Oeventrop/Frankfurt. René Hanses aus Arnsberg Oeventrop hat sein Hobby zum Beruf gemacht: Vom Segelflieger zum Lufthansa-Piloten. Wie das geht, erfahren Sie hier.

Startbahn 18 West, Flughafen Frankfurt Main: René Hanses aus Oeventrop hebt mit dem Airbus A 340 ab und zwar nicht als Passagier, sondern als Lufthansa-Pilot im Langstrecken-Dienst. Der 37-Jährige hat einen Traumjob, sein Arbeitsplatz liegt in 10.000 Metern Höhe über den Wolken.

New York, Rio, Tokio, er war schon fast überall auf der Welt und betrachtet sich diese am liebsten von oben, denn nichts ist für ihn schöner als das Fliegen. „Mein Sohn wusste bei der Einschulung bereits genau, was er werden wollte“, erinnert sich Papa Franz-Josef Hanses, der selbst Pilot ist, allerdings Ballonpilot. Mit 14 Jahren ging René zum ersten Mal in die Luft und zwar mit einem Segelflieger vom Flugplatz Oeventrop aus. 2002 wurde er Deutscher Meister und in den Jahren 2003, 2004, 2007 und 2014 Landesmeister im Segelfliegen der Junioren.

>>>Parken auf am Kirmesgelände in Hüsten<<<

Aus dieser Perspektive sieht Lufhansa-Pilot René Hanses die Welt am liebsten, wie hier letzte Woche über Grönland.
Aus dieser Perspektive sieht Lufhansa-Pilot René Hanses die Welt am liebsten, wie hier letzte Woche über Grönland. © privat

„Fliegen ist meine Leidenschaft, ich könnte mir keinen schöneren Beruf oder ein besseres Hobby vorstellen“, verrät er. Auch seine Frau Linda (31) hat er vor Jahren auf dem Segelflugplatz kennengelernt. Es scheint in der Familie Hanses kein anderes Thema zu geben - bis auf eines: Ballonfahren. Auch dafür sind die Hanses aus Oeventrop „Feuer und Flamme“.

Doch zurück zur Lufthansa: Zunächst stand die Ausbildung bevor. „Schon das Auswahlverfahren war sehr streng“, erinnert sich der heutige Co-Pilot. Im Fokus des Konzeptes der Lufthansa standen nicht unbedingt Bestnoten im Abitur, sondern Charaktereigenschaften wie Teamfähigkeit, Besonnenheit und ein ruhiges Wesen. “Das Bewerbungsverfahren bzw. Assessment-Center dauerte drei Tage lang“, sagt René. Dabei galt es verschiedenen Eignungstests zu bestehen „Als größte deutsche Fluggesellschaft verlangt die Lufthansa von den Bewerberinnen und Bewerbern viel und stellt hohe Ansprüche“, weiß auch Franz-Josef Hanses, der selbst gerne diesen Beruf ergriffen hätte. „Nur ein bis zwei Prozent erhalten schließlich die Chance auf eine Ausbildung.“

Das Wetter-Radar im Cockpit zeigt in den Wolken beispielsweise Gewitter an.
Das Wetter-Radar im Cockpit zeigt in den Wolken beispielsweise Gewitter an. © privat

Vor dem Karrierestart werden die Kandidatinnen und Kandidaten eingehend auf ihre Tauglichkeit geprüft. „Es wurden bei mir grundlegende Computerkenntnisse abgefragt, dazu Mathe, Physik und Englisch“, erinnert sich René. Auch Kurzzeitgedächtnistests und Kopfrechen-Aufgaben standen auf dem Programm. „Manche Aufgaben waren einfach unlösbar“, sagt René. Aber selbst das wäre ein Test gewesen. Die Prüferinnen und Prüfer wollten herausbekommen, wie sich René in Krisensituationen und in Niederlagen verhält.

Bei den persönlichen Gesprächen, die am zweiten und dritten Tag stattfanden, sei stets ein erfahrener Flugkapitän anwesend gewesen, „der uns genauestens unter dei Lupe genommen hat und beurteilen konnte, welcher Anwärter ins Team passt“, sagt René. Beim anschließenden Gesundheitscheck wurde er (im wahrsten Sinne des Wortes) auf „Herz und Nieren“. Dann hieß es Warten, bis er schließlich die ersehnte Zusage zur Ausbildung.

Blaulicht: Arnsberger mit Drogen erwischt

Als frischgebackener Pilot flog René zunächst Kurzstrecken. Nizza, Paris, London Madrid. „Alles, was über die Alpen ging, hat mir am meisten Spaß gemacht“, verrät er. Mittlerweile hat der 37-Jährige an die 10.000 Flugstunden hinter sich und fliegt, nach zwölf Jahren Kurzstrecke, seit Januar diesen Jahres Langstrecke. „Zurzeit noch als Co-Pilot, aber es wird nicht mehr lange dauern, bis René zum Kapitän befördert wird“, meint Papa Franz-Josef Hanses, der auch schon mal im Cockpit bei einem Flug seines Sohnes mitfliegen durfte. „Das war schon ein Erlebnis“, sagt er.

Kritische oder gar technisch gefährliche Situationen hat René Hanses auf seinen Flügen bislang noch nicht erlebt. „Alle sechs Monate proben wir im Simulator den Notfall, der mit unserem Alltag zum Glück nichts zu tun hat“, sagt der Pilot. Die Maschinen der Lufthansa seien nicht nur hochmodern, sondern quasi „unzerstörbar“. Gewitterwolken könnten gefährlich werden, aber auch diese seien mit Hilfe des Radargerätes „leicht zu durchschauen.“

René Hanses mit seinem Neffen Phil im Segelflugzeug auf dem Oeventroper Gelände.
René Hanses mit seinem Neffen Phil im Segelflugzeug auf dem Oeventroper Gelände. © privat

René Hanses hat in seinem Leben bislang alles geschafft, was er in die Hand genommen hat. Demnächst steht eine neue Herausforderung an: Er und seine Frau Linda bekommen ein Kind. Sie erwarten einen Sohn. Über dem Babybettchen kreist bereits ein Flugzeug-Mobile. Und auch seine beiden Neffen hat René schon für das Fliegen begeistern können. Er nimmt sie in seiner Freizeit regelmäßig mit zum Segelflugplatz. „Es gibt nichts Schöneres als zu fliegen“, meint er.