Arnsberg/Wörrstadt. Auf Errichtung von mindestens 15 neuen Windenergieanlagen (WEA) müssen sich die Arnsberger einstellen.

Der Herdringer Forst soll ab Ende 2028 zum Stromlieferanten für die Region Arnsberg werden. Darauf haben sich die Kulturstiftung Schloss Herdringen als Flächeneigentümerin und das Projektentwicklungsunternehmen JUWI geeinigt. Wie JUWI-Pressesprecher Felix Wächter am Freitag erklärte, haben beide Parteien bereits Mitte Januar 2023 einen entsprechenden Gestattungsvertrag unterzeichnet.

Dieser wurde bisher nicht öffentlich kommuniziert, soll aber bereits Thema im nicht öffentlichen Teil einer Sitzung des Rates der Stadt Arnsberg gewesen sein, wie Wächter auf Nachfrage angibt. Vorgesehen sind Planung und Errichtung von bis zu 35 Windenergieanlagen im Arnsberger Wald – vorwiegend auf bereits bestehenden „Kalamitätsflächen“ – also Brachen. Etwa 15 dieser WEA sollen auf Arnsberger Stadtgebiet entstehen, die übrigen auf dem Gebiet der Gemeinde Möhnesee.

Das Unternehmen JUWI

JUWI gehört zur Mannheimer MVV Energie AG, einer der größten kommunalen Energieversorger bundesweit.

JUWI hat seinen Hauptsitz in Wörrstadt bei Mainz und weitere Standorte in Hannover, Brandis (Sachsen), Melle/Osnabrück, Stuttgart, Ansbach bei Nürnberg und Bochum.

Im Sommer 2022 wurde die Windwärts Energie GmbH auf die juwi AG verschmolzen, die anschließend die Rechtsform in die JUWI GmbH wechselte.

Weltweit beschäftigt JUWI 1200 Mitarbeiter, ist auf allen Kontinenten mit Projekten präsent.

Es handele sich um Flächen, „die gemäß Ergänzungserlass des Landesentwicklungsprogramms (LEP) NRW ausdrücklich für die Erzeugung sauberen Stroms aus Windenergie genutzt werden sollen“, betonen die Vertragspartner.

Die hierfür relevanten Fachgutachten sollen in den kommenden zwei Jahren eingeholt – die Antragsunterlagen zusammengestellt werden. Läuft alles nach Plan, könnte der Bau des Windparks – er wäre der größte in NRW – Mitte 2027 beginnen. Den Stadtwerken Arnsberg soll ein Vorkaufsrecht für den späteren Betrieb mehrerer Anlagen eingeräumt werden.

Die angrenzenden Kommunen Arnsberg, Möhnesee und Ense würden von diesem Vorhaben unmittelbar finanziell profitieren: Über die Dauer von 20 Jahren hinweg erhalten diese die sogenannte Kommunalabgabe in Höhe von 0,2 Cent je erzeugter Kilowattstunde und Jahr.

Die Planungen für den Windpark im Arnsberger Wald.
Die Planungen für den Windpark im Arnsberger Wald. © funkegrafik nrw | Marc Büttner

„Für die Stadt Arnsberg wären dies über 20 Jahre hinweg bei aktuellem Planungsstand mehr als 350.000 Euro pro Jahr, die Gemeinde Möhnesee bekäme mehr als 280.00 Euro jährlich, die Gemeinde Ense mehr als 5000 Euro pro Jahr“, rechnet die JUWI vor. Diese Einnahmen stünden zur freien Verfügung – könnten beispielsweise in kommunale Infrastruktur investiert werden. Zudem verständigten sich die Stadt Arnsberg, die Kulturstiftung Schloss Herdringen und JUWI auf die grundsätzliche Möglichkeit zur finanziellen Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger vor Ort:

„Windsparbrief“

So sind ein fest verzinster Windsparbrief und ein lokaler Stromtarif angedacht. Stiftungsdirektor Bernd Schmidt-Nagel: „Wir freuen uns sehr, mit JUWI ein sehr erfahrenes Planungsunternehmen von Windenergie-Projekten in Wirtschaftsforsten an unserer Seite zu wissen. Die Einnahmen aus der Windenergie werden uns helfen, die durch Klimawandel und Borkenkäferbefall zerstörten Forstflächen mit standortgerechten und klimaresistenten Bäumen aufzuforsten. Dadurch sichern wir langfristige Perspektiven für unsere heimische Forstwirtschaft, aber auch für Artenschutz und Tourismus vor Ort.“

Dass das Vorhaben in Einklang mit den touristischen Bedürfnissen des Möhnesees und des angrenzenden Vogelschutzgebietes gebracht werden muss, ist JUWI bewusst. Projektleitern Federica Pelzer: „Die Planung des Windparks erfolgt grundsätzlich eingriffsminimiert. Vorgeschädigte Flächen und das bestehende Waldwegenetz sollen primär genutzt werden.“

Um einen möglichst hohen Stromertrag generieren zu können, setzt JUWI auf Anlagen der neuesten Generation: „Wir planen mit Anlagen der 7,5-Megawatt-Klasse“, so Pelzer. Die Nabenhöhe könnte 180 Meter, der Rotordurchmesser um die 180 Meter und die Gesamthöhe bis 270 Meter betragen.

Ralf Paul Bittner, Bürgermeister der Stadt Arnsberg, wird in einer JUWI-Pressemitteilung wie folgt zitiert: „Für die Stadt Arnsberg und die Region bietet sich mit diesem Vorhaben eine herausragende Chance, durch den Einsatz erneuerbarer Energien einen großen Schritt auf das Ziel der Klimaneutralität zuzumachen. Insofern sprechen wir hier auch von einem nachhaltigen Projekt, da die Menschen in den beteiligten Städten in mehrerlei Hinsicht profitieren können.“

JUWI hat eine Projekthomepage eingerichtet, auf der das Unternehmen kontinuierlich über den Projektfortschritt berichten wird: https://new.windpark.juwi.de/herdringer-forst