Arnsberg. Projektierer „JUWI GmbH“ konkretisiert seine Planung für den Windpark Herdringer Forst.

Bau von bis zu 35 Windenergie-Anlagen (WEA) der 7,5-Megawatt-Klasse im Nordwesten des Arnsberger Waldes (auf 1500 Hektar vorgeschädigter Forstfläche) – 15 dieser 270 Meter hohen „Windmühlen“ auf Arnsberger Stadtgebiet: Anfang Mai 2023 wurden diese Pläne öffentlich, seit unserer Berichterstattung scheint es ruhig geworden zu sein um das Vorhaben, doch im Stillen wird weiter am Windpark Herdringer Forst „gestrickt“. In wieweit die NRW-Pläne zur Errichtung eines Nationalparks im Arnsberger Wald (siehe auch Textende) zum Hindernis werden könnten, ist offen; das federführende Projektentwicklungsunternehmen JUWI kündigt an, die Einreichung der Genehmigungsanträge bei den zuständigen Behörden (die Kreisverwaltungen HSK und Soest) sei im vierten Quartal 2024 vorgesehen. Flächeneigentümerin ist die Kulturstiftung Schloss Herdringen, bereits Mitte Januar 2023 wurde ein Gestattungsvertrag mit der JUWI GmbH unterzeichnet.

Projektierer JUWI auf allen Kontinenten präsent

JUWI gehört zur Mannheimer MVV Energie AG, einer der größten kommunalen Energieversorger bundesweit, hat seinen Hauptsitz in Wörrstadt und weitere Standorte in Hannover, Brandis, Melle/Osnabrück, Stuttgart, Ansbach und Bochum.

Im Sommer 2022 wurde die Windwärts Energie GmbH auf die juwi AG verschmolzen, die anschließend die Rechtsform in die JUWI GmbH wechselte. Weltweit beschäftigt JUWI 1200 Mitarbeitende, ist auf allen Kontinenten mit Projekten präsent.

Die angrenzenden Kommunen Arnsberg, Möhnesee und Ense würden von diesem Vorhaben unmittelbar finanziell profitieren: Über die Dauer von 20 Jahren hinweg erhalten diese die sogenannte Kommunalabgabe in Höhe von 0,2 Cent je erzeugter Kilowattstunde/Jahr. Allein für die Stadt Arnsberg wären dies über besagte zwei Jahrzehnte hinweg bei aktuellem Planungsstand mehr als 350.000 Euro/Jahr.

+++ Bauarbeiten in Alt-Arnsberg sorgen für Unmut +++

„Die Lokalpolitik wurde bereits im März durch das ausführende Unternehmen umfassend über das Vorhaben informiert – im nicht öffentlichen Teil der Ratssitzung und zuvor nicht öffentlich in einer gemeinsamen Sitzung des Klimaschutzausschusses und des Ausschusses für Nachhaltigkeit, Digitalen Wandel und Stadtgesellschaft. Bei dieser Gelegenheit konnten die Anwesenden auch Fragen stellen und Anmerkungen machen. Zudem erfolgen fortlaufend Informationen im Aufsichtsrat der Stadtwerke Arnsberg“, betont Arnsbergs Bürgermeister Ralf Paul Bittner. Er gehe davon aus, dass das Projekt weiter Fahrt aufnimmt. „Die Umsetzung würde eine große Chance bedeuten, für die Region und für uns in Arnsberg, einen Quantensprung beim Thema Nutzung regenerativer Energien zu vollziehen“, urteilt der Verwaltungschef. Selbstverständlich müssten sämtliche Naturschutzbelange berücksichtigt werden. „Wenn wir uns aber vor Ort dem Ziel der Klimaneutralität, wie wir es auch im Stadtrat beschlossen haben, realistisch nähern wollen, sind derartige Projekte unverzichtbar. Das gilt im Übrigen auch hinsichtlich weiterer Zukunftsprojekte wie dem Thema Hydronet“. so Bittner weiter.

Die gepalnten Standorte im Arnsberger-Wald.
Die gepalnten Standorte im Arnsberger-Wald. © funkegrafik nrw | Marc Büttner

Was passiert derzeit? Zu Beginn der Projektentwicklung werde die planungsrechtliche Situation geklärt, teilt der Projektentwickler auf der eigens für das Vorhaben eingerichteten Website (https://windpark.juwi.de/herdringer-forst) mit.

Heißt konkret? Genehmigungsrelevante Gutachten (Fauna, Umwelt, Schall, Schatten, Denkmalschutz etc.) werden in Auftrag gegeben und die „detaillierte Layoutplanung“ (wo kommt was hin) wird in Abstimmung mit Eigentümern und den Kommunen vorangetrieben.

„Zeitstrahl“ konkretisiert

Den weiteren „Zeitstrahl“ haben die Macher aus Wörrstadt bei Mainz inzwischen geschärft – hier die wichtigsten Meilensteine:

Frühjahr 2026 Nach Abschluss des Genehmigungsverfahrens werden die eingereichten Unterlagen per Offenlage den Bürgerinnen und Bürgern zugänglich gemacht und begründete Einwände bei einem Erörterungstermin diskutiert. Läuft es im Sinne des Projektors, wird im Anschluss genehmigt. Im Winter 2026/27 sollen bauvorbereitende Maßnahmen starten. Aus naturschutzrechtlichen Gründen dürfen diese (u.a. Baumfällungen), ausschließlich in den Wintermonaten – außerhalb der Setz- und Legeperiode durchgeführt werden.

Im Frühjahr 2027 könnte die Zuwegung entstehen. Damit Großkran sowie WEA-Komponenten die Baustelle erreichen können, müssen die Wege ertüchtigt werden. Um Eingriffe so gering wie nötig zu halten, werde wo immer möglich auf das bestehende Waldwegenetz zurückgegriffen, versichern die Projektpartner. Ebenfalls im Frühjahr 2027 entstehen externe Verkabelung sowie Fundamente (ca. 20 Meter Durchmesser, bis zu 3,5 Meter tief, bestehend aus einem Ankerkorb aus Stahl, mit Beton aufgefüllt).

Für den Sommer 2027 ist die Anlieferung der „Großkomponenten“ (Rotoren, Türme, etc.) vorgesehen. Sind die Fundamente ausgehärtet, könnte im Herbst 2027 der Turmbau beginnen. Die Türme bestehen ganzheitlich aus mehreren Stahlsegementen oder aus einem Stahlbetonturm, auf den ab 80 Metern Höhe Stahlschübe gesetzt werden. Stehen sie, werden im Frühjahr 2028 die Großkomponenten – Maschinenhaus, Rotornabe, Rotorblätter – aufgezogen. Nach Abschluss aller Bauarbeiten könnten die Anlagen im Herbst 2028 in Betrieb gehen – und liefern dann jährlich Strom für mehr als 150.000 Haushalte.

FDP-Fraktionen lehnen Nationalpark im Arnsberger Wald ab

Die FDP-Fraktionen in den Kreistagen Hochsauerland und Kreis Soest lehnen die Einrichtung eines NRW-Nationalparks im Arnsberger Wald ab – ein klares klares Statement gegen Bestrebungen der NRW-Landesregierung, ein Bewerbungsverfahren für einen Nationalpark in dieser Region zu eröffnen.

+++ Räuberischer Diebstahl in Neheim +++

Friedhelm Walter, Fraktionsvorsitzender der FDP Hochsauerland, betont: „Fast 75 Prozent der etwa 600 Quadratkilometer großen Waldfläche im Arnsberger Wald, im Besitz des Landes, von Kommunen und zahlreichen Privatpersonen, wären von erheblichen Nutzungseinschränkungen betroffen.“

Dies würde nicht nur die Nutzung als Nutzwaldfläche, sondern auch die touristische Erschließung des Gebiets negativ beeinflussen und die regionale Wirtschaft beeinträchtigen. Bereits jetzt sei das Gebiet Naturpark – mit räumlichem Fokus auf den HSK und den Kreis Soest, erklärt der Chef der FDP-Fraktion im Soester Kreistag, Fabian Griewel. Beiden Gebiete haben sich bereits im Jahr 1961 im Interessenverband ‘Naturpark Arnsberger Wald’ zusammengeschlossen, um die nachhaltige Entwicklung der Region zu fördern.“ Beide FDP-Kreistagsfraktionen sind überzeugt: „Das bestehende Konzept ist ideal.