Arnsberg. Einblicke in die Arbeit des Zentrums für Wald und Holzwirtschaft NRW in Arnsberg. Wissenstransfer und Praxis

Mit einer kleinen Anekdote erklärt Dr. Bertram Leder das Umdenken in der Bewirtschaftung und Pflege des Waldes im Vergleich zwischen heute und vor einigen Jahrzehnten. „Wenn man früher in einem Fichtenwald eine einzelne Birke weiß leuchten sah, sagte man, dass der dafür zuständige Förster seinen Wald nicht im Griff habe. Denn die Birke wurde als forstliches Unkraut angesehen.“

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Mittlerweile habe ein Sinneswandel eingesetzt. „Natürlich hat der Borkenkäferbefall der heimischen Fichtenwälder viel dazu beigetragen“, sagt der Leiter des Zentrums für Wald und Holzwirtschaft. Der gebürtige Lübecker wuchs in Lippstadt auf und lenkt seit nunmehr vier Jahren die Geschicke des Zentrums. Die Zeiten solcher Monokulturen seien vorbei, vielmehr gelte es jetzt, auf Mischwälder zu setzen.

Vier Standorte

Das Zentrum für Wald und Holzwirtschaft mit Sitz in Arnsberg und Standorten in Neheim, Olsberg und Gummersbach ist eine Organisationseinheit des Landesbetriebs Wald und Holz NRW – verbindet Forschung, Wissenstransfer und praktische Arbeit. Zugleich ist das Zentrum neben den Bereichen Verwaltung, Staatswald, Privat- und Körperschaftswald sowie Hoheit eine von fünf Fachabteilungen der Institution.

Nach solchen Vorgaben sollen Flächen wieder aufgeforstet werden. Die Namenskürzel repräsentieren verschiedene Baumarten. DGL steht für Douglasien, KTA bedeutet beispielsweise Küstentanne, VKI soll Vogelkirsche bedeuten. Unter Bu versteht man Buchen.
Nach solchen Vorgaben sollen Flächen wieder aufgeforstet werden. Die Namenskürzel repräsentieren verschiedene Baumarten. DGL steht für Douglasien, KTA bedeutet beispielsweise Küstentanne, VKI soll Vogelkirsche bedeuten. Unter Bu versteht man Buchen. © Eric Claßen

Bei einem Gang durch den Arnsberger Wald erklärt Leder, welche Aufgabe seine Einrichtung von Arnsberg aus für ganz NRW übernimmt. „Wir arbeiten eng mit den 16 Regionalforstämtern zusammen“, sagt er, während wir über den Waldboden laufen. Insgesamt sechs Abteilungen gilt es als Leiter des Zen­trums zu koordinieren, darunter zum Beispiel das Forstliche Bildungszentrum, welches sich derzeit in Neheim befindet.

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„Im Bereich der forstlichen Fort- und Weiterbildung klären wir die Besitzerinnen und Besitzer von Privatwald darüber auf, was sich alles verändert. Nehmen wir zum Beispiel die Folgen des Borkenkäferbefalls. Dadurch, dass große Flächen an Fichten geschlagen werden mussten, liegt das Holz gestapelt an den Waldrändern und wartet darauf, abtransportiert zu werden. Wir geben Tipps, wie man es unter Folien lagern kann, bis der Abtransport erfolgt, zeigen aber auch Nachteile auf“, sagt Dr. Leder.

Insgesamt gebe es im gesamten Bundesland Nordrhein-Westfalen derzeit Kahlflächen von 142.000 Hektar. Das ist mehr als die Hälfte der Gesamtfläche des Saarlands. So etwas wird jedes Jahr durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Abteilung für Großrauminventur beobachtet. Diese Abteilung wiederum untersteht der sogenannten Waldplanung.

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Und diese Waldplanung wird immer wichtiger. „Wir müssen uns frühzeitig Gedanken darüber machen, welche Baumarten wir neu anpflanzen – und wie wir Flächen mit einer Mischung aus verschiedenen Arten aufforsten und möglichst klimaresilienter aufstellen.“ Durch die Standortskunde werde ermittelt, welcher neue Baum wo gepflanzt werden könne. „Längst denken wir dabei nicht nur an die bekannten heimischen Baumarten. Man pflanzt mittlerweile auch schon Zedernarten wie Libanon- und Atlaszedern, die in Südfrankreich erfolgreich wachsen und weniger Wasser benötigen als unsere heimischen Arten. Auch mit Platanen, die man im Mittelmeer-Raum antrifft, gibt es Versuche“, so Leder.

Vier verschiedene Arten

Sogenannte Pionierbaumarten wie Birken, Lärchen oder Vogelbeeren wachsen im Wald der Zukunft Seite an Seite mit Wildbaumarten wie Kirsche und Elsbeere, der klassischen Eiche und eben den Bäumen aus anderen Teilen der Erde, so zum Beispiel der orientalischen Buche. „Wir versuchen auf jeder Fläche mindestens vier verschiedene Arten anzupflanzen“, berichtet der Experte Bertram Leder und zeigt auf ein kleines Waldstück, in dem verschiedene Arten nebeneinander aufwachsen. Man brauche dabei viel Geduld. Erkenntnisse für die Zukunft lägen erst in Jahren, eher in Jahrzehnten vor.

Birken, Kastanien und Tannen werden nebeneinander hochgezogen.
Birken, Kastanien und Tannen werden nebeneinander hochgezogen. © Eric Claßen

Ein solcher Gang durch den Wald, wie er ihn mit mir an diesem Tag vornimmt, findet für den Diplom-Forstwirt längst nicht so häufig statt, wie er es sich wünschen würde. „Ich habe viel administrative Arbeit zu erledigen. Das funktioniert im Arnsberger Büro besser als im Arnsberger Wald“, berichtet er schweren Herzens. Alle 14 Tage habe er aber am Freitag nach Möglichkeit einen festen Termin, bei dem es für ihn hinein ins Grüne gehe.

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Die übrige Zeit kümmere er sich um das immer wichtiger werdende Personalmanagement: „Auch wir haben Fachkräftemangel!“ Anfragen aus dem Düsseldorfer Landesministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz wollen ebenso beantwortet werden wie die Haushaltsmittel verwaltet.

„Nach zwei Wochen Urlaub habe ich 800 neue E-Mails im Postfach“, gibt Bertram Leder Einblicke in seinen Arbeitsalltag. Natürlich sei er dafür in seiner Freizeit so oft es ginge im Wald.

Fördermittel einsammeln

Auch bei der Akquise von Dritt­mitteln sei man in Arnsberg aktiv. Dafür arbeite man mit den einzigen drei forstlichen Universitäten und Hochschulen in Deutschland zusammen, die sich in Dresden, Göttingen und Freising befinden. Hinzu kämen Kooperationen mit forstlichen Versuchsanstalten, beispielsweise in Bayern und Baden-Württemberg. Aktuell würden dadurch rund fünf Millionen Euro an Drittmitteln eingesammelt, die man wiederum zur Finanzierung von Projekten verwende.

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Insgesamt verfolgt das Zentrum für Wald und Holzwirtschaft einen ganzheitlichen Blick auf das Geschehen. Dazu gehört – wie man es im Namen schon lesen kann – auch der wirtschaftliche Aspekt der Waldnutzung. „Die sogenannte Kaskadennutzung steht dabei im Vordergrund. Wie kann man das Holz des gefällten Baumstamms beispielsweise für mehrere Produkte wiederverwenden? Zuerst wird er zum Möbelstück, später wird er recycelt zur Palette oder zum Verpackungsmaterial und zuletzt wird er als Brennmaterial verwendet.“ Auch hier sei ein bewussterer Umfang mit der Thematik erkennbar.