Neheim. Die hoch frequentierte Werler Straße in Neheim wird acht Monate lang zur Baustelle. Wie sieht die Verkehrsplanung während dieser Zeit aus?

Vorrangiges Thema im Neheimer Bezirksausschuss war die geplante Baustelle an der Werler Straße und die damit verbundenen Verkehrsprobleme. Klaus Humpe, Vorsitzender des Ausschusses, brachte eine lange Liste mit Fragen besorgter Anwohnerinnen und Anwohner mit.

Kanalbau macht Baustelle nötig

Horst Meier, Stadtwerke-Geschäftsbereichsleiter für Stadtentwässerung, erklärte die Pläne im Detail: Im Bereich der Stadtentwässerung werden Kanalbauarbeiten an der Werler Straße fällig. Der Gesamtumfang sieht die Erneuerung und Vergrößerung des Mischwasserkanals auf einer Länge von 520 Metern im Abschnitt von der Einmündung Heimatstraße bis zur Einmündung der Straße „Zum Rebstock“, einschließlich der Kanalhausanschlüsse bis zur Grundstücksgrenze vor.

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„Nach Abschluss dieser Kanalbauarbeiten wird die Asphaltdecke, gemeinsam mit Straßen NRW, auf gesamter Fahrbahnbreite erneuert. Zudem plant Straßen NRW die restliche Asphaltdeckschicht zwischen Heimatstraße und Einmündung L 745 gleich mit zu erneuern. Die Dauer der Gesamtmaßnahme liegt bei rund acht Monaten“, sagte Horst Meier. Man wolle Mitte März oder Anfang April 2024 - soweit das Wetter es zuließe - mit den Bauarbeiten beginnen, um im November nächsten Jahres fertig zu sein.

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Die Herausforderung dieser Kanalbaumaßnahme liegt in der Verkehrsführung. Hier sei die Stadt Arnsberg bemüht, unter Berücksichtigung aller Umstände eine Lösung zu finden, die für Beteiligte und Anlieger die geringste Belastung bedeute. Intensive Überlegungen - auch mit Straßen NRW - hätten bereits stattgefunden, seien allerdings noch nicht zum Abschluss gebracht worden, erklärte Frank Albrecht, Pressesprecher der Stadt Arnsberg, unserer Zeitung im Vorfeld der Sitzung.

Der Plan für die Umleitung der Baustelle Werler Straße.
Der Plan für die Umleitung der Baustelle Werler Straße. © WP | Anja Jungvogel

Zwei Lösungen stünden im Raum, wobei die Stadt die erste favorisieren würde: Diese Variante würde die Vollsperrung der Werler Straße voraussichtlich ab der Heimatstraße, in Höhe der Aral-Tankstelle, bis zum Abzweig der Straße „Am Rebstock“ vorsehen. Doch das schmeckt den Anwohnern gar nicht.

Der Auto- und Busverkehr in Richtung Werl müsste dann über die Straßen: Möhneufer, Totenberg, Am Wiedenberg fließen und weiterführend in Höhe Kleingartenanlage auf die L 732 umgelenkt werden. Von Werl aus kommend (in Höhe der Straße „Am Rebstock“) ginge es dann links in Richtung Totenberg, bis hinunter zum Möhneufer. LKW sollen über Niederense fahren. „Die Umleitungsstrecke bedeutet für den Kraftverkehr einen Umweg von etwa fünf Kilometer. Fußgänger könnten hingegen sicher an der Baustelle vorbeigeführt werden“, so Stadt-Pressesprecher Frank Albrecht.

Wird der Verkehr mittels Ampeln an der Baustelle vorbei geführt, müsste zumindest zu den Stoßzeiten mit erheblichen Rückstaus in beiden Richtungen gerechnet werden. Zudem dauert die Umsetzung der Baumaßnahme unter Ampelregelung deutlich länger und wird damit auch erheblich teurer. Doch das nimmt Horst Meier bei seinen Überlegungen teilweise in Kauf und plädiert für eine Alternative: „Wenn wir die Bauabschnitte verkehrstechnisch aufteilen, müsste einmal anderthalb bis zwei Wochen am Stück eine Vollsperrung eingerichtet werden und zu einem späteren Zeitpunkt im Sommer dann noch einmal für drei Wochen.“ Die übrige Zeit könnte die Ampellösung gelten.

Vollsperrung bringt kürzere Baustellenzeit

Allerdings würde eine Vollsperrung über die gesamte Bauzeit, die Maßnahme um mindestens einen Monat verkürzen und Kostenersparnisse im hohen fünfstelligen Bereich bringen. „Die Kosten des Kanalbaus liegen laut Wirtschaftsplan bei 800.000 Euro“, sagte Horst Meier. Welche Kosten anteilig des Straßenbaus auf die Stadtwerke hinzukämen, kann der Geschäftsbereichsleiter für Stadtentwässerung derzeit noch nicht beziffern.

Doch nicht nur Verkehrsführung und Kosten standen im Bezirksausschuss im Fokus, sondern auch die Bedenken der Anwohnerinnen und Anwohner sollten berücksichtigt werden: Wie steht es beispielsweise um die Erreichbarkeit aller Häuser im Notfall? Ist eine Ausleuchtung der Straße geplant? Wo kann man parken?

Sorgen bereitet den Bürgern zudem die Tatsache, dass die Straßen bislang von Kindern, die mit Rädern zur Schule fahren, als auch von Spaziergängern genutzt werden. Wie gewährleistet man deren Sicherheit? Und zu guter Letzt sollte man den regen Wildwechsel auf der Straße „Am Wiedenberg“ nicht außer Acht lassen. Die bei der Bezirksausschuss-Sitzung anwesenden Bürger atmeten trotzdem auf: Fünf Wochen Vollsperrung seien zu verkraften. Acht Monate hingegen unzumutbar.

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Aktives Neheim beklagt erneute Störung

Absolut unglücklich mit dieser neuen Baustelle mitsamt den drohenden Sperrungen ist die Händlervereinigung Aktives Neheim, weil eine wichtige Verkehrsachse in die Einkaufsstadt dicht gemacht werde. „Und wenn ein Kunde einmal neue Wege in eine andere Stadt eingetreten hat, ist es schwer ihn zurückzugewinnen“, sagt Vorsitzender Herbert Scheidt auf Nachfrage dieser Zeitung. Das Aktive Neheim fürchtet nun nach den bereits gleichzeitig abgearbeiteten Baustellen an der Stembergstraße und Langen Wende, dass „Neheim zwei Jahre zur Dauerbaustelle wird“. Herbert Scheidt verweist darauf, dass ja auch noch Baumaßnahmen am Engelbertplatz und im Anschluss am geplanten Kreisverkehr Mendener Straße am Tunnel anstünden. „Da müssen wir uns auf einiges einstellen“, fürchtet der Chef des Aktiven Neheims. Er hätte sich eine bessere Kommunikation und auch Mitsprache des Handels gewünscht. „Der Einzelhandel hier merkt jede Störung“, stellt Herbert Scheidt fest, „und die Stimmung ist aktuell eh nicht gut“.