Hüsten. Theologe Simon Rüffin möchte beim angestoßenen Transformationsprozess in St. Petri nicht nur auf die Finanzen blicken.
Seit rund einem Jahr beschäftigt das Immobilienkonzept des Erzbistums Paderborn die Mitglieder Kirchengemeinde St. Petri Hüsten. Etwas vereinfacht dargestellt, muss die Gemeinde Immobilienflächen abtreten und veräußern, um weiterhin Fördergelder aus Paderborn für die Sanierung der übrigen Kirchenbauten und kirchliche Einrichtungen zwischen Hüsten und der Oelinghauser Heide zu erhalten. St. Petri ist dabei eine von drei Gemeinden im gesamten Erzbistum, die diesen Prozess als Pilotgemeinden bestreiten. Dies bringt Vor- und Nachteile mit sich. Ein Vorteil ist sicher, dass der Prozess aus Paderborn intensiv begleitet wird und St. Petri mehr Mitsprache erhält bei der Transformation. Ein Nachteil wiederum ist der Gegenwind aus den betroffenen Gemeinden.
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Während der vergangenen zwölf Monate hat unsere Zeitung über diesen Prozess intensiv und ausführlich berichtet. Kirchenvorstand, Pastoralteam und Gemeindeverwaltung haben die Möglichkeit erhalten, die aus ihrer Sicht notwendigen Gründe für die Veränderungen darzulegen. Ebenso wurde von uns die Situation in den Gemeinden selbst skizziert. Vertreterinnen und Vertreter aus Holzen, Herdringen und den übrigen betroffenen Gemeinden durften ihre Kritik an der Immobilienstrategie benennen.
Auf Menschen und Mentalitäten einstellen
Nun soll auch das Erzbistum Paderborn zu Wort kommen. Simon Rüffin aus dem Fachbereich Pastorale Dienste fungiert als theologischer Berater im Zuge der Immobilienstrategie. Gemeinsam mit Thomas Hänsdieke, der sich um die Finanzen kümmert, und Xenia Taubmann, die sich auf die bauspezifischen Komponenten konzentriert, berät Rüffin Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat in Hüsten. „Man kann diesen Transformationsprozess mit seinen ganzen damit verbundenen Umständen nicht eins zu eins auf jede Gemeinde überstülpen. Vielmehr muss man sich auf die Menschen und Mentalitäten einstellen. Jede Pfarrei ist anders“, erklärt Rüffin.
Im gesamten Erzbistum seien aktuell zehn Prozesse im Gang. Neben den drei Pilotprojekten seien bereits weitere Prozesse zeitversetzt angelaufen. Natürlich würden die spät gestarteten Transformationen von den Erfahrungen der Pilotgemeinden profitieren. „Wir haben schnell festgestellt, dass wir uns intensiver einklinken müssen. Dabei dürfen wir nicht nur auf das Geld schauen. Wir müssen den Menschen in den Gemeinden deutlich machen, warum wir das tun und dass wir uns für die Zukunft vorbereiten sollten“, so der Theologe. „Wir sollten uns immer vor Augen führen, dass die Gebäude, die nun abgegeben werden müssen, aus einem Zweck errichtet wurden. Aus diesem Grund ist es wichtig, die seelsorgerische Komponente nicht außer Acht zu lassen.“ Dass Emotionen an den Bauten hingen, sei vollkommen normal, so Rüffin.
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„Der Weg, den St. Petri geht, ist nicht einfach. Umgekehrt müssen wir aber auch lernen aus den Debatten hier, wie man in künftigen Prozessen mit den Gemeinden umgeht, sagt der theologische Berater. Zuletzt hatten sich Kirchenvorstand, Pfarrgemeinderat, Pastoralteam und Simon Rüffin zu einer Klausurtagung im Pfarrheim in Voßwinkel getroffen - sozusagen auf neutralem Boden, denn Voßwinkel gehört bekanntlich der Pfarrgemeinde St. Johannes Baptist an. Dort beginnt in Kürze ein eigener Transformationsprozess. „Der Wunsch des Treffens außerhalb unserer Gemeindegrenzen war groß“, erklärt Pfarrer Daniel Meiworm. Ich denke, dass der ein oder andere Beteiligte einfach einen emotionalen Abstand von Diskussion durch diesen räumlichen Wechsel haben wollte“, so Meiworm.
Intensiv und konzentriert
Während der Tagung, die von Markus Menke aus Paderborn moderiert wurde, hatten die die Beteiligten die Möglichkeiten, noch einmal intensiv und konzentriert in die Planungen einzusteigen. Insgesamt neun Projektgruppen wurden gebildet. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den verschiedenen Standorten, an denen Veränderungen angedacht sind. Bis zum März sollen die Gruppen nun konkret formulieren, wie die Änderungspläne vor Ort umgesetzt werden können. Verläuft alles nach Plan, dann soll das Endergebnis bei einer finalen öffentlichen Veranstaltung im April vorgestellt werden.
„Die Entscheidung, was dann letztlich umgesetzt wird, obliegt dem Kirchenvorstand und dem Pfarrgemeinderat. Deshalb war es wichtig, dass wir im Vorfeld dieser finalen Planungsphase noch einmal alle Gruppen auf den gleichen Kenntnisstand bringen“, sagt Rüffin.