Arnsberg. Manche heimische Gastronomen greifen in die Trickkiste, damit sich die Gäste trotzdem ein Essen leisten können.

Das neue Jahr begann für viele Gastronomen nicht etwa mit Sektkorken-Knallen, sondern mit einer weiteren Sorgenfalte auf der Stirn. War es im vergangenen Jahr der hohe Energiepreis, ist es in 2024 die Mehrwertsteuer. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) in NRW befürchtet in diesem Jahr mehr Insolvenzen als üblich.

Bei vielen Unternehmern herrsche Unsicherheit wegen der 19 Prozent. Es sei ein herausforderndes Jahr, so Patrick Rothkopf, Präsident des Dehoga in Nordrhein-Westfalen „Viele Gastronomen werden die Steuererhöhung deshalb umlegen müssen. Nach Einschätzung der Branche bedeuten Steuererhöhung und die weitere Kostendynamik eine Preisanpassung von durchschnittlich 12 Prozent.“

Auf Speisen in der Gastronomie gilt nun wieder eine Umsatzsteuer von 19 statt 7 Prozent.
Auf Speisen in der Gastronomie gilt nun wieder eine Umsatzsteuer von 19 statt 7 Prozent. © Iserlohn | Sina Schuldt

Neben dem zusätzlichen Kostendruck prangert Rothkopf die dann wieder ungerechte, weil unterschiedliche Mehrwertbesteuerung auf Essen an: „Steuerfairness bedeutet, das Essen einheitlich mit 7 Prozent zu besteuern. Mir kann keiner nachvollziehbar erklären, dass nur noch das Essen im Restaurant, in der Mensa, vom Kita- und Schulverpfleger mit 19 Prozent besteuert wird, während für verpackte Ware zur Mitnahme, To-Go oder Drive-In, die Essenslieferung sowie für den Fertigsalat aus dem Supermarkt weiterhin 7 Prozent gelten.“

Rimini-Chef Serdar Bozdag meint, dass es für das Gastronomiegewerbe von Jahr zu Jahr härter wird.
Rimini-Chef Serdar Bozdag meint, dass es für das Gastronomiegewerbe von Jahr zu Jahr härter wird. © WP | Anja Jungvogel

Serdar Bozdag, Chef der Pizzeria Rimini in Neheim, steht Tag für Tag am Holzofen in seinem kleinen Restaurant. Einen Ruhetag gibt es für seinen Laden nicht. „Das Gastronomiegewerbe wird Jahr für Jahr härter“, meint der Unternehmer. Außer den immer strenger werdenden Auflagen der Stadt, kämen steigende Kosten für Energie, Personal und Lebensmittel hinzu. Bisher konnte der Gastronom die damit eigentlich notwendigen Preiserhöhungen von seinen Gästen weitgehend fernhalten. „Es entstehen nun in 2024 wieder erhebliche Mehrkosten. Ich spare nicht an Qualitätswaren oder am Personal. Auch die Preise auf der Speisekarte werden nicht erhöht. Das heißt im Klartext für mich, dass ich noch mehr arbeiten muss und weniger verdiene“, sagt er.

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Für Alexandros Kolios, Chef vom Gasthof Köster in Arnsberg, ist die Schmerzgrenze überschritten „Wir haben keine Alternative dazu, als auf jedes Gericht nun einen Euro draufzuschlagen“, betont er. Das Schnitzel mit Soße und Beilagen wird ab Donnerstag, 11. Januar, also nicht mehr 15,50 Euro kosten, sondern einen Euro mehr. Über die Preiserhöhung seien wohl die wenigsten Kunden überrascht, meint Alexandros Kolios. Dennoch könne man es den Gästen nicht zumuten, für ein Schnitzel über 20 Euro zu bezahlen. Die Diskussion über die Rückkehr zur 19-Prozent-Mehrwertsteuer habe medial für Aufsehen gesorgt und viele Verbraucher verunsichert. „Schließlich verdienen sie ja auch nicht 12 Prozent in diesem Jahr mehr“, so Kolios.

Wir haben keine Alternative dazu, als auf jedes Gericht nun einen Euro draufzuschlagen.
Alexandros Kolios - Chef vom Gasthof Köster

Daher befürchten viele Gastronomen, dass nun weniger Gäste zum Essen ausgehen. Erschwerend komme hinzu, dass sich die Zulieferkosten erhöht hätten, etwa aufgrund erhöhter Personal-, Sprit- oder Mautkosten. Die Gutschein-Blöcke, die es beispielsweise im Buchhandel zu kaufen gibt, helfen dem Arnsberger Gasthof Köster ein bisschen aus der Krise. Am letzten Wochenende hätten rund dreißig Gäste ein solches Spar-Büchlein vorgezeigt. „Ein Pärchen kam dabei sogar aus Essen und hat auf der Durchreise aus dem Urlaub bei uns Halt gemacht“, verrät Alexandros Kolios.

Portionen werden nun etwas kleiner

In die Trickkiste greifen zudem einige Döner-Buden und Imbissstätten aus Arnsberg, die zwar ihre Preise nicht erhöhen möchten, dafür die Portionen nun etwas kleiner servieren. Andere Unternehmen müssen beim Personal oder beim Angebot Abstriche machen, wie beispielsweise das griechische Restaurant Eleo 1220 in Neheim, das seinen Gästen bereits im Oktober letzten Jahres mitteilen musste, dass das Frühstück an den Wochenenden eingestellt wird.

Mit dem neuen Jahr kamen übrigens auch in alternativen Cafés und kleineren Gastronomiebetrieben neue Speisekarten auf den Tisch, wie beispielsweise im Bio-Bistro Neheim, das im Zeichen der veganen Küche eine Vielzahl an Leckereien anbietet und täglich eine Auswahl an Kuchen serviert.

Hintergrund

Die, während der Corona-Pandemie auf sieben Prozent gesenkte, Mehrwertsteuer in der Gastronomie liegt seit dem 1. Januar wieder - wie ursprünglich - bei 19 Prozent. Für verpacktes Essen zur Mitnahme, To-Go oder Drive-In, Essenslieferungen, sowie für den Fertigsalat aus dem Supermarkt gelten weiterhin 7 Prozent.