Oeventrop. Nils Engelmann und Matei Tzvetanov eröffnen den Backyard Tattooshop in Oeventrop. Individualität und Wohlfühlatmosphäre - das ist das Besondere.

„Ich war schon immer an Tattoos interessiert“, sagt Nils Engelmann. Über sieben Jahre und mehr als 100 Tattoos später ist es soweit: Jetzt hat sich der 32-Jährige seinen Traum erfüllt und ein eigenes Tattoostudio eröffnet. Mit dabei auch Matei Tzvetanov (34). Seit dem 1. September sind die beiden „Tattoo-Newcomer“ auf der Kirchstraße 40 in Oeventrop zu finden.

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„Die Eröffnung war der Hammer“, sagt Nils, der sich die Ausgaben für sein Tattoostudio fifty-fifty mit Matei teilt, „ich habe nicht damit gerechnet, dass es so gut läuft.“ Doch letztlich saßen beide am vergangenen Freitag von 11 bis 23 Uhr im Studio und tätowierten. Nils lernte ursprünglich ein anderes Handwerk - auch wenn sein Herz immer schon für das Tätowieren schlug. „Ich komme aus einer Handwerkerfamilie, also lernte ich erst Maschinenanlagenführer.“ Er beschreibt sich selbst jedoch als Rebell, als jemanden, der gern sein „eigenes Ding macht“. Und das tut er, gemeinsam mit Matei. „Tattoos sind mein Leben, mein Lifestyle“, sagt er, „ich bin Tattoo.“ Er lacht.

Handwerk vom „alten Rocker“ gelernt

In Deutschland gibt es bis heute keine gesetzlich geregelte Ausbildung zum Tätowierer bzw. zur Tätowiererin. Meist erlernen Tätowierer ihr Handwerk von bereits erfahrenen Tätowierern und Kollegen sowie durch eigenständige Weiterbildungen.

So auch Nils und Matei. Matei lernte sein künstlerisches Handwerk zunächst bei Gill in Schmallenberg, unterbrach „seine Ausbildung“ jedoch, weil sich Sohn Maxim ankündigte. Erst später setzte er sie, dann aber bei Stitches Tattoo & Piercing in Bad Fredeburg, fort. „Ich bin Mone und Franzi total dankbar“, so der Oeventroper, „ohne die beiden wäre ich jetzt nicht hier.“ Dass er viel gelernt hat, zeigt sich direkt - denn während des Gespräch mit dieser Zeitung tätowiert er Sylvia. „Ich lasse mir heute gleich mehrere Tattoos stechen“, sagt sie, „und ich find’s klasse hier, einfach geil.“

Matei T. hat sich seinen Traum erfüllt - er ist sein eigener Boss. Soeben hat er Sylvia tätowiert. 
Matei T. hat sich seinen Traum erfüllt - er ist sein eigener Boss. Soeben hat er Sylvia tätowiert.  © Thora Meißner

Nils hingegen lernte vom „alten Rocker“, wie er seinen damaligen Meister Thomas Haskenhoff (alias Wayne Baxter) nennt. „Von ihm habe ich richtig viel gelernt, ‘die alte Schule des Handwerks’ sozusagen.“ Er hält eine originale und originelle Tätowierermaschine ins Bild. „Der hat mich das ein oder andere Mal echt auflaufen lassen - hart, aber fair.“ Er habe eine lange Zeit Thekendienst geschoben und das WC gereinigt, bevor „der Rocker“ ihm eine Chance gegeben habe.

„Er drückte mir eine komplett auseinandergebaute Tätowierermaschine in die Hand und sagte, dass ich tätowieren darf, wenn ich sie wieder zusammengesetzt habe.“ Nils lacht. Vier Tage habe dies gedauert. Heute sei er froh, dass er das Tätowieren so gelernt habe - selbst denkend und mit echtem Fachwissen - und dem gewissen Etwas: Denn für ihn und Matei ist das Tätowieren nicht nur ein Handwerk, sondern auch Kunst. Eine Kunst, die ebenso individuell sein muss wie all die Menschen, die sie mit ihren Tätowierungen glücklich machen möchten.

Postleitzahl von Oeventrop im Tattoo

Dazu gehöre es auch, jeden Kundenwunsch zu erfüllen. Selbst dann, wenn es sich um die tätowierte Postleitzahl von Oeventrop handelt. „Das wird etwa 10 Zentimeter groß, das Tattoo, und kostet etwa 150 Euro“, so Nils zum Kunden. Termin gebucht.

Warum Backyard?

Der Namensgeber des neuen Tattooshops sind die „Backyard Choppaz“ - eine Motorrad-Fahrgemeinschaft, die ihn und die Eröffnung seines Studios immens supportet haben.

Beispielsweise sei die urige Paletten-Theke aus deren Hand, ebenso wie immenser mentaler Support. „Sie haben an mich geglaubt.“

„Ich habe auch schon einmal einer Dame einen Fingerabdruck mit herausstechenden Kartoffelpflanze tätowiert“, sagt Nils, „das war die erste Pflanze, die ihr ihr verstorbener Ehemann vor etlichen Jahrzehnten schenkte.“ Viele Menschen ließen sich Tattoos stechen, deren Motive mit tiefen emotionalen Erinnerungen verknüpft seien. „Da ist Sensibilität gefragt - und Einfühlungsvermögen“, so der in Aachen geborene und nun in Meschede lebende Tätowierer, „wir möchten, dass sich unsere Kundinnen und Kunden wohlfühlen.“

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Inzwischen sind auch Sylvias Tattoos fertig. „Geil. Ich bin total zufrieden. Klasse gemacht“, sagt sie. In zwei Wochen kommt sie zur Nachkontrolle. Oder auch fürs nächste Tattoo?

Sylvia ist glücklich über ihre neuen Tattoos. Und genau das ist es, was sich Nils und Matei wünschen: Kundinnen und Kunden glücklich zu machen.
Sylvia ist glücklich über ihre neuen Tattoos. Und genau das ist es, was sich Nils und Matei wünschen: Kundinnen und Kunden glücklich zu machen. © Thora Meißner

INSTAGRAM: Nils: @trad_tatt und WhatsApp: 0176/83147625 Matei: @inkmachina Backyard: @backyard_tattooshop