Arnsberg. Neheimer CDU-Landtagsabgeordneter Klaus Kaiser arbeitet in Enquetekommission des NRW-Landtages für Chancengleichheit in Bildung.

Auf seine alten politischen Tage kehrt der Neheimer Landtagsabgeordnete Klaus Kaiser (CDU) zurück zu seinen Wurzeln. Der 66-jährige frühere Volkshochschulleiter ist im aktuellen Parlament Mitglied der Enquetekommission „Chancengleichheit in der Bildung“ und damit zurück bei Themen, die ihn schon sein ganzes Leben lang beschäftigen. Für ihn ist das in turbulenten Zeiten wichtiger denn je: „Bildung muss helfen, Fakten von Fake zu unterscheiden“, sagt er, „Denken lernen braucht es, um den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu bewahren und die Demokratie zu verteidigen“.

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Tatsächlich sieht sich Klaus Kaiser in seiner vermutlich letzten Legislaturperiode als Mitglied des NRW-Landtages, dem er seit dem Jahr 2000 angehört, in einer der herausforderndsten Zeiten für Politik und Gesellschaft. „Wir als Demokraten müssen jetzt gemeinsam für die Demokratie einstehen“, sagt er, „ich erlebe jeden Tag konkret, dass die Demokratie in Frage gestellt wird“.

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Die Weichen für politische Bildung werden in der Schule gestellt. Und genau hier will die Enquetekommission I des Landtages das bestehende System hinterfragen und prüfen, ob es die Antworten auf die Herausforderungen der Zeit gibt. Als Vorbereitung und Einstimmung auf das Thema las Klaus Kaiser unter anderem ein Buch mit dem Titel „Ist die Schule zu blöd für unsere Kinder?“ (Berlin 2019, Jürgen Kaube).

Die Kommission ist nach den Sommerferien zusammengetreten und nimmt nun ihre Arbeit auf. „Ich freue mich auf diese Arbeit“, sagt Kaiser. Es gehe um die Erarbeitung von grundsätzlichen Vorschlägen in enger Abstimmung mit Wissenschaft und Praxis zum Bildungssystem „und nicht um die tagespolitische Auseinandersetzung“. Die helfe Schulen in der Regel ohnehin nicht weiter.

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Wenn Klaus Kaiser über Impulse für das Bildungssystem spricht, will er nicht die bisherige Arbeit der Lehrerkollegien in Frage stellen. Im Gegenteil: „Es geht auch um Wertschätzung für den Lehrerjob“, sagt Kaiser. Der Austausch mit den Pädagoginnen und Pädagogen, die täglich vor den Klassen stehen, sei daher besonders wichtig. Alle beteiligten aktiven Akteure der Schulgemeinde - inklusive Eltern - müssten ebenso eingebunden werden wie die der Forschung, Bildungsadministration und Bildungspolitik.

Die Enquetekommission ist zusammengesetzt aus vier Abgeordneten der CDU, drei der SPD; zwei von Bündnis 90/Grüne und je einem FDP und AfD. Beschlüsse erarbeitet die Kommission nicht, noch nicht einmal Gesetzesvorlagen. Nach zwei Jahren soll aber ein Abschlussbericht vorgelegt werden, der Empfehlungen und konkrete Vorschläge zur Umsetzung gibt.

Die Ziele sind nicht wirklich neu: Auflösung von Bildungsaufstiegsgrenzen, bessere Übergänge bei Schulwechseln, Chancengleichheit in einer digitalisierten Welt mit Künstlicher Intelligenz, Berufsorientierung und Gleichrangigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung, Weiterbildung und Mentoringprogramme. Vielfach alte Themen, auf die es bislang noch nicht die nachhaltig richtigen Antworten gegeben hat.

Hinzu kommen neue Herausforderungen wie die zunehmende Diversität in den Schulen mit vielen verschiedenen Sprachen, verschiedenen Religionen und auch Kulturen. Das ist auch ein Thema, das Lena Eggenhofer beschäftigt. Die 31-jährige Hüstenerin und junge Mutter ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Team von Klaus Kaiser und selbst als Kommunalpolitikerin der CDU auch Ausschussmitglied im Arnsberger Stadtrat. „Hier gibt es als Lösungsansatz sicher nicht das Schema F“, sagt sie. Aber auch hier geht es um das Thema Wertschätzung. „Da sind Kinder, die sprechen vier Sprachen. Das sind doch Potenziale, die wir erkennen müssen“, sagt Lena Eggenhofer. Sie begleitet ihren Chef bei vielen der Besuche in den Schulen und Bildungseinrichtungen.

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Klaus Kaiser weiß, dass es Unterschiede zwischen Großstädten und ländlichen Räumen wie seinem Wahlkreis im Sauerland gibt. „Aber auch hier sind Gefälle zwischen den Sozialräumen festzustellen, die sich auf die Bildungschancen der Kinder auswirken“, weiß der Bildungspolitiker aus Neheim, „bei manchen Kindern scheinen bereits mit dem ersten Schultag die Karten schon gelegt zu sein. Das ist nicht fair“. Der Christdemokrat findet es unerträglich, dass immer noch eine zu große Abhängigkeit des Bildungserfolges von Kindern zum sozialen Status der Eltern bestehe.

Der nächste Landtag wird im Jahr 2027 gewählt. In diesem Jahr wird Klaus Kaiser 70 Jahre alt. „Bis dahin will ich weitermachen“, sagt er. Unterwegs ist er noch landesweit rund um das Thema Kultur (hier war er bis 2022 parlamentarischer Staatssekretär) und auch in seiner Rolle im erstmals von ihm besetzten Sportausschuss des Landes NRW. Seine Kernkompetenz aber ist die Bildung - und hier gibt es noch viel zu tun.