Arnsberg/Sundern. Ärzte raten zur Grippe-Impfung, denn bisher sei Influenza noch gar nicht unterwegs. Atemwegserkrankungen greifen derzeit um sich.

Mit dem nass-kalten Wetter kommt sie unweigerlich, die Erkältungswelle. Die Wartezimmer der Arztpraxen sind voll, der Krankenstand in vielen Unternehmen ist hoch. „Nach einem sehr ruhigen und warmen Herbst erleben wir jetzt, dass die Erkältungswelle rollt“, sagt Dr. Hans-Heiner Decker aus Arnsberg. Der Allgemeinmediziner erlebt in seiner eigenen Praxis, dass immer mehr Akut-Anfragen zu den verabredeten Terminen hinzukommen und in die Dienstpläne der Praxen eingepflegt werden müssen. Decker hat einen größeren Überblick, da er auch die Bezirksstelle Arnsberg der Kassenärztlichen Vereinigung (KVWL) leitet.

Carolin Stephani ist Kreisvertrauensapothekerin in Arnsberg und Sundern.
Carolin Stephani ist Kreisvertrauensapothekerin in Arnsberg und Sundern. © Arnsberg | Privat

Carolin Stephani bestätigt Deckers Beobachtung. Die Kreisvertrauensapothekerin aus Sundern spricht ebenfalls von einer Erkältungswelle, die häufig die Atemwege angreife und zu hartnäckigen Verläufen führe. „Die Erkältungen sind langwierig und betreffen Personen jeden Alters“, sagt die Apothekerin. Das bestätigt die Krankenkasse AOK Nordwest in einer Studie aus dem Hochsauerlandkreis: „Atemwegserkrankungen verursachten mehr als doppelt so viele Arbeitsausfälle wie noch vor zwei Jahren“, so Regionalleiter Dirk Schneider. Der Anteil der Arbeitsunfähigkeitsfälle aufgrund von Atemwegserkrankungen liegt bei rund 25 Prozent aller Krankschreibungen; der Wegfall der Corona-Bestimmungen macht sich signifikant bemerkbar. Arzt Decker: „Die Bevölkerung ist insgesamt wenig immunisiert - und die betrieblichen Weihnachtsfeiern beginnen ja erst …“ Er rät allen, die noch nicht gegen Grippe geimpft sind, die Impfung noch nachzuholen, das sei beim Hausarzt jederzeit möglich.

Apothekerinnen und Ärzte impfen zum Schutz vor Grippe.
Apothekerinnen und Ärzte impfen zum Schutz vor Grippe. © WP | Ted Jones

Apothekerin Stephani unterstreicht die Impf-Empfehlung und ergänzt, dass auch die Apotheken gegen Grippe impfen. Noch einfacher gehe es nun wirklich nicht mehr. Sie warnt: „Die echte Grippe, Influenza, ist ja noch gar nicht unterwegs! Das kommt erst noch!“ Covid-Infekte werden bei den Ärzten und den Apotheken wahrgenommen, sie machten aber nur einen kleineren Teil der Infektionen aus. „Wir sehen eher milde Verläufe ohne tagelanges Fieber“, so Decker.

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Stephani hat dazu eine gute Nachricht für die Patienten: „Generell sind die frei verkäuflichen Erkältungsmedikamente verfügbar. Arzneien sowohl auf pflanzlicher als auch auf chemischer Basis sind gut zu bekommen.“ Man dürfe sich allerdings nicht auf ein bestimmtes Präparat und einen bestimmten Hersteller versteifen, rät sie - das könnte problematisch werden. „Jeder sollte für Alternativen offen sein.“ Das Problem der nicht lieferbaren Medikamente - Antibiotika und bestimmte Schmerzmittel sind da zu nennen - bestehe hingegen weiter. „Das wird ein dauerhaftes Problem bleiben“, so Stephani.