Arnsberg. Ungespritzte Tomaten sollen schmackhafter sein als welche aus dem Supermarkt. Warum das so sei, erklärt Johannes Krass aus Arnsberg.
Wie schmecken Tomaten? - „Die meisten Leute kennen den richtigen Geschmack gar nicht“, meint Johannes Krass. Der Gärtner und studierte Landschaftsökologe baut in seinem Baumschulbetrieb in Niedereimer auch saisonales Obst und Gemüse an. Auf seine außergewöhnlichen Tomatensorten mit den klangvollen Namen „Black Krim“, „Schwarze Sarah“ oder beispielsweise „Venusbrüstchen“ ist er besonders stolz. „Der Geschmack ist aromatisch, süß und lecker - einfach zum Anbeißen.“
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Tomaten aus dem Supermarkt schmeckten hingegen oft wässrig und fad, obwohl sie leuchtend rot, prall und makellos im Regal viele Kunden anlocken sollen. Meist hätten die roten Früchtchen eine lange Reise hinter sich, meint der Bio-Bauer. Zudem zerstöre die Kühlung die Aromastoffe. Seine Tomaten werden nicht gespritzt und auch nicht irgendwohin transportiert. Sie sehen auch nicht makellos aus. „Nicht schön, dafür ungespritzt. Der Verkauf findet ausschließlich bei uns in der Baumschule statt“, sagt Johannes Krass. Seine Tomaten haben eine ganz weiche Schale, die teilweise noch vor der Ernte aufplatzt. „Das ist halt so, dann sind sie erst richtig reif und lecker.“
Feuchtes Wetter
450 bis 500 Stück hat seine Ernte in dieser Saison hervorgebracht. Das sei ein mäßiger Erfolg, so der Landschaftsökologe. Das Wetter sei für das Wachstum in diesem Jahr nicht ideal gewesen. „Zu nass, zu wenig Sonne. Die grünen Tomaten hingen wochenlang am Strauch und wurden nicht reif.“
Dazu kam die gefürchtete Braunfäule, die vom feuchten Wetter und von Temperaturen um die 15 Grad begünstigt wird. Sporen, die mit dem Wind oder über Regentropfen verbreitet werden, verursachen eine Infektion, die im Anfangsstadium zunächst die Blätter am Stamm braun werden lässt, dann nach und nach die ganze Pflanze abstirbt. Man merkt richtig, wie sehr das den Niedereimer Bio-Bauern in der Seele schmerzt. Trotzdem will und wird er seine Tomaten nicht spritzen.
Johannes Krass zieht seine Pflanzen liebvoll hoch. „Man darf es fast nicht laut sagen, ab Mitte Februar muss bei uns die Dekoration im Wohnzimmer den Zöglingen weichen“, lacht er. Seine Familie ärgert sich nicht darüber. Selbst die beiden Kinder lieben dieses Ritual. „Wenn wir Besuch bekommen, wundern sich die Leute schon mal über unsere Pflanzenwelt“, verrät der Gärtner.
Im April werden die zarten Pflänzchen eingetopft und wandern dann in eines der Folienhäuser, die auf dem Gelände der Baumschule stehen. „Im Mai ziehen sie ins unbeheizte Gewächshaus um“, sagt Johannes Krass. Dort werden sie im Abstand von 40 Zentimeter in den fruchtbaren Erdboden gepflanzt. „Die Ernte beginnt im Juli und geht bestenfalls bis Ende September.“
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Im Moment sind noch Tomaten bei Krass zu bekommen. Morgens zwischen 7 und 9 Uhr pflücken wir auf allen vieren“, lacht Johannes Krass. Dabei werde man regelmäßig von Mücken gestochen. Ganzer Körpereinsatz also für die leckeren Tomaten. Diese seien schon etwas für Genießer. Selbst Chefkoch Christoph Menge vom gleichnamigen Hotel Restaurant in Arnsberg verarbeitet sie in seinen Speisen.
Und auch bei Familie Krass kommt nur ungespritztes Obst und Gemüse auf den Tisch. „Am liebsten mag ich die Tomatensuppe meiner Frau.“ Zudem kommen die „Venusbrüstchen“ in den Salat, auf die selbst gemachte Pizza, sie dienen als Beilage und werden sogar eingekocht. „Wir legen sehr viel Wert auf gesunde Ernährung“, verrät der Landschaftsökologe. Ursprünglich sei die Tomatenzucht nur für die Familie gewesen. „Doch Gutes spricht sich halt herum.“