Stockum. Drei Tage waren Fanta und Aaron in einem Dachsbau fast vier Meter unter der Erde verschüttet. Befreiungsaktion mithilfe eines Baggers

Zwei nach einer Jagd verschwundene Hunde, eine nervenaufreibende, über drei Tage andauernde Suchaktion, an deren Ende ein Baggereinsatz steht und eine emotionale Wiedervereinigung: Klingt nach einem filmreifen Drehbuch, ist aber tatsächlich genau so in Sundern passiert. Eine ganze Familie stand 80 Stunden unter Strom und die Stadtwerke rückten letztendlich mit Unterstützung an. Doch was genau ereignete sich bei dem viral gegangenen Krimi, und wie erging es den Beteiligten?

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„Mir gehört seit 27 Jahren ein Stück Wald in Stockum“, berichtet Claus Birkner, „Und auf dem Revier finden schon lange Jagden auf Wildschweine statt. Bei denen rücken die Jäger natürlich nicht mit Chihuahuas aus“. Auch bei der vergangenen Jagd am Samstag, 25. November, waren deshalb unter anderem die beiden Terrier Fanta und Aaron von Hundebesitzer Tobias Fidrich gefragt, allerdings verlief die Jagd nicht wie gewohnt. „Nach einiger Zeit ist uns ausgefallen, dass zwei Hunde nicht mehr zurückkamen und fehlten“, erinnert sich Claus Birkner, „Dann wurde es richtig dramatisch!“. Als die Vierbeiner auch abends nicht mehr auftauchten, wurde den Jägern schnell klar, dass sie in einem Bau stecken mussten.

Meine beiden Kinder kamen kaum in den Schlaf.
Tobias Fidrich, Hundebesitzer

„Für uns sind Fanta und Aaron Familienmitglieder. Meine beiden Kinder kamen kaum in den Schlaf, als sie von ihrem Verschwinden gehört haben, und meine Frau und ich waren natürlich auch voller Sorge“, erzählt Tobias Fidrich merklich berührt. In den folgenden Tagen teilten Familie und Jäger online ihre Lage, suchten das gesamte Gebiet ab und: „Wir haben sogar fünf Bäume gefällt, weil wir dort die Hunde vermuteten“, berichtet Claus Birkner rückblickend - allerdings alles vergeblich. „Eigentlich hatten wir die Suche am Montag schon aufgegeben. Zu dem Zeitpunkt waren die Hunde schon über zwei Tage verschwunden“, erinnert sich der Waldbesitzer.

Dass die Hunde bei der Kälte und dem Schnee ganz ohne Licht, Wasser und Nahrung so lange überlebt haben, ist unvorstellbar.
Claus Birkner, Jagdveranstalter

Rettung kam dann aber doch noch in letzter Sekunde, wie Tobias Fidrich erklärt: „Stefan Müller von den Sunderner Stadtwerken hat seine Hilfe angeboten. Mit einem Gerät, mit dem er normalerweise Lecks in Straßen ausmacht, hat er den Wald durchsucht. In einem Dachsbau hat er ein Geräusch gehört, und wir haben mit dem Graben begonnen“. Vielleicht der Höhepunkt der Spannung in den nervenaufreibenden Tagen: Mit Schaufeln und Bagger hoben die Helfer den Dachsbau aus, so Claus Birkner. Während sich Fanta schon selber ein gutes Stück befreit hatte, war Aaron in dreieinhalb Metern Tiefe von einem Dachs eingegraben worden. Nur seine Schnauze schaute in einen Gang des Dachsbaus hinein, sodass er hatte atmen können. „Dass die Hunde bei der Kälte und dem Schnee ganz ohne Licht, Wasser und Nahrung so lange überlebt haben, ist unvorstellbar!“, bemerkt Claus Birkner berechtigterweise.

Die Terrier Fanta und Aaron waren 80 Stunden in einem Dachsbau verschüttet. Bei ihrer Rettung buddelten die Helfer mit Schaufel und Bagger.
Die Terrier Fanta und Aaron waren 80 Stunden in einem Dachsbau verschüttet. Bei ihrer Rettung buddelten die Helfer mit Schaufel und Bagger. © Arnsberg | Privat

Ich wäre beinahe umgefallen!
Tobias Fidrich, Hundebesitzer

Und noch verrückter: „Den beiden fehlt nichts Ernstes. Als ich Fanta und Aaron gesehen habe, wäre ich beinahe umgefallen! Ich habe die beiden direkt unter meine Jacke gepackt und die erste Nacht haben wir zusammen auf dem Sofa geschlafen“, so der Hundebesitzer. Die beiden Terrier seien zwar ein bisschen abgemagert und stark dehydriert gewesen, ansonsten gehe es ihnen aber wieder gut. „Ich bin einfach überglücklich, die beiden wieder bei uns im Haus zu haben“, blickt Tobias Fidrich auf die vergangenen 80 Stunden mit Glück im Unglück zurück.