Arnsberg/Sundern. Experte Tobias Beleke von der Sparkasse Arnsberg-Sundern erklärt Häuslebauern, was sie beachten sollten.
Der Traum vom eigenen Zuhause ist bei vielen Menschen immer noch groß. Bezahlbarer Wohnraum zum Mieten wird immer weniger, weshalb es noch immer Interessierte gibt, die trotz steigender Zinsen versuchen zu bauen. Doch was sollte man beachten, damit dieses Unterfangen nicht zum finanziellen Desaster wird und der Traum zum Alptraum mutiert? Tobias Beleke von der Sparkasse Arnsberg-Sundern gibt Tipps, was man beim Bauen beachten sollte.
Tipp 1: Bauen oder doch kaufen?
Am Anfang steht dabei oft die Frage, ob man wirklich selbst bauen möchte, oder ob man vielleicht als Alternative über den Kauf eines Hauses nachdenkt. Tobias Beleke erklärt: „Man muss sich dabei auch fragen, welches Haus zu einem und seinen Lebensumständen überhaupt passt.“ Doppel- oder Reihenhäuser seien meist günstiger als ein frei stehendes Einfamilienhaus. Auch die Bauweise spiele eine große Rolle beim Thema Kosten. Hinzu kämen Faktoren wie Wärmedämmung und die richtige Heizung.
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Der Experte rät allerdings dazu, noch einen Schritt davor zu machen. „Potenzielle Interessenten sollten überlegen, wie hoch die monatliche Belastung aus einer möglichen Finanzierung sein soll. Sofern diese auch vom Kreditgeber als realistisch angesehen wird, lässt sich daraus grob ein mögliches Finanzierungsvolumen ermitteln. Zusammen mit dem Eigenkapital ergibt sich dann, wie viel Geld für das Grundstück und den Bau zur Verfügung steht“, so Beleke. Mit diesem Wissen könne man die eigenen Suchfilter einstellen und läuft nicht Gefahr, nach Objekten und Grundstücken zu suchen, die schwer oder gar nicht realistisch zu finanzieren sind.
Tipp 2: Das richtige Eigenkapital einplanen
Beim Thema Eigenkapital möchte der Sparkassenmitarbeiter mit einem Mythos aufräumen. Lange Zeit gab es die Faustregel, dass man zehn Prozent der Finanzierungssumme durch Eigenkapital abdecken müsse. „Eine starre Regel für das benötigte Eigenkapital gibt es nicht. Jede Finanzierungsanfrage wird von uns individuell betrachtet. Grundsätzlich gilt natürlich: ‚je mehr Eigenkapital, desto besser‘. Durch die gestiegenen Kosten hat das Eigenkapital aber an Bedeutung gewonnen, um die monatliche Belastung nicht zu hoch werden zu lassen.
Tipp 3: Private Kontakte nutzen
Grundsätzlich teilen Kommunen auf Nachfrage mit, wo noch freie Baugrundstücke vorhanden sind. Es sei allerdings durchaus ratsam, private Kontakte und Verbindungen zu suchen, um sich parallel danach zu erkundigen. Nicht jedes Objekt oder Grundstück wird auf dem offiziellen Markt überhaupt angeboten.
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Während die Quadratmeterpreise auf den kleineren Dörfern unter 100 Euro pro Quadratmeter betragen, müsse man in Neheim mit rund 350 Euro pro Quadratmeter rechnen, erklärt der Gruppenleiter Baufinanzierungen bei der Sparkasse Arnsberg-Sundern.
Tipp 4: Auf versteckte Kosten achten
Neben den durchaus bekannten Kosten für den Grundstückserwerb, den Notar und natürlich den eigentlichen Hausbau lauern in vielen Fällen auch versteckte Kosten, die manch ein Häuslebauer nicht auf dem Schirm hat und die zu echten Problemen bei der Finanzierung werden können. „Erfahrungsgemäß sind dies häufig Kosten für Erdarbeiten, Erdaushub, Hausanschlüsse und Außenanlagen. Zudem sollten die geplanten Einsparungen durch Eigenleistung nicht zu hoch angesetzt werden. Bei einem Neubau oder einer längeren Renovierungsphase darf die Doppelbelastung aus Miete und Finanzierungskosten nicht vergessen werden“, warnt Tobias Beleke.
Tipp 5: Kreditlaufzeiten bedenken
Auch bei den Kreditlaufzeiten gelte es, sorgfältig zu planen. „Bei selbst genutztem Wohneigentum liegen die Laufzeiten meist zwischen 30 und 35 Jahren. Oft wird von den Kunden eine vollständige Tilgung vor Rentenbeginn gewünscht. Ich empfehle unverändert, zinssichere Bausteine mit in die Finanzierung einzubeziehen, um sich gegen mögliche Zinssteigerungen in der Zukunft abzusichern“, erklärt der Experte.
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Tipp 6: Auf Fördergelder zurückgreifen
Außerdem solle man immer auch das Thema öffentliche Fördergelder im Hinterkopf behalten. „Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), die NRW-BANK und das Land NRW bieten zinsgünstige Darlehen an, die wir als Sparkasse natürlich in einer Baufinanzierung einbeziehen. Häufig sind diese Förderprogramme an Einkommensgrenzen oder die Einhaltung energetischer Standards gebunden.“
Tipp 7: Keine Todsünden begehen
Tobias Beleke warnt allerdings auch vor Todsünden bei der Baufinanzierung: „Die gewählte Rate ist zu hoch. Eine Baufinanzierung gleicht eher einem Marathon als einem Sprint. Die monatliche Belastung muss daher langfristig tragbar sein. Auch mögliche Änderungen der Lebenssituation sollten dabei berücksichtigt werden.“ Eigenleistungen sollten nicht überschätzt werden. Zudem könne sich auch die Bauzeit verlängern, wenn man selbst anpacke. Das könne dann wieder die Kosten erhöhen.
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„Manchmal wird auch das Zinsänderungsrisiko unterschätzt. Gerade die Änderung der Zinssituation in den letzten zwei Jahren hat gezeigt, wie sinnvoll die Einbindung von zinssicheren Bausteinen ist.“ Häufig werde der geplante Kostenrahmen nicht eingehalten, weil zu häufig die teurere Variante gewählt werde „Hier gibt es dann die Einstellung ‚man baut ja nur einmal‘, was fatal sein kann“, sagt der Experte. Auch eine Absicherung sei wichtig. „Eine Baufinanzierung ist langfristig angelegt. Sie sollte nicht wegen einer vorübergehenden Krankheit oder Arbeitslosigkeit direkt ins Wanken geraten“, rät Beleke.