Endorf. Der Anbau an die Kita in Endorf soll doch nicht kommen. Warum die Stadt Sundern sich herauszieht und wie die Eltern reagieren.
„Ich finde es total schön, dass meine Tochter den gleichen Kindergarten besucht wie ich früher“, sagt Annika Fechner, 1. Vorsitzende des Elternrats der Kath. Kindertageseinrichtung St. Sebastian in Sundern-Endorf. „Das stärkt die Verbundenheit mit unserem Dorf.“ Ob dies jedoch auch für ihren Sohn gilt, der ab 2025 die Kita besuchen soll, steht auf einem anderen Blatt.
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Denn der Anbau, der im Jahr 2021 geplant und durch Fördergelder finanziert werden sollte, soll nun doch nicht gebaut werden. Die Stadt Sundern legte dem am Montag tagenden Jugendhilfeausschuss dazu einen Beschlussvorschlag vor, nachdem dieser dem Stadtrat die Aufhebung des Beschlusses aus November 2021 (Erweiterung der Kindertageseinrichtung Endorf in Trägerschaft der katholischen Kindertageseinrichtungen Hochsauerland-Waldeck gGmbH) empfehlen und keine erneute Förderungszusage für den Ausbau und den Betrieb zur Schaffung weiterer Kita-Plätze erteilen solle.
„Gutes Gespräch mit der Stadt Sundern“
„Ich fände es schade, wenn ich meinen Sohn dann in umliegende Dörfer bringen müsste, während meine Tochter in Endorf bleibt“, sagt Annika Fechner. Es sei schon schade, dass die Endorfer Kinder keine eigene Grundschule mehr hätten, sondern mit dem Bus nach Stockum fahren müssten. Die Attraktivität des Dorfes gehe damit verloren – auch für möglicherweise interessierte junge Familien, die über einen Umzug nach Endorf nachdächten. Auch die eigene, im Kindesalter wachsende Bindung zum Heimatdorf und zu Freunden werde geschmälert, wenn die Kinder „aufgeteilt“ unterschiedliche Kindergärten und später Schulen besuchen müssten.
Unter dem Motto „Kurze Beine, kurze Wege“ schließen sich nunmehr die Endorfer Eltern zusammen, um gemeinsam diese noch final zu treffende Entscheidung zu beeinflussen. Ein erster Schritt war der Besuch des Sunderner Rathauses am Freitagmorgen. Gemeinsam mit rund 40 Eltern und Kindern, Letztere bekleidet mit einem Motto-Shirt, wollten sie die Stadt Sundern überzeugen, ihren Beschlussvorschlag zu überdenken. „Wir wurden sehr nett und persönlich vom Bürgermeister in Empfang genommen und in den Ratssaal gebracht“, sagt Annika Fechner, „und wir hatten ein gutes Gespräch mit der Stadt Sundern.“ Damit hätten sie nicht gerechnet und schätzten es auch wert, dass sich gleich fünf Personen mit ihnen an den Tisch gesetzt hätten.
Besuch des Jugendhilfeausschusses in Sundern geplant
Teilgenommen hätten Klaus-Reiner Willeke (Bürgermeister), Dr. Jaqueline Bila (Dezernentin), Björn Allefeld (Abteilung Bildung), Jennifer Salzmann-Vogt (Jugendamt) und Kerstin Heyland (Stadtkasse) – und auch, wenn es natürlich noch keine für alle Seiten zufriedenstellende Entscheidung gegeben habe, so hat Annika Fechner dennoch das Gefühl, dass die Stadt Sundern die Eltern und deren Not verstehe und nach einer Lösung suche. „Es bringt ja auch nichts, jetzt nach ‚Schuldigen‘ zu suchen. Wir sollten alle eher lösungsorientiert in die Zukunft schauen.“
Die Stadt Sundern stützt ihren Beschlussvorschlag auf die Tatsache, dass die Umsetzungskosten in die Höhe geschnellt seien und insbesondere der Förderantrag vom LWL aufgrund verschiedener Rückfragen und zu klärender Punkte noch nicht final bearbeitet worden sei. Die aktuell laufenden Förderprogramme zum Ausbau von Kindertageseinrichtungen hätten eine Fertigstellung der Maßnahmen bis zum 31. Dezember 2024 zur Bedingung. Dies könne nicht erfüllt werden.
Aus diesem Grund wolle die Stadt Sundern das finanzielle Risiko, verbunden mit der Übernahme sämtlicher ungedeckter Kosten für den Anbau der Endorfer Kita, nicht tragen. Die Eltern verstünden dies, schildert die 1. Vorsitzende des Elternrats, dennoch müsse eine Lösung her. Denn die Alternative, die Kleinsten dann in einem Kindergarten in Sundern (oder auch an anderen Orten) unterzubringen, sei keine Lösung.
Annika Fechner und all die anderen betroffenen Eltern/Großeltern schauen nun gespannt auf die Jugendhilfeausschusssitzung, die sie ebenfalls besuchen möchten, um auch diesem zu zeigen, wie wichtig die Erweiterung der Kita-Plätze für sie in Endorf ist.
Zahlen zum Platzbedarf klaffen auseinander
Denn während sie davon berichtet, dass es bereits in dem aktuellen Aufnahmejahr mindestens eine Abweisung aufgrund mangelnden Platzangebots gegeben habe, bestätigt die Stadt Sundern in ihrem Beschlussvorschlag, dass „die Anmeldesituation für das laufende Kita-Jahr keine außergewöhnliche Unterdeckung des Platzangebotes an der Kita Endorf“ zeige. Auch zeichne sich für das kommende Kita-Jahr keine das Platzangebot übersteigende Nachfrage ab.
Überprüfbar sind die aktuellen Zahlen aufgrund des IT-Ausfalls nach bekanntem Hackerangriff nicht, jedoch sieht Annika Fechner zumindest für das sie betreffende Kindergartenjahr 2025 ein Problem. Die Hoffnung liegt daher darauf, dass der Jugendhilfeausschuss oder aber spätestens der Rat der Stadt Sundern diesem Beschlussvorschlag nicht zustimmt.