Arnsberg. Um lange Wartezeiten in der Zentralen Notaufnahme des Klinikums Hochsauerland gibt es Diskussionen. Auch Patienten tragen Verantwortung
Das Klinikum Hochsauerland räumt ein, dass die Zentrale Notaufnahme am Klinikum Hüsten am Limit arbeitet und einen deutlich höheren Zuspruch als erwartet erfährt. Grundsätzlich ist das eine gute Nachricht, denn das zeigt ja, dass die Nachfrage hoch und die ZNA an dieser Stelle auch berechtigt ist. Für die Patientinnen und Patienten aber bedeutet es phasenweise subjektiv unerträgliche Wartezeiten. Wer eine Notaufnahme besucht, verspürt einen Notfall (sonst würde er nicht kommen) und will, dass ihm schnell geholfen wird. Einen neutralen Blick und eine objektive Bewertung der vorgenommenen Triagierung ist vom Patienten in dieser Situation nicht zu erwarten.
Unmut ist also programmiert. Abzustellen ist dieser nur durch optimale Verzahnung der Notfallpraxis der Kassenärztlichen Vereinigung in unmittelbarer Nachbarschaft am Karolinenhospital. Es muss im Interesse beider Einrichtungen sein, dass hier ein fachlich-gesunder Austausch stattfindet, der eine sinnvolle Lenkung von Patientenströmen garantiert. Notaufnahme und Notfallpraxis dürfen keine Konkurrenten sein, sondern müssen sich ergänzen. Am Standort Hüsten wäre das aufgrund der räumlichen Nähe der Anlaufstellen hervorragend möglich.
Notaufnahme oder Notfallpraxis?
Die Zentrale Notaufnahme (ZNA) ist Anlaufstelle bei lebensbedrohlichen Notfällen und schweren akuten Erkrankungen und Verletzungen, die einer stationären Versorgung bedürfen. Das sind zum Beispiel unter anderem Herzinfarkte, Schlaganfälle, akute Bewusstseinsveränderungen im Rahmen einer akuten Erkrankung oder bei einer Schädelverletzung, Polytraumata (mehrere gleichzeitig erlittene Verletzungen von denen eine oder Ihre Gesamtheit lebensbedrohlich sind), starke Blutungen, Knochenbrüche oder Verdacht auf innere Verletzungen.
Die Notfallpraxis ist für Patientinnen und Patienten da, die außerhalb der regulären Sprechzeiten der niedergelassenen Haus- oder Fachärzte dringend ärztliche Hilfe brauchen. Er ist für Betroffene gedacht, die nicht lebensbedrohlich erkrankt sind, aber mit ihren Beschwerden auch nicht bis zur nächsten Sprechstunde warten können. Für alle Erkrankungen, mit denen die Patientinnen und Patienten zu ihrem Haus- oder Facharzt gehen würden, steht ihnen der kassenärztliche Bereitschaftsdienst rund um die Uhr zur Verfügung.
In Arnsberg ist die KV-Notfallpraxis am Karolinenhospital montags, dienstags und donnerstags von 18 bis 22 Uhr, mittwochs und freitags von 13 bis 22 Uhr sowie samstags und sonntags von 8 bis 22 Uhr geöffnet.
Patienten, die unsicher sind, wohin sie sich wenden können, erhalten Hilfe bei der Hotline des ärztlichen Bereitschaftsdienstes unter 116 117 oder im sogenannten Patienten-Navi der unter 116117.de - Patienten-Navi.
Dafür stehen die beurteilenden Mediziner an beiden Orten in der Pflicht, schnell die richtigen Entscheidungen zu fällen und Patienten gegebenenfalls eine Tür weiterzureichen. Die Notfallpraxis der KV kann nur so eine Entlastung für die Notaufnahme sein, wenn in ihr die Fälle behandelt werden, die nicht sofort eine Krankenhausversorgung erforderlich machen und die ZNA sich allein eben um diese „schweren Fälle“ kümmert.
Viel Verantwortung liegt zweifelsfrei aber auch bei den Patientinnen und Patienten. Sie müssen wissen: Wer ohne echte Not eine Notaufnahme besucht, wenn es die Notfallpraxis auch tut, bringt die ZNA an ihre Grenzen und verlängert Wartezeiten für wirklich akut verletzte, schwer erkrankte und unter traumatisch zugezogenen Schmerzen leidende Notpatienten.