Arnsberg. Marianne „Mariänneken“ Levermann ist seit einem halben Jahrhundert Krankenschwester im Marienhospital.

Sie mag die dienstälteste Mitarbeiterin im Arnsberger Marienhospital sein – doch ans Aufhören denkt Krankenschwester Marianne Levermann, geb. Hauhoff, noch nicht – und zieht nach 52 Jahren Tätigkeit am Nordring ins Johannes-Hospital nach Neheim um. Denn solange ihr der Beruf noch Spaß macht, will sie weitermachen.

Ein Rückblick auf mehr als ein halbes Jahrhundert Arbeitsleben: „Am 1. August 1971 fuhr ich mit meiner Mutter Josefa mit dem Bus von Linnepe nach Arnsberg, um am städtischen Krankenhaus eine hauswirtschaftliche Lehre zu beginnen.“ Küchenschwester Brunhildis habe sie in Empfang genommen und den Arbeitsbereich und die Unterkunft im Schülerwohnheim gezeigt. Das Ganze habe nur eine Viertelstunde gedauert, dann sei ihre Mutter wieder nach Hause gefahren.

„Tags darauf war ich morgens um 7 Uhr mit Küchenhilfe Hedwig in der Backstube eingesetzt und wir sollten 25 Marmorkuchen zubereiten“, erinnert sich „Mariänneken“, wie sie fortan bis heute genannt wird, an ihren ersten Einsatz. Eine konkrete Anweisung habe es nicht gegeben: „Wie man einen Marmorkuchen backte wurde mir von Hedwig einmal gezeigt, dann musste ich das können.“

Den ganzen Tag in der Küche

Die Stationen der kommenden Tage seien die Puddingtheke und der Dampfgartopf sowie die Spülküche und die Schälstube gewesen. 1971 gab es noch, wie damals auch im Pflegedienst üblich, den so genannten Teildienst: „Wir waren praktisch bis auf ein paar Freistunden von morgens bis abends in der Küche.“ Erst zwei Jahre später sei der Schichtdienst eingeführt worden, was eine enorme Entlastung gewesen sei.

Im Sommer 1973 war die Lehre in der Krankenhausküche beendet: „Ich wollte anschließend Wirtschafterin werden, um später in einem Hotel arbeiten zu können.“ Aber die Küchennonne habe ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht: „Du wirst keine Wirtschafterin, du wirst Krankenschwester“, habe der unmissverständliche Befehl gelautet, und: „Kochen kannst du noch zu Hause dein ganzes Leben lang.“

Dieses alte Foto zeigt Marianne (damals noch Hauhoff, links) 1971 in der Krankenhausküche.
Dieses alte Foto zeigt Marianne (damals noch Hauhoff, links) 1971 in der Krankenhausküche. © WP | Wolfgang Becker

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In ihren Heimatort Linnepe habe sie nur alle 14 Tage am Wochenende fahren können. „Meine Eltern hatten kein Auto und kein Telefon, so dass ich ihnen meine Zukunftspläne erst beim nächsten Besuch erzählen konnte.“ Zu Hause habe es bezüglich der neuen Berufswahl aber nicht viel zu diskutieren gegeben, denn Vater Franz habe sofort gesagt: „Wenn Schwester Brunhildis sagt, du wirst Krankenschwester, dann wirst du auch Krankenschwester.“ Drei Monate sei sie dann von Oberin Sr. Borromäa im Säuglingszimmer eingesetzt worden und am 1. Oktober 1973 begann die Ausbildung in der Krankenpflege. Die Kleiderordnung für die Krankenpflegeschülerinnen war streng geregelt: „Das Kittelkleid durfte nicht kürzer als ein Handbreit unterm Knie sein und auch die Schwesternhaube musste immer korrekt sitzen.“ Das sei jeden Morgen von der Schulschwester akribisch vor Ort kontrolliert worden.

An ein für die jetzige Zeit undenkbares Erlebnis am Ende des ersten Lehrjahres (Unterkurs) erinnert sich „Mariänneken“ noch, als sei es kürzlich gewesen: Im Gynäkologischen Operationssaal habe sie bei einem Kaiserschnitt instrumentieren sollen. „Das kann ich nicht“, habe sie gesagt, aber OP-Schwester Erika meinte: „Stell dich gescheit an, schau zu und denke mit, dann wird’s schon klappen.“ Und es hat geklappt, und obwohl ihr in dieser Situation etwas mulmig zumute war, sei sie heute dankbar, durch diese manchmal etwas raue Schule gegangen zu sein. „Wir wurden nicht gefragt ‚kannst du das?‘, wir mussten einfach machen.“

Die drei Jahre Lehre seien eine schöne Zeit gewesen. „Wir haben viel gelernt, aber abends öfters auch Arnsberg unsicher gemacht“, erinnert sich Marianne an Frühschichten, in denen sie schon mal ein wenig „müde“ gewesen sei. Beliebte Lokale seien damals die legendäre „Tenne“ an der Rumbecker Straße und die Diskothek in der „Börse“ am Alten Markt gewesen. Aber auch auf den Fluren des Wohnheims sei es schon mal heiß hergegangen. Schulschwester Amabilies, die im Untergeschoss von „Haus Hildegard“ wohnte, durfte davon natürlich nichts mitkriegen.

„Nach dem Examen habe ich erst fünf Jahre auf der Privatstation von Prof. Dr. Otto Neu gearbeitet, danach auf Station Eins bei der legendären Schwester Beate, die allerdings keine Ordensfrau war und es unter den vielen Ordensschwestern nicht immer leicht hatte.“

Umzug auf „die Sechs“

Vor einigen Jahren wurden die Stationen gemischt belegt und Marianne Levermann zog auf die Station Sechs um.

Nach 52 Jahren im Beruf folgt jetzt nochmal ein Umzug, und zwar ins Johannes-Hospital nach Neheim. Ein mutiger Schritt, aber die fast 67-Jährige, die seit dem Renteneintritt noch ein paar Stunden als Krankenschwester arbeiten wollte, hat immer noch Spaß im Job. „Ich bin aber auch abgeklärter geworden und mache nicht aus jeder Kleinigkeit ein Drama“, sagt sie. Der Krankenhausbetrieb sei in den vergangenen Jahren hektischer geworden: „Wir haben zwar früher körperlich mehr gearbeitet, aber das ganze Drumherum mit Vorschriften, Anweisungen und Bürokratie ist heute mehr geworden.“

Wichtig sei ein guter Zusammenhalt unter den Kolleginnen und Kollegen. „Ich habe immer gerne im Team gearbeitet und habe heute noch Kontakt zu den Kolleginnen von 1971.“ Treu ist „Mariänneken“ auch der Inneren Abteilung geblieben und hat hier mittlerweile fünf Chefärzte erlebt. Wie lange sie noch arbeiten will? Marianne Levermann lacht: „Mal schauen, noch gefällt es mir.“