Arnsberg. Die spektakuläre Rettung von 12 Wildschweinen aus dem Arnsberger Mühlengraben hat Tierfreunde begeistert; es gab allerdings auch andere Stimmen.
Die große Wildschweinfamilie, die in der Nacht von Sonntag auf Montag in den Alt-Arnsberger Mühlengraben stürzte, hat nicht nur durch den aufwendigen Rettungseinsatz der Polizei, Feuerwehr und des Stadtförsters für Aufregung gesorgt (wir berichteten).
Anwohner Bernd Droste (55) aus dem Eichholz hatte eine Nacht zuvor mit der Rotte das Vergnügen: „Von wegen“, schnaubt er. Mittlerweile ist er richtig sauer, da es nicht zum ersten Mal vorgekommen sei, dass Wildschweine seinen Garten verwüsten. „Sie dringen von Richtung Mühlengraben bei uns ein und halten sich mehrere Stunden hier im Garten auf“, sagt der 55-Jährige. Mit einer Nachtsichtkamera hat er die „wilde Party“ in seinem Garten aufgenommen. „Es war bestimmt dieselbe Rotte, die einen Tag später in den Mühlengraben gestürzt ist.“ Solch eine große Familie komme ja schließlich selten vor.
Was machen ehrenamtliche Hospizbegleiter?
Neun oder zehn Schweine habe er gefilmt. Der Arnsberger ist eigentlich ein Tierfreund und freut sich über Besuche von Fuchs, Reh, Dachs, Waschbär oder Marder auf seinem grünen Grundstück. Allesamt hat er ebenfalls bereits vor die Wildtier-Linse bekommen. Nur Wildschweine, die müssen es nun wirklich nicht sein. „Sie treten und schnüffeln alle Pflanzen und den Rasen kaputt. Manche Nachbarn sichern ihr Grundstück sogar mit Elektrozäunen“, sagt Droste. Einen Zaun will er aber nicht.
Der Naturfreund genießt die unverbaute Sicht auf den Mühlengraben und freut sich, wie gesagt, über Besuche von Rehen, Hasen und Füchsen. „Wenn man am Waldrand wohnt, muss man mit Tierbesuchen rechnen“, meint Stadtförster Sebastian Demmel. Er hatte beim Rettungseinsatz die Hauptarbeit geleistet und acht oder neun Schweine aus dem Wasser gezogen.
Schäden, den Wildtiere in privaten Gärten anrichten, werden von den Stadtförstern sehr ernst genommen. Bezüglich der Entschädigungsregelung sind aber auch sie gehalten, sich an den gesetzlichen Reglungen zu orientieren. „Einen gesetzlichen Anspruch haben nur landwirtschaftliche Betriebe“, erklärt Demmel.
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Er möchte seine Arbeit beim Rettungseinsatz vom 18. September deutlich von der üblichen Tätigkeit als Stadtförster abgrenzen. „Natürlich ist es auch meine Aufgabe, Wildschweinpopulationen zu reduzieren und auf die Jagd zu gehen. Doch Tierrettung hat damit nichts zu tun.“ Wenn ein Lebewesen in Not oder krank sei, müsse schnell zum Wohle des Geschöpfes gehandelt werden.
Anwohner Bernd Droste war vor ungefähr zwölf Jahren ein- oder zweimal mit dem örtlichen Jagdpächter Heinrich Kammer unterwegs. „Dabei haben wir vier Wildsauen erlegt“, erinnert er sich. „Danach war für lange Zeit Ruhe.“
Doch jetzt seien sie wieder da und mit ihnen der verwüstete Garten. Droste ist der Ansicht, dass sich viel zu viele Wildschweine im Stadtwald tummeln. „In Arnsberg haben wir kein Problem mit einer Überpopulation“, meint der Stadtförster. Er räumt allerdings ein, dass durch die milden Winter und den vermehrten Maisanbau auf den Feldern die Wildschweine ideale Lebensbedingungen vorgefunden hätten. „Wir behalten die Situation im Blick“, verspricht er.