Arnsberg. Räumungsverkauf bei Modehaus Bachmann am Brückenplatz in Arnsberg. Das Traditionsgeschäft schließt nach fast 70 Jahren seine Pforten.
Sabine Bachmann faltet routiniert ein Oberhemd zusammen, ein letztes Mal. Seit 50 Jahren steht die gelernte Einzelhandelskauffrau in ihrem Laden am Brückenplatz 12 in Arnsberg. „Es war eine schöne Zeit, die ich nicht missen möchte“, sagt die 66-Jährige mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Denn jetzt ist Schluss. Räumungsverkauf - alles muss raus und zwar bis zum 15. Dezember. „Eigentlich wollte ich erst zum Ende des Jahres schließen, doch es ist etwas Privates dazwischen gekommen, daher jetzt zwei Wochen eher.“
Wenn Sabine Bachmann sich in ihrem 50 Quadratmeter großen Fachgeschäft für Mode umguckt, kommt ihr der Laden nun ein wenig fremd vor. Viele Regale sind bereits leer. Neue Ware kommt nicht mehr nach. „Ich kann der Sache trotzdem etwas Positives abgewinnen“, lacht sie. Denn zum ersten Mal seit 50 Jahren wird sie zwischen Weihnachten und Neujahr freihaben. Das sei noch niemals vorgekommen. Ihre Eltern, Walter und Wilma, haben das Modehaus Bachmann im Jahre 1954 eröffnet. „1973 habe ich dann in unserem Laden eine Ausbildung begonnen“, erinnert sie sich. Und Anfang der 80er habe sie mit ihrer Schwester Elke das Geschäft übernommen. „Meine Schwester hat sich bereits vor vier Jahren in den Ruhestand verabschiedet“, sagt sie.
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Die Ladentür fliegt auf, hinein kommt eine Kundin. Sie sei extra mit dem Bus aus Neheim gekommen. Nur kurz „Auf Wiedersehen“ sagen und Sabine noch einmal herzlich drücken. „Ich habe mich viele Jahre hier eingekleidet“, verrät die Kundin. „Wenn ich meinen Kleiderschrank öffne, dann sehe ich Bachmann.“ Das macht die Einzelhandelskauffrau natürlich froh. Sie wird ihre Stammkundschaft vermissen. „Aber ich bin ja nicht aus der Welt“, sagt sie. „Ich wohne in Arnsberg und gehe hier einkaufen, ins Theater, Café und demnächst sogar wieder zum Sport. Endlich werde ich Zeit für mich haben“, freut sie sich. Sabine Bachmann will zudem viele Reisen unternehmen, die Welt sehen, aktiv und lebenslustig bleiben.
Wenn sie an die beste Zeit im Modehaus Bachmann zurückdenkt, fallen ihr sofort die 80er und 90er Jahre ein. „Da brummte das Geschäft“, sagt sie. Später sei es immer schwieriger in Alt-Arnsberg für den Einzelhandel geworden. Die Laufkundschaft wurde weniger, doch die Stammkunden blieben treu. „Der Online-Boom hat mich eigentlich wenig tangiert.“ Ihre Kundinnen und Kunden seien mit ihr älter geworden. Jung sei hingegen ihr Modegeschmack geblieben. Sabine Bachmann hatte stets den richtigen Riecher für Trends und Neuigkeiten. Nur so konnte sie sich all die Jahre an diesem Standort halten.
„Schwer war das Jahr, als der Brückenplatz saniert wurde.“ Das sei rund zehn Jahre her. Da ratterten die Baumaschinen vor der Ladentür und die Kundschaft blieb fern. Dann kam noch die Corona-Zeit - auch das hat sie mit ihrem kleinen Fachgeschäft überstanden. „Irgendwann muss trotzdem Schluss sein“, sagt sie. Sie sei in einem Alter, wo man gut und gerne in Rente gehen dürfte. „Da habe ich auch kein schlechtes Gewissen.“
Was nun mit dem Ladenlokal geschieht, kann sie nicht sagen. „Ich bin Mieterin und habe fristgerecht zum Ende des Jahres gekündigt“, verrät sie. Nächste Woche käme ein Makler mit einem Interessenten, der sich das Objekt ansehen will. „Ich hoffe, es findet sich ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin mit Energie und kreativen Ideen.“
Nur so bliebe der Brückenplatz lebendig. „Handel bedeutet Wandel“, sagt Sabine Bachmann und legt einen Pullover zurück ins Regal. Ein paar Schnäppchen gibt es im Räumungsverkauf noch zu ergattern, allerdings nur noch bis zum 15. Dezember. Danach schließt Sabine Bachmann die Ladentür ein letztes Mal zu.