Neheim. Schöne Feiern, bewegende Momente, stolzer Festzug und spürbares Mitgefühl beim so tragisch begonnenen Jägerfest 2023.
Allen tragischen Umständen zum Trotz feierte der Jägerverein am Wochenende einen in jeder Hinsicht gelungenen Festauftakt.. „Wir haben ganz viel richtig gemacht“, sagt Jäger-Oberst Heinrich Veh am Sonntagabend, „leider kann bei uns darüber keine richtige Freude aufkommen“. Die Jäger schafften aber den Spagat zwischen Volksfest-Durchführung und immer wieder der richtigen Tonalität.
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Mit einem bewegenden ökumenischen Gottesdienst im „Sauerländer Dom“ startete offiziell der Neheimer Jägerverein nach fünf Jahren Pause in sein Hochfest. Der Gottesdienst wurde von den Pastören Raphael Steden (katholisch), Dr. Udo Arnoldi und Pfarrerin Larissa Hachmann-Figgen (evangelisch) gehalten. Schon der Einzug der Fahnen war bewegend, als der Musikverein Herdringen das Lied „1492 Conquest of Paradise“ unter Leitung von Dirigentin Theresa Guntermann gespielt hat. Musikverein und Rainbow-Gospel-Chor sowie Martin Danne an der Orgel begleiteten den Gottesdienst musikalisch. Die Kollekte bekommt der „Sternenweg – Ambulanten Hospizdienst für Kinder, Jugendliche und Erwachsene“ - das war schon vorher ein ausdrücklicher Wunsch des nun um ihre am Freitagmorgen plötzlich verstorbene Tochter trauernden Königspaares Sonja Beringhoff und Ingo Kulling gewesen. Jägeroberst Heinrich Veh bat um reichliche Unterstützung. „Das war die beste Messe zum Fest, die ich je erlebt habe“, so Heinrich Veh, „alle haben die richtigen Worte gefunden“.
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Am Fresekenhof war schon der Jägerstern auf die Stange gesetzt und der „Große Zapfenstreich“ wurde vom Spielmannszug Voßwinkel (Tambourmajor Sebastian Jochheim) und dem MusikvereinHerdringen gespielt. Nun wurde das neue Kinderkönigspaar ermittelt. Rund 60 Jägerkinder versuchten in der Vorrunde ins Finale zu kommen. 27 Kinder kamen in das Finale Sternwerfen. Da holte der achtjährige Theo Kossmann mit einem kräftigen Wurf den Kinderstern von der Stange. Die Kinderkompanie-Verantwortlichen Annina Haunert, Katharina Rose und Kristina Ley halfen bei der Auswahl der Kinderkönigin. Es ist Ida-Marie Schulte (8). Mit der Kinderkompanie ging es ins Festzelt, wo das Kinderkönigspaar zum ersten Mal offiziell proklamiert wurde.
Von Jägeroberst Heinrich Veh, Adjutant Udo Blume und Lea Polklesener wurden noch die Jugendkönigspaare, die in den letzten fünf Jahren ihr 25-jähriges Jubiläum gefeiert haben, geehrt. Das waren Nicolai Meier und Kathrin Betten (geb. Baukmann) in 1994; Stefan Lutze und Christina Jansen (geb. Schäfer) in 1996; Matthias Baukmann und Judith Knabe in 1998; Markus Sabel und Juliane Dieckstall (geb. Veh) in 1994; Felix Greis und Vanessa Kulik in 1996; Kilian Lutze und Theresa Veh in 1998.
Bereits am Bayerischen Abend am Freitag war nach einem emotionalen Auftakt Stimmung aufgekommen. Als Glücksgriff erwiesen sich dann am Samstagabend im Festzelt die „Amigos“ als sauerländischer Party-Garant. „Diese Band hat viele Menschen im Festzelt gehalten - hier haben Alt und Jung wie erhofft zusammengefeiert“, bilanziert Oberst Heinrich Veh.
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Leicht blieb alles trotzdem nicht. „Der Gang zur Kompanie des Königs war am Sonntagmorgen ein schwieriger“, erzählt der Oberst. Das Kompanietreffen war kurzfristig aus dem Garten des Königs in das „Haus der Jäger“ in der ehemaligen Synagoge verlegt worden.
Der große Festzug durch Neheim am Sonntagnachmittag war dann der vorläufige Höhepunkt des in diesem Jahr unter dem tragischen Stern des plötzlichen Todes der 19-jährigen Tochter des Königspaares stehenden Jägerfestes. Es war der Wille des Königspaares, dass das Fest trotz aller Umstände wie geplant gefeiert wird. „Da sind wir auch sehr dankbar für und zollen dem Königspaar ganz viel Respekt, sonst hätte es die Entscheidung noch schwieriger gemacht“, so Heinrich Veh.
Und so säumten beim herrlichem Sommerfest fast 20.000 Zuschauer die Neheimer Straßen und jubelten den Musikgruppen und Delegationen der verschiedenen Schützenbruderschaften zu. Der Festzug nahm an der Goethestraße seinen Anfang, nachdem zuvor der Tanz der Neheimer Quadrille durch den Hofstaat des Jägervereins ein traditioneller Höhepunkt gewesen war. Über mehr als einen Kilometer lang war der Festzug über Goethestraße, Langen Wende, Bexleyplatz, Engelbertstraße, Apotheker- und Möhnestraße und Mendener und Burgstraße. Dort wurde die Parade abgenommen, ehe es zurück ins Festzelt geht.
Das Neheimer Schützenkönigspaar Susanne Ostermann und Marco Reffelmann vertrat Neheim als Regentenpaar im Festzug. Die Schützenkönigin war in einem schwarzen Kleid gekommen. Die Neheimer Jäger hatten Trauerflor an den Fahnen getragen. Den Gästevereinen aus Neheim, Voßwinkel, Hüsten, Bachum, Niederense, Moosfelde, Höingen, Wennigloh und der Bürgerschützen Arnsberg blieb das freigestellt. „Wir haben unheimlich viel Zuspruch und Unterstützung von den Vereinen bekommen“, bedankt sich Heinrich Veh.
Im Zug spielten vier Fanfarenzüge, zehn Musikkapellen und sechs Spielmannszüge. Die Jäger selber waren mit rund 450 Aktiven im Festzug - inklusive Kinderkompanie, Hofstaat und Orchester. „An den Straßen war auch richtig viel los. Ich habe lange nicht mehr so viele Zuschauer erlebt“, stellt Jäger-Sprecher Frank Beilenhoff am Sonntagabend fest.
Ein Fest, das aufgrund der Tragödie herausfordernder sein sollte als es sich Oberst Heinrich Veh je hätte träumen lassen, geht heute in Neheim zu Ende. „Nach dem Fest richtet sich unser aller Blick dann auf das dann alte Königspaar“, blickt Heinrich Veh nach vorne, „dann werden wir schauen, wie wir beide unterstützen und auf dem Weg zurück helfen können“.