Neheim. Aktives Neheim ist unglücklich mit Ergebnissen des Werkstatt-Prozesses „Innenstadtkonzept Neheim“. Stadtplanerin verspricht weiteren Austausch.

Die Verantwortlichen der Händlervereinigung Aktives Neheim zeigen sich enttäuscht und absolut nicht gehört in den bisherigen Ergebnissen der Zukunftswerkstatt zur Erarbeitung eines Innenstadtkonzepts für Neheim. „Das ist nicht mehr als alter Wein in neuen Schläuchen“, sagen Vorsitzender Herbert Scheidt und Citymanager Conny Buchheister nach dem zweiten Innenstadt-Forum in dieser Woche unisono. Dort waren vom beauftragten prozessbegleitenden Büro Stadtraumkonzert und Reicher Haase Assozierte zehn Experimentierfelder zur Attraktivitätssteigerung der Einkaufsstadt vorgestellt worden. Stadtplanerin Michaela Röbke verweist darauf, im weiteren Verlauf die „Visionen für Neheim“ noch geschärft werden.

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Das Werkstatt-Verfahren war im März gestartet, als Bürgerinnen und Bürger der Stadt versammelt worden waren, um Ideen für Neheim zu sammeln. Danach gab es zwei Innenstadtforen im kleineren Kreis. Das Aktive Neheim - seit vielen Jahren durch zahlreiche eigene Initiativen immer darum bemüht, Impulse für die Einkaufsstadt zu entwickeln und zu setzen - hatte beim Prozess frühzeitig seine Wünsche geäußert. Vor dem ersten Bürgerforum hatte sich der Vorstand mit dem Planungsbüro getroffen. „Da haben wir die Punkte eingebracht, die wir für wichtig halten“, erzählt Herbert Scheidt, „in den bisherigen Ergebnissen finden wir davon nichts wieder.“ Ein Stück weit kann auch Michaela Röbke diese Sicht verstehen, doch verweist sie auf zwei Ebenen des Projekts. In einem gehe es auch darum „etwas auszutesten, was mit wenig Aufwand große Wirkung erzielen könne“, sagt sie.

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Das Aktive Neheim aber hatte Pläne hervorgeholt, die bereits vor einigen Jahren vom Planungsbüro Scape entwickelt worden waren. Damals im Jahr 2016/17 sei es darum gegangen, den Neheimer Markt durch Begrünungsachsen so zu gestalten, dass die „Freie-Platz-Situation“ aufgelöst und mehr Aufenthaltsanreizen weichen sollte. Auch ein Wasserspiel war da angedacht. „Und diese Idee ist doch angesichts des Klimawandels und sich aufheizender Innenstädte noch viel aktueller als damals“, weiß Herbert Scheidt. Für ihn ist klar, dass der Neheimer Markt der Schlüssel für den Erfolg der Einkaufsstadt ist. „Das ist der neuralgische Punkt. Hier müssen wir als erstes angreifen“, fordert er. Hier brauche es einen Raum, in dem sich Menschen gerne bewegen. „Und auch soziale Kontrolle ausüben“, ergänzt Herbert Scheidt mit dem aktuellen großen Problem von Jugendschlägereien rund um den Neheimer Markt.

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Das, was er nun bei den „Experimentierfeldern“ vorgestellt bekam, zahlt darauf nicht ein. So seien in Vorbereitung Maßnahmen wie Mobile Bäume und Blumenkübel, vorübergehend von den Arnsberger Ruhrterrassen ausgeliehene Sitzmöbel, temporär aufgestellte Spiel- und Sportgeräte für Jugendliche (z.B. Tischtennisplatten), das Aufschütten von Sand- und Spielflächen über mehrere Wochen im Sommer 2024, niederschwellige Kulturangebote in der Fußgängerzone durch lokale Protagonisten, eine temporäre gastronomische Aufwertung des Gransauplatzes, eine Aufwertung des Raumes zwischen Apotheker- und Karlsstraße als Platz mit Aufenthaltswert.

Initiative „Zukunftsfähige Innenstädte“

Das Innenstadtkonzept wird im Rahmen der Initiative „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ (ZIZ) des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB)erarbeitet.

Zur Unterstützung wurden die beiden Stadtplanungsbüros Stadtraumkonzept GmbH und Reicher Haase Assozierte von der Stadt Arnsberg beauftragt.

Die Erarbeitung des Innenstadtkonzepts erfolgt bis Ende 2023/Anfang 2024. Begleitend gibt es verschiedene Beteiligungsangebote, beispielsweise über die Online-Plattformadhocracy+ sowie über die fortlaufende aufsuchende Beratung.

Ziel des Konzeptes ist eine Zukunftsvision für die Neheimer Innenstadt für die nächsten 15 bis 20 Jahre zu entwickeln.

Das alles kommt dem Aktiven Neheim - auch aufgrund des temporären Charakters - nicht wie ein großer Wurf vor, sondern eher als ein Paket von Aktionen wie sie die Händlervereinigung um ihren umtriebigen Citymanager Konrad Buchheister ohnehin ganzjährig zu den verschiedensten Anlässen zu initiieren versucht. Wirklich neu empfindet Konrad Buchheister lediglich die Anmietung von Leerständen, um vorübergehend in diesen Räumen anderweitige Nutzung zu ermöglichen, die auch Leben in die Stadt bringen.

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Hoffnung setzte das Aktive Neheim in fertige Pläne zur Gestaltung einer Spiel- und Bewegungslandschaft auf der Wiese zwischen Kirche und Hauptstraße. Hierzu stünden auch Förderungen im Raum. „Umgesetzt ist aber noch nichts“, so Herbert Scheidt. Angesichts Fresekenmarkt und dem bald folgenden Weihnachtstreff werde da auch in diesem Jahr nicht mehr viel passieren können. Das Prozess-Büro stellte allerdings auch seine Visionen für Neheim vor. Es spricht von Neheim als „von einer den Einzelhandel ergänzenden Nutzungsvielfalt geprägt“. Auch nach Ladenschluss solle Leben in der Stadt sein. Es müsse ein Ort der Vielfalt, Kultur und Teilhabe sein. Untergenutzte Flächen sollen aktiviert werden, die Stadt müsse zukunftsfähig angebunden sein, Fuß- und Radverkehr müssten zentrale und attraktive Elemente der Mobilität werden und die Neheimer Innenstadt solle durch Begrünung an die Auswirkung des Klimawandels angepasst sein.

Eine der genannten Visionen heißt: „Die Innenstadtentwicklung erfolgt in neuen Akteurskonstellationen und ko-produktiven Austausch“. Genau in diesen aber fühlt sich Aktives Neheim nicht ausreichend eingebunden - vor allem nicht vor dem Hintergrund, dass sich in der Händlervereinigung der tragende Einzelhandel und vielfach auch der Immobilienbesitz organisiert. Herbert Scheidt fordert: „Wir sollten einen Moment innehalten und reflektieren“, sagt er, „wir glauben, dass das Programm so in die falsche Richtung läuft.“ Conny Buchheister ergänzt: „Wir brauchen ein modernes Handlungskonzept, von dem Neheim lange profitiert.“ Die Zeit würde drängen.

Nichts anderes aber wünscht sich auch Michael Röbke. Sie kündigt an, dass man im kleinen Kreis noch mehr in die Diskussion kommen wolle. Neben einer großen Vorstellungsrunde der Ergebnisse soll es möglicherweise auch noch ein 3. Innenstadtforum geben.