Arnsberg/Neheim. Auf dem Ruhrtalradweg in Arnsberg herrscht ein Interessenskonflikt zwischen Radlern und Fußgängern. Warum? - Das lesen Sie hier.

„Am gut ausgebauten Ruhrtalradweg gehört Arnsberg zu den historisch bedeutendsten Städten. Auf einer Strecke von über 30 Kilometern durchfließt die Ruhr Arnsberg und zeigt dabei die Vielseitigkeit der Stadt“. So beschreibt die offizielle Webseite des Ruhrtalradwegs dessen wichtige Rolle für Arnsberg und die anliegenden Städte und Dörfer, und schmückt diese Meldung mit einigen Bildern pittoresker Lokalitäten entlang der beliebten Route.

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Und tatsächlich übertreibt diese Meldung keineswegs- für das Sauerland generell, und im Besonderen für die touristisch relevanten Städte und Dörfer im Gebiet rund um Arnsberg ist der Ruhrtalradweg das absolute Aushängeschild mit einer gewaltigen Ausstrahlungskraft. Viele Hotels, Restaurants und sogar Innenstadtgeschäfte generieren einen nicht unerheblichen Anteil ihrer Einkünfte durch den Radtourismussektor.

Dementsprechend sind die einzelnen Streckenabschnitte des Ruhrtalradwegs in Arnsberg vor allem an sonnigen Wochenendvormittagen oder an Feiertagen oft sehr gut gefüllt. Unter der Berücksichtigung, dass der Radweg andererseits außerdem den Arnsbergern vor Ort eine praktische, direkte Verbindung zu benachbarten Stadtteilen bietet, muss an einigen Tagen sogar von einer Überfüllung die Rede sein. Konkret stoßen auf dem Ruhrtalradweg die verschiedensten Gruppen aufeinander: spazierende Familien mit kleinen Kindern und Hunden, Inlineskater, beruflich pendelnde Radfahrer, die im neuen Trend aufgekommenen E-Biker und auch Rennradbegeisterte, die den Weg gerne für das eigene Training nutzen.

Beschwerden auf Facebook

Letztgenannte sorgen in den sozialen Medien mit ihren Trainingseinheiten für Aufsehen. Vor allem auf Facebook echauffieren sich einzelne Spaziergänger und Hundehalter über „ignorante, zehnköpfige Rennradgruppen“, die durch ihr ausgesprochen rasantes Fahrtempo andere Verkehrsteilnehmer gefährden würden. Dabei gehe es um nicht eingehaltenen Mindestabstand im Begegnungsverkehr, sowie um fehlendes Vorwarnen beim Überholvorgang. Ein Facebook-Nutzer schreibt von seinem beinahe überfahrenen Hund, ein anderer fordert die Kennzeichnungspflicht für Fahrräder, nachdem eine Gruppe Rennradfahrer sehr nah an ihm vorbeigefahren sollen sei.

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Während sich in den sozialen Netzwerken solche und vergleichbare Kommentare häufen, wurde Jörg Scherf, erster Vorsitzender des lokalen Radfahrclubs Victoria Neheim, diese Kritik noch nicht persönlich vorgetragen, berichtet er. Das gestalte es schwieriger, den nicht immer konstruktiv, sondern aufgebracht verfassten Nachrichten zu begegnen. Allerdings sieht Jörg Scherf generell vor allem ein Problem mit „den vielen verschiedenen Parteien auf dem Ruhrtalradweg. Für den Andrang an Menschen gibt schlichtweg nicht genug Radweg“. Auch er fahre zwar selber gerne die Strecke, allerdings nur noch zu ausgewählten Zeiten: „Sonntagmorgens fahre ich gar nicht mehr, das ist mir zu gefährlich!“. Dabei differenziert der Vorsitzende des Radfahrclubs jedoch. Er sehe auf dem mit „Fairness Zonen“ gekennzeichneten Ruhrtalradweg alle Verkehrsteilnehmer in der Verantwortung, mehr Rücksicht aufeinander zu nehmen, denn unverantwortliches Verhalten beschränke sich nicht nur auf die Rennradfahrer.

Zu enge Radwege

Ein weiteres zentrales Problem sind laut Jörg Scherf die Straßenverhältnisse des beliebten Radweges. Im Begegnungsverkehr seien nicht nur die Straßenschäden ein Hindernis (wir berichteten), sondern auch die Breite der Straße. Unter anderem zwischen Haus Füchten und Neheim kennt der Vorsitzende das Problem: „Auf so enger Strecke ist es klar, dass die Begegnung gefährlich ist“.

Als Radenthusiast sieht er zwei Baustellen im Vordergrund: „Der Ruhrtalradweg muss asphaltiert und in der breite ausgebaut werden“. Dabei sei das den Radverkehr entlastende Projekt, auf der Jahnallee eine neue Fahrradstraße zu errichten, ein gelungener Anfang.

Bei der Umsetzung weiterer Ausbauarbeiten hakt es allerdings noch. Auf der angesprochenen Strecke zwischen Haus Füchten und Neheim liegen zwei Drittel des Weges im Gebiet Ense, das andere Drittel gehöre nicht der Stadt Arnsberg, erklärt Sprecher Frank Albrecht.

Damit ist ein Eingreifen der Stadt an besagter Stelle nicht möglich. Darüber hinaus gelten einige Bereiche des Radweges als Naturschutzgebiete; hier ist es nur sehr schwierig möglich, Baumaßnahmen zu ergreifen. Kurzfristig lassen sich die Konfrontationen und der Interessenskonflikt auf dem Ruhrtalradweg dementsprechend nur durch mehr gesellschaftliches Verständnis und Rücksichtsname lösen.