Arnsberg. Die städtische Kita Twiete aus Arnsberg hat Personalmangel. Das sorgt vor allem bei Eltern für Unverständnis.
„Liebe Eltern, aufgrund personeller Unterbesetzung müssen wir auf Weisung des Fachdienstes unsere Einrichtung leider um 15 Uhr schließen.“ Am vergangenen Donnerstag, 19. Oktober, muss sich das unterbesetzte Personal der städtischen Kita Twiete in Alt-Arnsberg so bei den Eltern der dort angemeldeten Kindergartenkinder entschuldigen. Am Freitag folgt dann um sieben Uhr morgens eine Nachricht über eine Mitteilungsapp, in der die Eltern der Twiete-Kindergartenkinder spontan gebeten werden, ihre Kinder wegen krankheitsbedingten Personalausfalls Zuhause zu betreuen. Kein Einzelfall.
Bereits seit einigen Jahren besteht in der Kita Personalmangel, weswegen solche und vergleichbare Nachrichten die Eltern schon einige Male erreicht haben. Vielen Eltern platzt ob des wiederholten spontanen Ausfalls am Freitagmorgen der Kragen, und sie wenden sich an die Stadt und den Bürgermeister. Tatsächlich wird eine Notbetreuung für Eltern, die ihre Kinder nicht Zuhause betreuen können, gewährleistet. Trotzdem ist der Status quo nicht mehr tragbar, bemängeln viele Betroffene, weshalb die Stadt die Eltern der in der Twiete angemeldeten Kinder nun zu einem Gespräch am Dienstag, 24. Oktober, einlädt.
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Anhaltende Personalprobleme
„Im vierten Jahr sind mein Mann und ich als Eltern jetzt vom Personalmangel in der Kita betroffen“, ordnet Uta Heidenreich, Mutter eines der mehr als 100 betroffenen Kinder, die aktuelle Lage in der Twiete ein, „Und jährlich zwischen Oktober und Weihnachten - in der typischen Grippezeit - gibt es Tage, an denen sie früher schließt und den Appell, die Kinder nicht in die Kita zu bringen.“ Besonders in den von Corona geprägten Jahren sei das ein großes Problem gewesen, allerdings handelt es sich beim Personalmangel in der Twiete keineswegs um ein reines Pandemiephänomen: Eine im Oktober vergangenen Jahres veröffentlichte Studie der Bertelsmann-Stiftung ist zu dem Ergebnis gekommen, dass in Nordrhein-Westfalen 24.394 Fachkräfte in Kitas fehlen. Auf den Jugendamtsbezirk Hochsauerlandkreis heruntergerechnet, in dem etwa 0,7 Prozent aller Kinder in NRW im Alter von null bis sechs Jahren leben, bedeutet das einen Fehlbedarf von zirka 170 Erzieherinnen und Erziehern. Im Fall der Twiete sind zwei Plätze zu besetzen.
Dabei liegen der Stadt mindestens zwei Bewerbungen von Erzieherinnen vor, die gerne in der Twiete arbeiten würden. Zu entsprechenden Einstellungsgesprächen ist es in letzter Zeit allerdings nicht gekommen. Darüber hinaus habe sich eine weitere Erzieherin beworben, die allerdings nicht genommen wird, da sie ein eigenes Kind in der Kita hat. In Sundern ist die Handhabung dahingehend anders, was bei den Eltern auf Unverständnis für die Regierungsstadt stößt. „Wir Eltern verstehen nicht, wieso die Stadt nicht alles in Bewegung setzt, um die offenen Stellen zu besetzen“, so Uta Heidenreich. Dass die Kita unter diesen Umständen und vor dem Hintergrund, dass dort insgesamt 100 Kinder, davon 30 im Alter von zwei bis drei Jahren, angemeldet sind, regelmäßig die Zeiten verkürzt, liegt nahe.
„Sensibler Bereich“
Frank Albrecht als Sprecher der Stadt Arnsberg betont dabei, dass die Stadt Einstellungsverfahren für neue Kitakräfte mit besonderer Vorsicht durchführt: „Auf Stellenausschreibungen achten wir immer genau, aber besonders das Thema ,Kita und Kinder’ ist sehr sensibel. Wir wollen Kinder und Eltern schützen.“
Um den Eltern Gehör zu schenken und im Dialog Transparenz für die aktuelle Situation zu schaffen, findet am Dienstagabend ein Gespräch mit dem Fachdienstleitung Kindertagesbetreuung der Stadt Arnsberg, Fabian Schrieck, und den Eltern der in der Twiete angemeldeten Kindergartenkindern statt. Bis dahin sorgen drei Fachkräfte aus anderen Kitas dafür, dass der Regelbetrieb vorübergehend in der Twiete wieder aufgenommen werden kann.
Eine Langfristlösung ist das natürlich noch nicht.