Herdringen. Im kommenden Jahr soll das Museum im Jagdschloss Herdringen eröffnen. Unsere Zeitung schaute schon hinter die Kulissen.
Ein Traum für einen Museumsleiter. Robert Scheck arbeitet seit zwei Jahren am Schloss Herdringen. Nun hat der 38-jährige Historiker die fast einmalige Gelegenheit, ein komplett neues Museum aufzubauen und zu konzipieren. Im Verlauf des Jahres 2023 soll es öffnen und das Jagdschloss, seine Geschichte und die Geschichten seiner Sammlungen einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen.
Das Gebäude für sich ist schon ein kultureller Schatz. In den Jahren 1844 bis 1853 wurde das eigentliche Schloss nach den Plänen vom Kölner Dombaumeister Ernst Friedrich Zwirner errichtet und ist seitdem eines der prägendsten Kulturgüter der Stadt Arnsberg. Die Fürstenberg’sche Geschichte in Arnsberg aber begann früher: 1618 kaufte der Paderborner Fürstbischof Dietrich von Fürstenberg das Anwesen, auf dem zwischen 1683 und 1723 die dreiflüglige Vorburg entstand.
Auf diese Geschichte will auch das Museum eingehen. „Die Familie Fürstenberg spielt eine wichtige Rolle in der Geschichte Nordrhein-Westfalens“, sagt Robert Scheck. So soll im Erdgeschoss eine Zeitreise vorgenommen werden - im Wandelgang durch die Flure Prachtzimmer des Schlosses. Die Historie des Standortes und der Familie kommt in jedem Raum zum Ausdruck - und jedes neue Zimmer gibt neuen Anlass zum Staunen und erzählt eine kleine Geschichte. Gezeigt werden sollen Salons, Rüstzimmer und das gräfliche Esszimmer. „Hergestellt werden soll weitestgehend der Zustand aus dem Zeitraum zwischen 1902 und 1904“, erklärt Robert Scheck. Bis dahin prägten Franz Egon von Fürstenberg (1818–1902) und dessen Ehefrau Caroline Freiin von Stael-Sutthausen Optik und Einrichtung des Schlosses.
Ein Kommentar zur Museumskonzeption>>>
Schrittweise Eröffnung
„Wir planen eine schrittweise Eröffnung“, sagt Robert Scheck, „jetzt werden die Strukturen aufgebaut“. Nach und nach soll sichtbar gemacht werden, was lange verborgen und zeitweise hinter Wänden zwischenzeitlicher Nutzer wie dem Internat versteckt war. Das Museum und das Schloss ist schon jetzt in der Aufbauphase ein Paradies für Kulturhistoriker. In Nebenbereichen warten zudem Schätze wie ein historisches Treppenhaus darauf, irgendwann aufpoliert und vorzeigbar gemacht zudem. „Diese Schlossanlage für sich ist doch schon ein Leuchtturm-Projekt“, weiß Robert Scheck. Das gilt auch für die ins Schloss integrierte Kapelle, die auch die stolze Handschrift des Kölner Dombaumeister trägt.
So sieht die Zukunft des Jagdschlosses aus>>>
Kunstliebhaber sollen im 1. Obergeschoss eine herausragende Ausstellung alter Meister - vor allem aus der flämischen Kunst - zu sehen bekommen. Eine Gemäldegalerie wird konzipiert. Eine lange als Leihgabe im Landesmuseum Münster verweilende Sammlung wird zurückgeführt. „An der Konzeption hat der Baron noch mitgewirkt“, erzählt Robert Scheck. Beim Museum geht es auch darum, dessen Sammlungen und dessen Erbe nach seinem Tod im Frühjahr zu bewahren. Wennemar Freiherr von Fürstenberg hatte schon zu Lebzeiten die Museumsgründung vorbereitet und mitgestaltet. Die Überführung des Vermögens in die Trägerstiftung Kulturstiftung Jagdschloss Herdringen ist Grundlage dieses Schritts (wir berichteten).
Wieder eine Etage höher wartet die naturkundliche Sammlung. In 15 Räumen sollen erdgeschichtliche Sammelstücke und Mineralien ausgestellt werden. „Viele hat der Baron selbst gefunden“, erzählt Gustav Fahnenbrauck, der Generalbevollmächtigte und Verwaltungsleiter des Jagdschlosses. Er selbst muss staunen, wenn er nun die sich aufbauenden Ausstellungsräume mit seinen Glasvitrinen und bezaubernden Exponaten sieht. Der Geologe Dr. Michael Kaiser (55) - auch er ist schon seit einem Jahr in Herdringen beschäftigt - sortiert die Ausstellungsstücke und baut das Museum auf. „Ich bin selbst Sammler von klein auf“, sagt er, „das hier nun ist eine spannende Herausforderung“.
Vernetzung als Ziel
Wenn alles gut läuft, können noch in der ersten Hälfte 2023 die ersten Besucher ins Museum kommen. Anfangs sind Besuchstage mit Führungen geplant. Später sollen Besuchszeiten und Möglichkeiten weiter entwickelt werden. „Wir planen ein modernes Museumskonzept“, erklärt Robert Scheck. Das Besondere: „Wir sprechen mit der Art der Ausstellungen multiple Zielgruppen an“, sagt der Museumsleiter, „das ist eine einzigartige Kombination“. Wichtig ist dem Museumsleiter: „Wir setzen auf Vernetzung zu anderen Einrichtungen der Region“, sagt er, „wir wollen auch keine Konkurrenz zum Sauerlandmuseum sein, sondern sehen uns als Ergänzung des kulturellen Programms der Stadt“. Langfristig geplant sind pädagogisch-didaktische Programme sowie Audio Guides. „Aber alles schrittweise. Wir fangen schließlich bei Null an“, so Robert Scheck, „so ein Museum ist eine nicht endende Arbeit!“.