Arnsberg/Sundern. Nach Berichterstattung bezüglich der verunfallten Katze in Arnsberg: Tierärztinnen aus Sundern nehmen Stellung und erklären den Notrufring.
„Es tut mir aufrichtig leid, dass Balou sich bis zur endgültigen Erlösung noch so quälen musste“, teilt Dr. Christiane Klemt, Kreisstellenvorsitzende des HSK (Tierärztliche Kammer Westfalen-Lippe) mit, „Die Besitzerin hat zunächst pragmatisch und richtig gehandelt, indem sie den Kater in einen Wäschekorb gelegt hat.“
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Dennoch stößt ihr die Berichterstattung über den verunglückten Kater sauer auf, so dass sie sich gerne äußern möchte. „Mit dem Kater kann man aber durchaus den Weg in eine Klinik zurücklegen, zumal am nächsten Morgen, an dem die meisten hiesigen Praxen auch um 8 Uhr ihre Pforten öffnen, ein Transport in das bei Berufsverkehr ebenfalls circa eine Stunde entfernte Iserlohn stattfinden konnte. Zuzusehen, wie sich der Gesundheitszustand stetig verschlechtert, ist für mich nicht nachvollziehbar.“
Die Tierärzte im Hochsauerlandkreis hätten einen gut funktionierenden Notdienstring gegründet, der wochentags von 18 bis 22 Uhr und an den Wochenenden sowie feiertags von 8 bis 22 Uhr erreichbar sei. „Eine nächtliche Notdienst-Nummer für ‘absolute Notfälle’ kann nicht realisiert werden“, so die Tierärztin.
Notdienst für Kleintiere bis 22 Uhr
Die Anrufe bis 22 Uhr zeigten bereits, dass Tierbesitzer diese Rufnummer häufig auch nur für eine Beratung in Anspruch nehmen würden. Zudem fordere das Arbeitszeitschutzgesetz eine Ruhezeit von mindestens elf Stunden zwischen zwei Schichten (somit auch zwischen nächtlichem Notdienst und regulären Öffnungszeiten).
Freiwilliger Notfallring in Arnsberg/Sundern
Die regionale Notdiensttelefonnummer lautet:
0151 / 700 459 28.
Werktags von 18 bis 22 Uhr, samstags 12 bis 22 Uhr und sonntags 8 bis 22 Uhr steht Ihnen der von den hiesigen Tierärzten gegründete Notfallring zur Verfügung. Eine nächtliche Notdienst-Telefonnummer für „absolute Notfälle“ könne nicht realisiert werden.
Die nächste Klinik mit 24-Stunden-Dienst ist die Tierklinik Anicura in Recklinghausen. Telefon: 02361/9045980.
Für Praxisinhaber selbst gelte diese Regelung nicht, jedoch müssten auch sie morgens wieder für ihre Klientel arbeitsfähig sein, was bei nächtlichen Anrufen und Einsätzen nicht gewährleistet sein könne.
Zudem weist sie aber auch darauf hin, dass der abendliche Notdienst, der mit der Unterstützung von tiermedizinischen Fachangestellten sichergestellt werden müsse, nicht kostendeckend sei. Dieses Angebot sei daher eine Freiwilligkeit der hiesigen Tierärzteschaft.
Niemand weist Tiere ab
Eine weitere Tierärztin ist schlicht sauer. „Bei mir stehen auch nachts Leute an der Tür – zu Hause“, sagt sie, „Ich muss dann mit ihnen zur Praxis laufen – aber wegschicken würde ich sie nicht. Auch nicht an Weihnachten oder Silvester. Oft genug gehabt.“ Sie fragt sich, wieso man die Katze des Nachts rausgelassen hätte – warum man nicht vorausschauend handele. „Man hätte auch mit dem Taxi in die Tierklinik fahren können.“
Insgesamt ist sie der Meinung, dass man sich nur dann ein Tier anschaffen solle, wenn man auch finanziell für dieses aufkommen könne. Alle Eventualitäten inbegriffen. Und dazu gehöre eben auch eine eventuelle Auto- bzw. Taxifahrt nach Recklinghausen in die Tierklinik. Ihr falle auch auf, dass sich viele Menschen „nicht richtig“ um ihr Tier kümmerten und letztendlich dann von Tierarztpraxen erwarteten, dass diese es „ausbügeln“.
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Letztendlich verstünde sie die Situation der betroffenen Familie – und diese täte ihr auch leid. Aber Tierärztinnen und Tierärzten dafür „die Schuld“ zu geben, sei falsch. Vielmehr sei ja auch derjenige nicht zu vergessen, der das Tier angefahren und einfach liegengelassen habe – dieser sei der erste Ansprechpartner für die verständliche, aber falsch gerichtete Wut.