Arnsberg. Ein Komplettausfall bei der IT sorgt für massive Probleme in den Rathäusern der Städte. Termine fallen aus, Bürger sollen zu Hause bleiben.

Durch einen Cyber-Angriff auf den IT-Dienstleister der Städte Arnsberg und Sundern (SIT) kommt es aktuell zu massiven Störungen in der Kommunikation. Davon betroffen sind alle Kommunen in Südwestfalen. Derzeit sind die Servicedienste der Stadt Arnsberg und der Stadt Sundern, die über das Internet von außen zu erreichen sind, gestört, es sind keine Anwendungen möglich, die von der SIT bereit gestellt werden. „Von einer mehrtägigen Beeinträchtigung bei zahlreichen online abrufbaren Anwendungen und verwaltungsinternen Dienstleistungen muss zum derzeitigen Stand ausgegangen werden“, teilt die Stadt Arnsberg mit. Bürgermeister Ralf Bittner rief den Krisenstab zusammen.

Auch die Kreisverwaltung ist betroffen. Die geht aktuell davon aus, dass der IT-Ausfall bei der Südwestfalen-IT mindestens mehrere Tage andauern wird, so dass auch die Anwendungen beim Hochsauerlandkreis nicht zur Verfügung stehen werden. Dank der Unterstützung der Sparkasse Hochsauerland seien ab sofort alle Auszahlungen wieder möglich. Nach wie vor ist die Kreisverwaltung nur telefonisch erreichbar, der Mailverkehr ist ebenfalls betroffen.

Südwestfalen IT hat sämtliche Verbindungen zu den 72 von ihr betreuten Kommunen unterbrochen, um die Weiterverbreitung von Schadstoffsoftware zu unterbinden. Auf bereitgestellte Fachverfahren, Dienste und Infrastrukturen können die Kommunen somit nicht zurückgreifen. „An einer Lösung des Problems wird intensiv gearbeitet“, teilt die Stadt Arnsberg mit.

Das berichten die Stadtverwaltungen aktuell.

Zug erfasst Person in Arnsberg>>>

Davon betroffen sind zum Beispiel die Anwendungen des Einwohnermeldeamtes. Bürgerinnen und Bürger, die für heute einen Termin in den Stadtbüros oder den Büros der Verwaltung vereinbart haben, werden gebeten diesen nicht wahrzunehmen. In dringenden Fällen werden die Bürger gebeten, mit den für sie zuständigen Sachbearbeitern telefonisch Kontakt aufzunehmen. „In den Büros können die Kolleginnen und Kollegen ja derzeit nicht arbeiten“, so Arnsbergs Stadtsprecher Frank Albrecht. Ähnliches berichtet Stadtsprecherin Alicia Sommer für Sundern.

Alle Kommunen betroffen+++

Telefonisch ist die Stadt Arnsberg mit ihren Dienststellen weitgehend erreichbar. Auf der Homepage www.arnsberg.de kann es ebenfalls zu Störungen kommen. Dadurch sind inhaltliche Bereiche über die städtische Homepage unter Umständen aktuell nicht zu sehen. Die Stadt Arnsberg steht in Kontakt mit dem Dienstleister und arbeitet an einer schnellstmöglichen Lösung des Problems.

Bürgerinnen und Bürger werden um Verständnis gebeten. Weitere Informationen folgen auf den verfügbaren Kanälen.

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Pässe sind abholbar

Interner Mailverkehr innerhalb der Stadtverwaltung funktioniert in Arnsberg, weil dieses Mailsystem von der SIT getrennt ist. „Bei uns dreht sich gerade alles auf Hochtouren“, sagt Stadtsprecher Frank Albrecht. Aktuell wird beraten, wie aktuell mit der Lage umzugehen ist. Zum jetzigen Zeitpunkt seien „nur die Schnittstellen nach Außen“ betroffen. Davon abhängig seien aber zahlreiche Dienstleistungen einer Stadtverwaltung wie Einwohnermeldeamt, Standesamt und alles mit externen Verknüpfungen. Ein Rundschreiben an die Belegschaft mit konkreten Handlungsanweisungen sei in Vorbereitung. „Das kann man gerade gar nicht gebrauchen“, so Frank Albrecht. Die Arnsberger Verwaltung arbeitet logistisch ohnehin schon unter besonderen Bedingungen, da durch den Rathaus-Umbau die einzelnen Abteilungen dezentral im gesamten Stadtgebiet verteilt sind.

Arnsberger Brandstifter in U-Haft>>>

Im Sunderner Rathaus ist alles möglich, was analog und persönlich erledigt werden kann, sagt Alicia Sommer. „Wer also einen Pass abzuholen hat, der bereits hier liegt - kein Problem.“ Was nicht geht sind alle Vorgänge, die digital gestützt sind, zum Beispiel Anträge aller Art. Heiratsurkunden können nicht ausgestellt werden, zum Beispiel.

So lief es im Stadtbüro Neheim

Eine der Anlaufstellen, die vielfach von Bürgern vergeblich angesteuert wurden, ist das Stadtbüro in Neheim. „Die meisten Kunden haben Verständnis gezeigt“, erzählt eine Mitarbeiterin des Büros. Zwischen 100 und 150 Kundenkontakte werden hier von dem vierköpfigen Team sonst abgearbeitet. Nun aber konnte oft nicht geholfen werden. Dennoch verzichtete das Team darauf, mit einem Schild auf die Störung hinzuweisen und einfach die Türen zu schließen. Immerhin konnten Anfragen ja beantwortet und auch Anträge herausgegeben werden. „Außerdem ist es immer hilfreich, wenn man den Bürgern die Sache mit der Cyberattacke auch persönlich erklären kann“, so eine Mitarbeiterin, „einige wussten ja gar nicht Bescheid“.

Das Problem: „Wir können ja auch nicht auf unsere Termine zurückgreifen und können daher die Termine auch nicht absagen“, erzählt ein weiterer Mitarbeiter des Stadtbüros in Neheim. So bleibt nichts anderes übrig als zu warten und möglicherweise aufgeregte Kunden zu beruhigen.

Jetzt hofft das Team darauf, dass der Zustand nicht allzu lange anhält. „So etwas haben wir ja alles noch nicht erlebt“, sagen sie, „schön ist das jedenfalls nicht. Die Leute kommen ja hierhin und haben in der Regel was wichtiges bei uns zu erledigen“.

Eine vorerst gute Nachricht für die städtischen Mitarbeitenden: „Die Löhne für November sind schon raus“, teilt Stadtsprecher Frank Albrecht mit. Zur Koordination des weiteren Vorgehens hat Arnsbergs Bürgermeister Ralf Bittner den Krisenstab (SAE) einberufen.

Ausschüsse abgesagt

Konsequenzen hat die Cyberattacke auch auf die Politik: Die Stadt hat nach Rücksprache mit den Ausschussvorsitzenden alle für diese Woche angesetzten Ausschüsse abgesetzt.

Da auch die Homepage der Stadt Arnsberg gestört ist, springt vorübergehend die Internetseite der Stadtwerke Arnsberg ein, auf der Informationen zum IT-Ausfall und die Folgen für die Öffentlichkeit kommuniziert werden (www.stadtwerke-arnsberg.de).

Nix los: In den Stadtbüros (hier der Wartebereich in Neheim) konnten am Montag viele Dienstleistungen nicht erbracht werden.
Nix los: In den Stadtbüros (hier der Wartebereich in Neheim) konnten am Montag viele Dienstleistungen nicht erbracht werden. © Martin Haselhorst