Hüsten. Bessere Frauenhauszugänge für Gewaltbetroffene Frauen: Das Frauenhaus Arnsberg unterstützt die Kampagne #RaufDiePlätze. Verena L. erklärt Lage.

„Es ist einfach ein tolles Gefühl, die Frauen zu unterstützen, für sie da zu sein“, sagt Verena Lübke, „auf der anderen Seite kann der Beruf aber manchmal auch frustrierend sein - wenn wir Frauen ablehnen müssen.“

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Sie ist seit 2021 Sozialarbeiterin im Frauenhaus Arnsberg, arbeitet tagtäglich mit Frauen und Kindern, die Gewalt erfahren haben und aufgrund einer enorm hohen Gefahrenlage die Anonymität des Frauenhauses nutzen müssen.

„Ich habe damals mit einem freiwilligen sozialen Jahr in einem anderen Frauenhaus begonnen“, sagt sie, „habe dann Soziale Arbeit studiert und bin wieder ins Frauenhaus gegangen.“ Sie liebt ihre Arbeit, das Gefühl, einer Frau die nötige Unterstützung gegeben zu haben, damit diese in ein neues, selbstbestimmtes und vor allem gewaltfreies Leben ziehen kann - mit oder auch ohne Kinder. Dass jedoch nicht für alle betroffenen und schutzbedürftigen Frauen in den Frauenhäusern in NRW aufgenommen werden können, belastet sie. „Es ist ein schreckliches Gefühl, jemanden am Telefon abweisen oder weiterschicken zu müssen.“

Arnsberger Frauenhaus unterstützt Kampagne

Die Kampagne #RaufDiePlätze der Landesarbeitsgemeinschaft Autonomer Frauenhäuser NRW e.V. (LAG) soll das Thema in die Mitte der Gesellschaft rücken. „Es enttabuisieren“, meint Verena Lübke. Erst kürzlich zog das Frauenhaus Arnsberg in neue Räumlichkeiten. „Das freut mich sehr“, sagt die Sozialarbeiterin, „denn wir können nun elf Frauen eine Schutzunterkunft bieten, nicht nur acht.“

Dennoch gebe es in ganz NRW zu wenige Plätze. Viele Frauenhäuser seien zudem nicht barrierefrei und zuletzt müssten Frauen sogar aufgrund mangelnder Finanzierungslage selbst für die Unterbringung zahlen, da es keine bundesweite pauschale Frauenhausfinanzierung gebe. Das Frauenhaus Arnsberg werde mit Mitteln des Landes, des Hochsauerlandkreises und auch der Stadt Arnsberg gefördert. „Trotzdem sind wir auf Spenden angewiesen, um beispielsweise auch mal Ausflüge mit den Kindern zu unternehmen“, so Verena Lübke.

So teuer ist ein Platz im Frauenhaus Arnsberg

Mit diesen Geldern werden neben den Unterbringungskosten natürlich auch die Personalkosten gezahlt. Neben Verena Lübke arbeitet noch eine weitere Sozialarbeiterin im Frauenhaus Arnsberg.

Zwei weitere Stellen dienen der Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen. Auf der Webseite www.raufdieplaetze.de veröffentliche die LAG ein Rechenbeispiel, wonach 173 Tage bei einem Eigenanteil von 47 Euro je Tag für drei Personen einen Betrag von 24.393 Euro ausmachen würde. Die Eigenanteile schwanken je Frauenhaus unter 20 Euro bis 100 Euro. Steht der betroffenen Frau mit oder ohne Kindern keine finanzielle Unterstützung durch das Jobcenter oder Ähnlichem zu, muss sie die entsprechenden Unterbringungskosten selbst bezahlen.

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Viele Menschen wüssten oft nicht, dass Plätze im Frauenhaus für die Betroffenen Geld kosten, dass es nicht ausreichend Plätze gibt oder andere Zugangshürden, wie zum Beispiel fehlende Barrierefreiheit. Der Zugang zu den sicheren Frauenhäusern bliebe dann für Frauen und Kinder verschlossen. Verena Lübke unterstützt daher mit Leib und Seele die Kampagne und wünscht sich, dass sie viele Menschen erreichen kann, die sich über die derzeitig prekäre Situation informieren und sich mit den Frauenhäusern solidarisieren. „Ich fände es super, wenn viele Menschen die Petition unterschreiben und teilen“, sagt sie, „letztendlich wird diese dann der Bundesfamilienministerin Lisa Paus vorgelegt.“

Jede vierte Frau erfährt Gewalt

Warum die Öffentlichkeitsarbeit für Verena Lübke so wichtig ist? In Deutschland wird jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben Opfer von physischer oder auch sexualisierter Gewalt. Jede vierte Frau mindestens einmal Opfer körperlicher oder sexualisierter Gewalt durch ihren aktuellen oder früheren Partner.

So können Sie selbst mitmachen und die Frauenhäuser unterstützen

Fast alle Frauenhäuser in NRW stellen Tagessätze in Rechnung, die zwischen 20 und 100 Euro variieren und bei Anspruchsberechtigung von Sozialhilfeträgern übernommen werden können. Frauengruppen ohne Sozialleistungsanspruch – Rentnerinnen, Studentinnen, Auszubildende, Frauen mit prekärem Aufenthaltsstatus etc. – können sich oft keinen Platz im Frauenhaus leisten.

Vom Weltfrauentag am 8. März bis zum internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am 25. November werden die Autonomen Frauenhäuser NRW unter dem Hashtag #RaufDiePlätze in einer Kampagne für die Solidarität der breiten Öffentlichkeit und die verlässliche Finanzierung der Frauenhausarbeit durch die Politik werben.

Frauenhäuser bieten Frauen und Kindern Schutz vor Gewalt. Nicht alle Frauen können diesen Schutz in Anspruch nehmen:

- Frauenhausplätze kosten Geld,

- Häuser oft nicht barrierefrei,

- es gibt zu wenig Plätze.

#RaufDiePlätze ist eine Initiative der LAG.

Das Mitmachen ist einfach:

- Petition unterschreiben;

- Petition teilen;

- Unterstützung zeigen.

Informationen unter:

https://raufdieplaetze.de/

mitmachen/

Neue Telefonnummer des Frauenhauses Arnsberg: 02932/9009440.

Mehr als 100 Frauen sterben jedes Jahr durch die Hand ihres Partners oder Ex-Partners. Das BKA registrierte im Jahr 2021 rund 146.650 Fälle von körperlicher und psychischer Gewalt, von Nötigung bis zur Körperverletzung und mehr. Zu 90 Prozent sind die Opfer dieser Gewaltausbrüche Frauen. Gestorben sind allein 2021 113 Frauen (und 14 Männer) durch Gewalt, die durch den Partner bzw. die Partnerin ausgeführt wurde. „Diese Zahlen sprechen für sich“, meint Verena Lübke, „Frauenhäuser brauchen mehr Plätze.“