Sundern. In Siegen entlädt sich am Freitag der Protest der Bauern aus Südwestfalen. Landwirt Robert Gördes aus Sundern erklärt den Ärger.

Den langen Weg nach Siegen mit Traktoren zum großen Protesttag am Freitag nahmen Robert Gördes und seine Kollegen aus Sundern nicht auf sich. Der Vorsitzende des Sunderner Ortsverbandes des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes blickt aber schon auf den 8. Januar. Dann werden die Bundestagsabgeordneten aus dem Hochsauerlandkreis auf dem Flughafen Schüren die volle Wucht der Verärgerung der heimischen Bauern über die Rücknahme von Kfz-Steuer- und Agrardiesel-Vorteilen zu spüren bekommen. „Wir haben so viele Baustellen“, sagt er, „das bringt das Fass jetzt aber zum Überlaufen“. Gördes verweist auf Bürokratie bei der Tierhaltung und auf „Ramschpreise“ für Fleisch. „Wir wollen lieber vernünftige Preise statt Subventionen“, sagt der Ferkelzüchter.

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„Über das, was uns bedrückt, könnte ich ein ganzes Wochenende philosophieren“, sagt er. Seit drei Jahren steht er dem Ortsverband mit seinen rund 200 Mitgliedern vor. Er weiß, was den Landwirten unter den Nägeln brennt. Dass nun ausgerechnet bei den Bauern gespart werden soll, wenn ihnen der Steuervorteil des grünen Nummernschildes und auch auf den Agrardiesel genommen wird, kann er nicht verstehen. Er spricht von Wettbewerbsverzerrung mit Blick auf die europäische Konkurrenz in der Landwirtschaft.

Letztendlich macht er aber auch klar, dass die letzten Vorhaben der Politik nur der Auslöser für tiefsitzenden Unmut in der Branche seien. „Wir müssen jetzt kämpfen“, sagt er. Dabei blickt er schon auf die Sauerländer Protestaktion am 8. Januar, zu der sich mit Friedrich Merz (CDU), Dirk Wiese (SPD) und Carlo Cronenberg (FDP) alle heimischen Bundestagsabgeordneten angesagt haben. Er kann schon erahnen, dass von allen das Loblied auf die Landwirtschaft gesungen wird. „Das hören wir aber schon lange“, ärgert sich Robert Gördes, „jetzt müssen auch mal Taten folgen.“ Im ersten Schritt müssten die aktuellen Sparpläne zurückgenommen werden. „Und dann müssen wir gucken, wie wir mit dem Thema Tierwohl weiter kommen“, so der Ferkenzüchter.

Und schon ist er beim nächsten Thema - der Bürokratie. „Ich sitze schon bald ein Drittel meiner Arbeitszeit am Schreibtisch“, sagt er. Was bei großen Betrieben durch dafür eingestelltes Personal vielleicht machbar sei, klappt bei den meisten nicht. „Wir sind doch in der Überzahl kleine Familienbetriebe“, sagt Gördes. Immer im Einsatz auf dem Hof - und das dann meist 365 Tage am Jahr rund um die Uhr. Er versteht nicht, dass da Bauern in der Wahrnehmung keine Gewinne zugestanden werden. „Die brauchen wir doch, um zu investieren“, sagt er. „wenn eine Industriefirma eine neue Produktionsmaschine in Betrieb nimmt, wird sie gefeiert. Wenn wir aber einen neuen Traktor kaufen, heißt es, wir Bauern hätten es ja.....“

Der 55-Jährige will nicht jammern und will nicht als Bittsteller um Agrarhilfen dastehen. „Ich will lieber faire Preise für meine Arbeit“, sagt er. Genau daran hapere es aber vor allem bei der Tierhaltung. Aus seiner Sicht würden die meisten Betriebe längst Viehhaltung mit Blick auf das Tierwohl betreiben. Die entsprechenden Preise seien auf dem Markt dafür aber nicht zu erzielen. „Dabei ist das Verramschen von Lebensmitteln doch das, was unethisch ist“, sagt er.

Sie hoffen, dass der Hofladen mit regionalen und nachhaltigen Produkten ein voller Erfolg wird: Robert und Susanne Gördes.
Sie hoffen, dass der Hofladen mit regionalen und nachhaltigen Produkten ein voller Erfolg wird: Robert und Susanne Gördes. © Katharina Kalejs / WP | Katharina Kalejs

In seinem Hofladen fährt Robert Gördes zu seiner normalen Ferkelzucht und dem Ackerbau eine weitere Schiene mit von der Zucht bis zum Schlachten komplett unter seiner Kontrolle stehenden Fleischproduktion. Hierfür hat er eine spezielle Zucht. „Von Anfang bis Ende habe ich da ein Auge drauf“, sagt er. Das sei ein zusätzliches Standbein, jedoch weiß er auch, dass nicht alle Verbraucher den Preis dafür bezahlen wollen.

Als Ortsverbands-Vorsitzender muss Robert Gördes auch Lobbyarbeit betreiben und für die Interessen seiner Branche kämpfen. Dazu wird immer wieder der Kontakt zur Politik gesucht. Erst kürzlich trafen sich einige Vorstandsmitglieder des WLV-Stadtverbandes Sundern zum wiederholten Male mit dem Landtagsabgeordneten Klaus Kaiser auf dem Betrieb der Seidfelder Milch KG. Bei einer kurzen Betriebsbesichtigung wurden bereits die ersten Themen, bei dem im vergangenen Jahr bereits vereinbarten Treffen, intensiv besprochen. Hauptthemen waren hier der Wolf, die extreme Bürokratisierung, das Tierwohl, die eutrophierten Gebiete sowie die Folgen aus dem Strukturwandel. Klaus Kaiser nahm die Themen mit nach Düsseldorf und versprach, sich darum zu kümmern. Der Stadtverband und Klaus Kaiser haben vereinbart, weiter im Dialog zu bleiben. Mit allem verbindet sich ein Wunsch: : „Wir wollen doch nur in Ruhe unsere Arbeit machen. Dann beschweren wir uns auch nicht“, so Robert Gördes.

Bauernvertreter treffen Klaus Kaiser in Sundern.
Bauernvertreter treffen Klaus Kaiser in Sundern. © WP | privat