Voßwinkel/Bachum. Viele lokale Schützenbruderschaften nehmen keine Frauen als Mitglieder auf. Woran es scheitert – und wie die Betroffenen reagieren

In die Diskussion um die Aufnahme von Frauen in die Schützenbruderschaften mischt sich jetzt auch die Stimme des Krerisschützenbundes. „Wir brauchen unbedingt Frauen, um die Schützenfeste zu feiern. Ohne sie funktioniert es nicht“, erklärt Thomas Reiß, Oberst des Kreisschützenbundes, seine Sicht auf die wichtige Rolle der Frauen in Vereinen. Dennoch betont er: „Es gibt aber keine vorherrschende, allgemeine Meinung im Kreisschützenbund, wie die einzelnen Vereine ihre Satzungen zu schreiben haben. Das ist individuell ihre jeweilige Aufgabe.“ Persönlich freue er sich aber über jegliche Form weiblichen Engagements in den Vereinen: „Wenn es in Schützengesellschaften Mehrheiten für die Aufnahme von Frauen als Mitglieder gibt, wird diese auch konfliktfrei eingeführt.“

Scheitern in Voßwinkel

Eine solche Mehrheit gab es vor einigen Tagen auch in Voßwinkel, als bei der örtlichen Schützenbruderschaft Sankt Johannes exakt diese Frage diskutiert wurde. Allerdings war die Mehrheit nicht groß genug, denn mit 86 von insgesamt 118 Stimmen sprachen sich nur zirka 73 Prozent aller anwesenden Mitglieder für die Aufnahme von Frauen im Verein aus. Die erforderliche Hürde von 75 Prozent wurde damit haarscharf verfehlt. Die amtierende Schützenkönigin im Fuchsdorf, Christin Hallermann, sieht das Ergebnis ambivalent: „Dass nur drei Stimmen gefehlt und fast drei Viertel für die Änderung gestimmt haben zeigt, dass die Männer und Frauen in Voßwinkel mehrheitlich sehr offen und für Gleichberechtigung sind. Trotzdem bin ich natürlich letztendlich enttäuscht. Als geborene Voßwinklerin war es immer ein Traum, mein Dorf als Schützenkönigin zu repräsentieren. Das kann ich zwar jetzt, aber leider nicht als vollwertiges Mitglied.“

Christin Hallermann (Zweite von rechts) kurz nach dem Vogelschießen in Voßwinkel im Juni dieses Jahres.
Christin Hallermann (Zweite von rechts) kurz nach dem Vogelschießen in Voßwinkel im Juni dieses Jahres. © WP | Achim Benke

Ein Grund für das Scheitern des neuen Satzungsentwurfes war sicherlich auch, dass dieser über die Frage der Aufnahme von Frauen hinausging. Weitere Punkte waren beispielsweise die Einführung von Jugendkompanien, die Herabsetzung des Eintrittsalters und die Kosten für das „Freibierfest“. Nicht jede Stimme gegen die Satzungsänderung muss somit zwangsläufig als Stimme gegen die Gleichberechtigung der Frauen verstanden werden. Ein weiterer Faktor, aus dem die Dreiviertelmehrheit nicht erreicht wurde, war die geringe Partizipation der Vereinsmitglieder, so Christin Hallermann: „Ich finde es schade, dass bei einem Verein mit über 600 Mitgliedern nur 118 zu dieser wichtigen Abstimmung erschienen sind“.

Bachums Lösung

Zuletzt war die Schützengesellschaft in Bachum mit einer geänderten Satzung aufgefallen. Seit einigen Jahren dürfen hier auch Frauen Mitglieder des Vereins werden. Seither gab es dort mit Monika Kupitz (2015/2016) und Anke Frohne (2022/2023) auch bereits zwei Frauen, die den Vogel abgeschossen haben.

Schützenvereine gehören im Sauerland zu den etablierten Instanzen im Sozialleben und sind ausgesprochen fest in den lokalen Gemeinschaften verwurzelt. Das liegt sicherlich auch daran, dass sie eine langjährige - in Fällen wie beispielsweise dem der Oeventroper Sankt Sebastianus Schützenbruderschaft sogar eine jahrhundertelange - Geschichte haben. Wie ihre Historie, so können auch die Satzungen vieler Schützenvereine mittlerweile ein stolzes Alter vorweisen. Dass Frauen in die Bruderschaften drängen, sorgt seit einigen Jahren für Konflikte.

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