Arnsberg. Für die Sonderausstellung „Frisch gezapft“ haben sich Museum und die heimische Veltins-Brauerei etwas Besonderes einfallen lassen.

Über drei Jahrzehnte begleitete die kupferne Sudpfanne das Wachstum der Brauerei C. & A. Veltins – jetzt kommt eine Hälfte davon ins Museum. Genauer gesagt ins Sauerland-Museum. Das berichtet die Brauerei. Mit einem Sondertransport wird der halbierte Sudkessel im Januar von Meschede-Berge nach Arnsberg gebracht – das Einbringen wird Zentimeterarbeit sein. Nur so ist es möglich, das größte Exponat der nächstjährigen Sonderausstellung „Frisch gezapft“ in den Räumen unterzubringen. Zuvor war das einstige Herz der Brauerei mit einer aufwendigen Stahlkonstruktion unterbaut worden. Auf diese Weise können Besucher ab dem 22. März 2024 den Sudkessel in Augenschein nehmen, aber anlässlich des 200-jährigen Bestehens der Brauerei auch viel über die Braugeschichte des Sauerlandes erfahren.

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Tatsächlich handelt es sich um ein historisches Exponat, das einst die Erfolgsgeschichte der Wirtschaftswunderjahre der Grevensteiner Familienbrauerei begleitete. „Es ist auch ein Stück sauerländischer Handwerkstradition, denn hier war der Arbeitsplatz einer ganzen Brauergeneration“, erzählt Veltins-Sprecher Ulrich Biene. Dabei hatte das Sudwerk zum Ende der Fünfzigerjahre seinen eigentlichen Ursprung in Essen, wo inmitten des Reviers der Biermarkt zu boomen begann. Ulrich Biene: „Nordrhein-Westfalen war nicht nur der stärkste Biermarkt Deutschlands, sondern auch im Bereich der technischen Zulieferer so etwas wie ein Selbstversorger – zwischen Rhein und Weser wurde alles hergestellt, was eine Brauerei benötigte.“

So baute das Weigelwerk in Essen in den späten Fünfzigerjahren eben jenen kupferglänzenden Sudkessel, um ihn miteinem Schwertransport aus der Revierstadt ins Sauerland zu bringen. Das Weigelwerk stammte eigentlich aus dem oberschlesischen Neisse, war nach dem Krieg über Nordhausen ins Ruhrgebiet geflüchtet, weil der Sudhaushersteller seine Geschäfte nicht in der sowjetisch besetzten Zone, der DDR, machen wollte. Fortan lieferte das Weigelwerk von Essen aus ganze Sudhäuser nach Übersee, aber auch in europäische Nachbarländer und ebenso nach Grevenstein.

Über drei Jahrzehnte setzten die Brauer der Brauerei C. & A. Veltins den Sud für das frische Veltins in den kupfernen Kesseln an. Kupfer wurde genutzt, weil es die beste Wärmeleitfähigkeit für den Brauprozess mitbrachte.
Über drei Jahrzehnte setzten die Brauer der Brauerei C. & A. Veltins den Sud für das frische Veltins in den kupfernen Kesseln an. Kupfer wurde genutzt, weil es die beste Wärmeleitfähigkeit für den Brauprozess mitbrachte. © Veltins Brauerei | Veltins Brauerei

Bevor die Edelstahl-Sudpfannen in den frühen Achtzigerjahren in Grevenstein Einzug hielten, wurde Veltins Pils lange in den Kupfer-Sudkesseln des Weigelwerkes gebraut. Und das wie damals üblich mit kräftezehrendem Aufwand der Brauer. „Sudpfannen aus Kupfer wurden über Generationen genutzt, weil sie die beste Leitfähigkeit für Wärme besaßen“, erklärt Ulrich Biene. Die Brauer-Pensionäre bei Veltins erinnern sich noch gut daran, als sie allwöchentlich in Gummistiefeln in den tiefen Sudkessel hinabsteigen mussten, um mit einem Schrubber bewaffnet die Wände des Sudkessels blitzblank zu reinigen. Sauberkeit und perfekte Hygiene ist seit jeher beim Brauen unverzichtbar.

200-jähriges Bestehen

Nach dem Austausch gegen Edelstahl überdauerte die kupferne Sudpfanne des Essener Weigelwerkes im einstigen Besucherzentrum, das vor einigen Jahren zugunsten eines neuen Tankfeldes weichen musste, die Zeit, ehe sie nun wieder zu Schauzwecken erneut genutzt werden kann. „Man war sich schon damals des historischen Wertes sehr bewusst und hat sie eben nicht wie in anderen Brauhäusern verschrottet“, so Ulrich Biene. Da kommt die Ausstellung „Frisch gezapft“ im Sauerland-Museum gerade recht. Sie wird vom 22. März 2024 an das traditionsreiche Bierbrauen im Sauerland erlebbar machen. Dazu hat die Brauerei C. & A. Veltins zahlreiche Exponate aus dem hauseigenen Archiv revitalisiert. Das 200-jährige Brauerei-Jubiläum, das 2024 am Grevensteiner Stammsitz gefeiert wird, ist ein willkommener Anlass, um nicht nur einen geschichtlichen Rückblick in die vergangenen Jahrhunderte zu werfen, sondern auch viel von dem zu zeigen, was die jüngste Geschichte des heimischen Traditionsunternehmens ausmacht. Gerade in den letzten 25 Jahren hat sich eine Menge getan – die Ausstellung im Sauerland-Museum des Hochsauerlandkreises gibt einen breiten Einblick in die unterschiedlichen Epochen.