deutschen Gesellschaft wohlzufühlen. Eben ein Ort, an dem ein interkultureller Austausch auf Augenhöhe gewünscht wird.
Mehr über Der Weg ins Neue e.V. erfahren Interessierte auf den Webseiten des Vereins.