Neheim/Köln. Mehr als 200 alte und junge Arnsberger wohnen Kranzniederlegung am Grab von Graf Gottfried im Kölner Dom bei. Fahrt verbindet Menschen

Kaiserwetter für den Grafen - spätsommerlich frisch ist es am Treffpunkt für die traditionelle Fahrt zur Kranzniederlegung am Grab des Waldschenkers Graf Gottfried IV. im Kölner Dom. Die Neheimer Schützenbruderschaft St. Johannes Baptist organisierte diesmal die Fahrt zur Huldigung einer für die Stadtgeschichte bedeutenden historischen Figur.

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Die Tour hat Geschichte und ist in Arnsberg fester Bestandteil der Donatorenfeierlichkeiten, die jährlich an Graf Gottfried und seine Waldschenkung an die Stadt Neheim erinnern. „Es ist eine der ältesten Traditionen in Westfalen“, sagt Jörg Obertrifter, einer der Organisatoren der Tour, „es ist wichtig, dass wir das bewahren.“ Die Neheimer versprachen ihrem Donator einst, dass sie seiner auch nach seinem Tod im Jahr 1371 immer gedenken werden. „Und wir sind stolz darauf, dass Arnsberg dieses Versprechen hält“, sagt Margit Hieronymus bei der Kranzniederlegung im Kölner Dom. Die stellvertretende Bürgermeisterin wohnte der Zeremonie mit der schweren Amtskette um den Hals höchst offiziell bei.

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Was so bierernst klingt, ist aber durchaus eine gesellige Angelegenheit. Gut gelaunt verteilen sich rund 200 Neheimer Bürgerinnen und Bürger der Stadt auf die Busse, die um 8 Uhr am Freitag im Neheimer Binnerfeld aufbrechen und freuen sich auf einen schönen Tag - darunter auch über 30 Neheimer Schützen in Uniform. Und die sind eh bekannt für den gelungenen Spagat zwischen Protokoll und guter Laune. Und so wundert es nicht, dass Mitorganisator Carsten Eckartz beim Verteilen von Proviant im Bus - kleine Weingummi-Tüten mit Branding „Fest in Neheim 16.-19.8.2024“ - kurzerhand von seinen Schützenbrüdern zum Vorsitzenden der Gummibärchen-Kommission ernannt wird.

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Das Grab von Graf Gottfried in Köln.
Das Grab von Graf Gottfried in Köln. © Martin Haselhorst

Die Organisation der Fahrt ist aufwendig und setzt auf eine breite Beteiligung vieler Kreise der Stadt. Neben Offiziellen und Protagonisten der feierlichen Zeremonie im Dom wird auch offen eingeladen, sich an der Fahrt nach Köln zu beteiligen. Mit dabei sind diesmal rund 46 Kinder der Klassen 4a und 4b Graf-Gottfried-Grundschule, die den Namen des zu ehrenden Donatoren trägt. „Wir haben das im Sachunterricht vorbereitet“, erzählt Lehrerin Anja Potthoff. Nachher geht es für die Kinder ins Olympiamuseum. Die 60 Viertklässler der Mühlenbergschule in Hüsten freuen sich im Dom schon auf den Besuch im benachbarten „Maus Museum“.

Im Dom in Köln ist die Grabstätte von Graf Gottfried. „Es ist sicher nicht der Mittelpunkt des Domes, aber ein Punkt im Dom“, weiß Pfarrer Stephan Jung von der Kirchengemeinde St. Johannes. Nach einigen Jahren Pause ist auch er diesmal wieder Teil der außergewöhnlichen Reisegruppe. Und so ist es besonders, dass den Neheimern im von Touristen dominierten Weltkulturerbe so viel Raum gewährt wird. Abgeholt vom Domzelebranten, gibt es einen festlichen Einzug - musikalisch begleitet vom Gesang von 30 Sängern der Chorgemeinschaft Höingen-Voßwinkel. „Das ist schon etwas sehr besonderes, hier im Dom singen zu dürfen“, sagt Chorleiter Stefan Risse. Spätestens das Kyrie von Piotr Janczak - vorgetragenen von kräftigen Männerstimmen aus dem Sauerland - lässt alle Beteiligten umswitschen. Jetzt wird es ernst.

Domvikar Jörg Stockem lobte Graf Gottfried IV. als großen Gönner Neheims und auch des Erzbistums Köln. „Er legte durch seine Landschenkungen den Grundstein für das heutige Nordrhein-Westfalen“, so der Geistliche in der brechend vollen Marienkapelle, wo Graf Gottfried seine letzte Ruhe fand. Das Festprogramm im Dom dauert rund eine halbe Stunde, ehe die Arnsberger Gesellschaft unter dem goldenen Dreikönigsschrein im Zentrum des Doms auszieht. Eine besondere Herausforderung ist das für Jan Holländer, der heute die Schützenfahne stolz vor sich her trägt. „Hoffentlich bringe ich die nicht verbogen zurück“, sagt er nach dem gebückten Durchgang.

Die Chorgemeinschaft Voßwinkel-Höingen singt im Kölner Dom.
Die Chorgemeinschaft Voßwinkel-Höingen singt im Kölner Dom. © Martin Haselhorst

Im Anschluss passiert das, was in Köln halt passiert, wenn Reisegruppen dort aufschlagen. Sightseeing, Geselligkeit in Brauhäusern und Führungen. Warum auch nicht: Graf Gottfried hätte es nicht anders gemacht. Die Organisatoren der Fahrt zur Kranzniederlegung haben mehrere Führungen gebucht, unter denen die Teilnehmer wählen konnten. Sonderführungen im Dom zu den Ausgrabungen oder über das Dach, Stadtrundfahrten im Bus oder per Boot und das „4711“-Museum direkt gegenüber vom Dom. „Boot wäre mir lieber“, sagt ein Schütze in Uniform, „Parfüm ist nicht so mein Ding.“

Vor dem Dom werden die uniformierten Schützen aus Neheim zum Teil der Szenerie für die Touristen aus aller Herren Länder. Sie wollen Fotos und Selfies mit den merkwürdigen Grünröcken aus Neheim machen. Die aber genießen nun einen schönen Tag in Köln - mit dem einen oder anderen Glas Gaffel auf den Grafen und guten Gesprächen.

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Schönes Miteinander von Jung und Alt: Eine Arnsberger Grundschülerin klatscht im Kölner Dom das Schützen-Spalier ab.
Schönes Miteinander von Jung und Alt: Eine Arnsberger Grundschülerin klatscht im Kölner Dom das Schützen-Spalier ab. © Martin Haselhorst