Arnsberg. Grüne Dächer, Aufforstung und natürliche CO²-Speicher - das sind die Werkzeuge, mit denen die Stadt Arnsberg eine Umweltwende herbeiführen möchte

2021 wurde die Stadt Arnsberg mit dem Label „Stadtgrün naturnah“ in der höchsten Stufe – Gold – ausgezeichnet. Mit dem Label, vergeben vom Bündnis für biologische Vielfalt und Deutscher Umwelthilfe, werden Städte ausgezeichnet, die sich zur naturnahen Grünflächenplanung und -pflege verpflichten und sich dafür engagieren.

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ONLINE WP Arnsberg Klimaneutrale Stadt Umweltwende © funkegrafik nrw | Anna Stais

Projekte in der Grünflächenplanung, wie Natur-Erlebnis-Raum, Anlage von naturnahen Außengeländen an Kitas und Schulen sowie Pflanzung von heimischen Wildstauden und Ansaat von Blühflächen bei allen Neugestaltungen im Freiraum, wie z.B. Campus Eichholz sowie für die Umwandlung des Möhne­friedhofs zu einer naturnahen Blühfläche gaben damals den Anlass.

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Um die Ziele des Fahrplans zur klimaneutralen Stadt zu erreichen, reicht diese Auszeichnung jedoch nicht aus. Die „Umweltwende“ beschäftigt sich daher mit der Kompensation nicht vermeidbarer Emissionen (Autoabgase und Co.) sowie der Aufnahme solcher Emissionen durch natürliche CO2-Speicher (Wälder, Moore und nachhaltige Landwirtschaft). Die vier Schwerpunkte in diesem Handlungsfeld sind „Stadt als Vorbild“, „Grüne Infrastruktur zur CO2-Bindung“, „Technische Systeme zur CO2-Kompensation und -Speicherung“ sowie „Biodiversität schützen“.

Grüne Senken in Arnsberg

Allerdings liegt hier aktuell lediglich eine Start-Aktivität im Vordergrund, deren Ziel es ist, „Grüne Senken“ im Stadtgebiet zu identifizieren und deren CO²-Bindungspotenzial zu ermitteln. „Dabei zielt die Umweltwende darauf ab, nicht vermeidbare Emissionen zu kompensieren und soll damit erst verstärkt angestoßen werden, wenn im laufenden Monitoring- und Controlling-Prozess diese Emissionen, inklusive Menge und Quelle, sichtbar werden“, teilt Ramona Eifert, Pressesprecherin der Stadt Arnsberg, auf Anfrage mit.

Und dennoch würden bereits die unterschiedlichsten Ideen und Aktivitäten vorangetrieben, so zum Beispiel die sogenannten „Leitlinien Grün“ und „Leitlinien Wasser“, die voraussichtlich Ende des Jahres in die politischen Gremien zur Beschlussfassung eingebracht werden. Weitere Themen, wie die Analyse und Inwertsetzung unterschiedlicher Ökosystemleistungen, zahlten ebenso auf die Umweltwende ein.

„So wird der Waldmonitor, Smart City- Projekt und eines der zentralen Instrumente der unter der Umweltwende beschriebenen Start-Aktivitäten, in den nächsten Wochen vorgestellt“, so die Stadt Arnsberg, „dieser ist in der Lage, durch die Auswertung von Satellitendaten verschiedene Eigenschaften des Waldes in Arnsberg zu überwachen und dessen CO2-Speicherung („Senkenfunktion“) abzuschätzen.“

All diese Ideen wie auch die anderen „Wenden“ setzen jedoch Geld und Personal voraus. Wie finanziert sich das Ziel? Und wer kümmert sich darum? Für die anstehenden Haushaltsberatungen zum Doppelhaushalt 2024/2025 werde der Bedarf von bis zu zusätzlichen neun Stellen (hier eventuell auch geförderte Stellen) und zusätzlichen Sach­mitteln von bis zu einer halben Million Euro jährlich bis 2025 angenommen. Hierüber müsse der Haupt- und Finanzausschuss beraten, sowie der Rat der Stadt Arnsberg beschließen.

Finanzierung noch nicht klar

In der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am 14. August sei die hierzu erstellte Ergänzungsvorlage (kurzelinks.de/100-2023-E) auf den nächsten Sitzungslauf verschoben worden. Damit bleibe Zeit, die Startaktivitäten auch im Klimaschutzausschuss am 30. August vorzustellen. Dass dies alles ausreiche, um die Klimaziele 2030 zu erreichen, sieht die Stadt Arnsberg nicht. Vielmehr bedürfe es in den kommenden Jahren weiterer Kraftanstrengungen und zusätzlicher Maßnahmen, um den Kurs eines klimaneutralen Konzerns bis 2030 einzuhalten.

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Bei den nun anstehenden Diskussionen und Entscheidungen zu den einzelnen Maßnahmen muss daher beachtet werden, dass Veränderungen am „Gesamtpaket“ der Start-Aktivitäten durch ein Herausstreichen oder Hinzufügen einzelner Maßnahmen hinsichtlich ihrer Gesamtwirkung dazu führen kann, dass die ursprünglich gewünschte Anschubwirkung nicht erzielt wird. Daher soll im Anschluss an eine politische Entscheidungsfindung eine abschließende gutachterliche Bewertung erfolgen.

Die vier Handlungsfelder für die Stadt Arnsberg

Die Stadt als Vorbild

Vor dem Hintergrund der Vorbildwirkung des Konzerns gegenüber der Stadtgesellschaft komme der Förderung der Grünen Infrastruktur sowie dem Schutz der Biodiversität durch den Konzern eine bedeutende Rolle zu. Dabei gelte es insbesondere den direkten Einfluss der Stadt auf die eigenen Grün- und Freiflächen im Rahmen der Stadtentwicklung und -planung zu nutzen. Darüber hinaus sollte der Konzern als gutes Beispiel vorangehen und natürliche CO²-Speicher technischen Speichern vorziehen. Dafür soll die Biodiversität auf städtischen Flächen gefördert und die Grüne Infrastruktur auf städtischen Flächen als potenzielle Treibhausgassenke geschützt und ausgebaut werden.

Grüne Infrastruktur

Dieser Handlungsschwerpunkt umfasst den Erhalt und die Ausweitung von Flächen, die von der Art ihrer Nutzung her Kohlenstoff aus der Atmosphäre dauerhaft in Biomasse und Böden speichern können. Grüne Infrastruktur umfasst dabei in erster Linie Waldflächen, landwirtschaftliche Flächen sowie Grün- und Erholungsflächen. Maßnahmen sind die Aufforstung der Waldbestände und der Schutz von natürlichen CO²-Senken.

Technische Kompensation

Um das Ziel der Treibhausgasneutralität zu erreichen, müssten jedoch zusätzlich Maßnahmen zur Kompensation unvermeidbarer Emissionen berücksichtigt werden. Technische Potenziale zur CO2-Kompensation und Speicherung zu identifizieren und entsprechende Konzepte zu entwickeln stünden im Mittelpunkt dieses Schwerpunktes.

Biodiversität schützen

Durch den Klimawandel würden auch die Natur und Ökosysteme zunehmend belastet. Einheimische Tier- und Pflanzenarten könnten sich häufig durch die schnelleren Änderungen in lokalen Ökosystemen nicht in ausreichendem Maße anpassen, was für viele Arten existenzbedrohlich sein könne. Schädlich für Mensch und Tier. In diesem Handlungsschwerpunkt stehen daher der Erhalt und der Schutz der Biodiversität mit Mittelpunkt.